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Alt 05.06.2009, 09:21   #3
RiffRaff
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Hallo Seeräuberin,

hab zunächst eine inhaltliche Frage. Soll S 1 Z 4 so aufgefasst werden, dass der Schnaps das Mädchen bewusstlos macht oder nur, dass sie die letzten Hemmungen verliert? Für mich ist das nicht ganz eindeutig, da der nächste Vers mit „Sie wachte auf“ begann“.

Falls du keine K.O.Tropfen ins Spiel bringen willst, könntest du S2 und S 3 in der Reihenfolge tauschen.

Sie trafen sich auf einem Fest
und riefen "Hoch die Tassen!"
Sie tanzten ausgelassen.
Ein Glas Absinth gab ihr den Rest.

Er war ein hübscher junger Mann
mit zarten weißen Händen.
Sie wollte sich verschwenden,
ging später mit ihm dann.

Sie wachte auf in seinem Arm
und küsste seine Lider.
Drauf küsste er sie wieder.
Sein Körper war so weich und warm.

S 3 Z 3 ist ein bissel schlicht ausgefallen mit dem „sie küsst ihn, er küsst sie“. Das Problem ist dass der Kuss auf die Lider ein schönes Bild ist, aber die Reimmöglichkeiten eineingt. bieder flieder glieder lieder mieder nieder [(Seifen)]sieder wieder.
Wie wärs, S 3 mit „sein Körper war so weich und warm“ anfangen zu lassen? Vielleicht geht’s dann einfacher?


Er zog mit Charme und viel Esprit
das Geld ihr aus der Tasche,
griff öfters gern zur Flasche,
was sie ihm Nachts zumeist verzieh.

Sie ging zur Arbeit in der Früh,
er schlief noch wie ein Engel,
benahm sich wie ein Bengel,
kehrte sie heim nach Plag und Müh.
Hab keinen Vorschlag aber Früh / Müh und die Umdrehung von Plag Müh ist bemüht, die Stelle ist schwach.

Aus Liebe war sie dumm und blind
und stellte keine Fragen
wollte nur alles tragen
sich, ihn—dann kam ein Kind.
Das generalisierende „man“ gefällt mir nicht. Warum es nicht auf der persönlichen Ebene belassen?

Flink machte er sich aus dem Staub
und kehrte niemals wieder.
Nachts sang sie Wiegenlieder,
verdorrte wie das welke Laub.
„verdorrte wie im Herbst das Laub“?

Der junge Mann ist beim Papa
dann flugs zu Kreuz gekrochen,
So war nach ein zwei Wochen
dann eine Braut mit Mitgift da.

Er feierte sein Hochzeitsfest
mit Pauken und Trompeten.
Sie konnte schnell noch beten,
dann gab das Gift ihr gleich den Rest.

Bei dem Text hast du dich für meinen Geschmack zu sehr am Klischee bedient. Armes braves Mädchen von einem hübschen jungen aus gutem Haus verführt, ausgenutzt, geschwängert, dann in den Selbstmord getrieben.

Vielleicht mag ich den Text auch nur nicht weil du ein Stück weit auf Brechts Spuren unterwegs warst. Mag sein, dass mich das noch zusätzlich gegen den Strich gebürstet hat.

Geändert von RiffRaff (05.06.2009 um 09:31 Uhr)
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