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Alt 24.08.2014, 21:55   #4
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Lieber Deimos,

rappen ist nicht mein Metier, zu lang, zu ungewohnte Grooves und Beats. Das Hören und Begreifen ergibt sich meist aus der Metaebene, wie bei guten klassischen Gedichten auch, die Analyse führt in die Sackgasse. Dass ich es hier als lyrische Spielart benutzt habe ist deshalb ein kleines ungewohntes Experiment für mich selbst.
Auslöser war Kykals herablassende und arrogante Auffassung von Dichtkultur, welche nicht Rilke auf der Fahne stehen hat. Wobei ich das nicht persönlich sehe, weil ich sehr wohl schätze, was er kann.
Es ist wohl immer der natürliche Widerstreit zwischen Sprachfluss und Sprachentwicklung auf der einen Seite, und Spracherhalt auf der anderen Seite. Lange galt der Hexameter als das klassische Vermaß epischer Dichtkunst schlechthin, und auch ein Rilke wäre hier fahnenflüchtlig geworden.
Das Aufbegehren und das Umschmeißen von Säulenheiligen wohnt dem jugendlichen Drang auf der Suche nach eigenen persönlichen Ausdrucksmitteln inne. Es mag belächelt werden, solange, bis auch hier sich die Meister ihrer Zunft herausbilden und den Lohn durch uneingeschränkte Anerkennung erfahren.
Es ist das Wesen der Kunst, welche sich im Spannungsfeld zwischen progressiven und konservativen Kräften unaufhaltsam ihren Weg bahnt.
In bleiernden und stagnierenden Zeiten ist die Sprache der Aufbrüche gefragt, in sehr bewegten Zeiten sind erhaltende Kräfte notwendig. In diesem Kontext kann ich Kykals Wertekonservatismus begreifen. Und ich kann auch verstehen, dass er sich dieser Ästhetik verbunden und verpflichtet fühlt.
Dennoch erschien mir der Rap mit seiner ,,Battle- Tradition" eine geeignete Form, hier auch für eine notwendige Antithese zu sorgen. Leider bin ich im Umgang mit diesem Stilmittel ungeübt, aber die Richtung einer respektlosen Antwort ist hoffentlich erkennbar.
Der tiefe Respekt liegt natürlich in der eigentlichen Auseinandersetzung.
Da die unterschiedlichen lyrischen Spielarten von den Kindern ihrer Zeit geprägt sind, ist mein Gedicht quasi auch als Brückenschlag zwischen Jugend und Alter zu verstehen. Der Dialog bzw. die Dialektik ergibt sich zu dem Gedicht Hybris von Kykal mit dem dazugehörigen Thread.
Die sinnfreie Lyrik ist vordergründig natürlich absurd, weil ich den Sinn und Zweck ja schon dargelegt habe. Analytisch betrachtet sind eine Milka- Kuh und steppdeckenrappende Hauruckreimzombies gaga und sinnentleertes Geschwätz.
Danke für deine Nachfrage, L.G.AZ


Liebe Claudi,

die näheren Hintergründe hatte ich ja schon auf Deimos Anfrage hin dargelegt. Danke für deine Einschätzung. L.G.AZ

Geändert von AAAAAZ (24.08.2014 um 22:38 Uhr)
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