Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01.09.2016, 19:34   #3
Wodziwob
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Freut mich, Koko,

dass mein kleiner Buchauszug so viele Gedanken wachgerufen hat in Dir.

Wie gesagt, der Erzähler ist die Hauptfigur alias Desperado, es ist seine Sicht der Dinge, weil er die feige Ermordung der großen Häuptlinge verschiedener Stämme hat verfolgen müssen und diese intelligent genug waren, ihren vorgezeichneten Untergang vorauszusehen. Und da schlägt er im Kontext des Buches den Bogen...

°°°°°°°°°°°

Erhaben und würdig mögen sie wohl gestorben sein, die großen Häuptlinge und berühmten Gestalten, die da stritten für das Lebensrecht ihres hingemordeten Volkes, doch sie alle wanden sich in stiller Stunde wie der Wurm im Schnabel des Vogels, alle gingen sie durch die selbe grauenvoll abgrundtiefe Angst, die nicht von ungefähr Todesangst genannt wird, übermächtiges Naturgesetz und nicht zu bändigende Urgewalt, aus der es auch für den Tapfersten kein Entrinnen gibt. Mag sie auch verborgen gewesen sein in gefasster Haltung und gelassener Schicksalsergebenheit, wer da behaupten will, dass sie keine Angst kannten, ist ein hämischer Spötter. Sie alle wussten sehr genau, dass ihre Stunde kommen würde und gekommen war von Anfang an, da sie sich für den Kampf entschieden in der Gewissheit ihres sicheren Todes, nun denn, gewehrt mögen sie sich haben mit der Anwendung von Gewalt, suchten mit dem Einsatz ihres Lebens ihre Schutzbefohlenen und Familien zu verteidigen und ihre Heimat zu erhalten, gestorben aber sind sie unschuldig wie der Mann am Ölberg, denn nichts hatten sie verbrochen und nichts Unrechtes getan, der weiße Mann war es, der sie gezwungen hat mit aller Gewalt und unsäglicher Grausamkeit, ihre Hände mit seinem Blut zu beflecken.

Es kommt der Tag und er kommt mit Gewissheit, da du dich nicht mehr darum scherst, ob einer dich da leiden kann, weil du ihm die Wahrheit sagst, die er nicht hören will. Eins ist der große Geist und verdammt mag sein in alle Ewigkeit, wer den Einen-der Alles-enthält zum Feind erklärt vom Schöpfer aller Ding, denn er hat sich Gott zum Feind gemacht, indem er den Allwissenden gegen den Allmächtigen sprich gegen sich selbst auszuspielen versuchte, und dieser achtet die Kriegserklärung des Menschen, dem er den freien Willen mitgegeben hat nach seinem Ebenbild. Schreien mögen diese Frevler und wimmern vor Angst, der selben, die sie davor ihren Mitmenschen bereitet und angetan haben, denn es gibt der Qualen viele, die der Mensch dem Menschen zufügen kann, die Angst aber ist die schrecklichste davon. Schon in jungen Streunerjahren hab ich sie gesehen, in der Zelle des Sheriffs, nur durch Gitterstäbe getrennt von Männern, die dem Hämmern der Errichtung ihres eigenen Galgenbaumes lauschen mussten, sie spannt die Haut über den Wangen bis zum Zerreißen und flackert lodernd wie ein Fieberwahn in starren Augen ohne Wimpernschlag. Und kamen die Henker, die Todgeweihten zum letzten Gang zu holen, schritten sie ihn willenlos erschöpft mit stumpfen Gesichtern, denn schlimmer kann der Tod nicht sein als das, was sie durchlitten. Wer seinem ärgsten Feind das Schlimmste wünschen will, der schicke ihn in den Garten von Gethsemane.

Eins nämlich muss man dem Mann aus Nazareth lassen – er hat sein Ding durchgezogen.

Moses ist ein alter Mann geworden, Mohammed und Buddha und Konfuzius, diese fraglos großen Männer haben es verabsäumt, für ihre Lehre oder was auch immer mit dem Leben zu bürgen, nun, es ist selbstverständlich erlaubt, mit seiner Botschaft alt zu werden, aber die eigene Mission zu überleben raubt einer noch so großen Sache die nötige Würze. Ich will sie jetzt deshalb bestimmt nicht überflüssig nennen, aber irgendwie doch vergleichsweise unverbindlich, im Grunde reicht ein Abwinken, wenn einer keine Lust hat, sich damit zu beschäftigen...

°°°°°°°


Ansonsten fußt die kleine Geschichte ums Sabbatgebot auf dem Evangeliums-Zitat: "Wer von euch wird seinen Ochsen nicht aus dem Brunnen ziehen, wenn er am Sabbat hineinfällt?", als die Pharisäer Jesus und seine Jünger einer Gebotsübertretung beschuldigten, weil sie am Sabbat Ähren von den Feldern pflückten, um ihren Hunger zu stillen.

Was Du sonst so sagst, kann ich nur fett unterstreichen, gemeinsam mit dem Desperado, der ebendas in seinen Geschichten immer wieder und sehr schonungslos tut.

Danke fürs Reinschauen!

Liebe Grüße
Wodziwob

Geändert von Wodziwob (01.10.2016 um 12:23 Uhr) Grund: Kleine Änderung
  Mit Zitat antworten