Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 04.10.2012, 10:20   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.909
Standard

Hallo Galapapa,

ich hatte dieses Gedicht schon vor ein paar Tagen gelesen und meinen Kommentar dazu fast fertig, als ich ihn mit einem falschen Klick ins Nichts schoss...

Das kann zwar jedem mal passieren, aber ich war so sauer, daß ich mich einfach nicht mehr zu einem neuen aufraffen konnte.
Das will ich aber jetzt nachholen.

Bei einer solchen Geschichte fragt sich der Leser willkürlich, was hat die Protagonistin denn nun wirklich dort im See gesehen, wenn nicht ihr eigenes Antlitz?

Aber alles Übernatürliche findet sich in einer realen Ursache, auch wenn man diese nicht immer zu benennen vermag.

Wer kennt das Gesicht im Spiegel (auch im Wasserspiegel) besser, als der, der sich selbst darin betrachtet?
Liegen nicht alle Erfahrungen eines Lebens darin vereinigt?
Niemand weiß um die Gesamtheit dieser Erfahrungen, nur der Betrachter selbst kann diese darin entdecken.
Und wer hat in seinem Leben, sei es aus jugendlicher Unerfahrenheit, Fahrlässigkeit oder Unbedachtheit (oder Altersstarrsinn ), nicht schon einmal ein Unrecht begangen, dessen er sich bei entsprechender Einsicht schämt, freilich ohne es je rückgängig machen zu können?

Wenn man daraus gelernt hat, hat es allerdings auch seinen Zweck erfüllt und ich glaube Ludwig Feuerbach hat gesagt, der Mensch kann durchaus ein schlechtes Gewissen haben, ohne sich dafür verachten zu müssen.

Welche Erfahrungen die Protagonistin gesammelt hatte und was sie dort im See erblickte, wird sie wohl nur selbst wissen, denn das wahre innere Wesen eines Menschen bleibt allen anderen auf ewig verschlossen, weil jeder eine eigene Sicht auf die Dinge besitzt.

So können wir also nur hoffen, daß sie sich von den Geistern, die sie rief, eines Tages doch noch befreien kann...


Sehr schöner lyrischer Text, den ich gerne gelesen und kommentiert habe...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten