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Alt 13.01.2012, 17:36   #18
Justin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Liebe Stimme,

ich habe zwar momentan keine Wortklauberei zu Deinem spaßigen Gedicht auf Lager, möchte aber meinen Senf zur Rechtschreibung beigeben. Immerhin hat das jahrelang meinen Alltag bestimmt.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, daß ein fertiges Druckerzeugnis niemals ganz fehlerlos sein kann. Man kennt die Geschichte aus Amerika, wo einem Korrektor in einer Anzeige ein Jahresgehalt von einer Million geboten wurde, wenn es ihm gelingen würde, überhaupt keinen Fehler zuzulassen. Daraufhin hat sich niemand gemeldet, weil jeder nur zu gut wußte, daß das nicht möglich ist.

Man konnte am Arbeisplatz gerüffelt werden, wenn etwas übersehen wurde. Dem anderen wurde das dann mit gleicher Münze heimgezahlt . Und es gab schon aufregende Momente. Auf der Satzanweisung standen die satztechnischen Details - daß nach Manuskript vorgegangen werden sollte, aber auch nach der Dudenschreibung. Einmal mußte ich ein Werk über "Columbus" von einer Kollegin übernehmen. Meine Eingebung gab mir die Schreibung mit "C" vor - so wie im Manuskript. Im Duden stand es aber mit "K". Nach Rückfrage wurde ich angehalten, das immer als K anzustreichen. Der Teufel war dann los, als es wieder vom Verlag zurückkam. Ich war plötzlich der Sündenbock, obwohl ich ja nur die Anweisung vom Oberkorrektor befolgt hatte. Da mußte ich mich natürlich verteidigen .

Auf die eigene Kappe ging aber auch etwas - wie bei den anderen. Die letzte Durchsicht vorm Druck - die Revision - wurde aus der Druckerei durch eine Art Schornstein hochgeleiert. Das hatte man dann durchzusehen und brachte es dem Setzer. Einmal kam der zurück in die Kammer und sagte (sich mehrmals mit der Faust an den Kopf schlagend): "Uuh, Uuh, Uuh, schau mal hin, was da steht - NOTITZEN. Das sind keine TITZEN, sondern TIZEN. Hast wohl gedacht, weil nur ein Wort dasteht, ist kein Fehler drin". . Anschließend bin ich durch die Setzerei gewackelt und konnte mich nicht halten vor Lachen. Und der Setzter im Hintergrund lachte mit.

Es ist heute leider so, daß die Rechtschreibung nicht mehr so straff gehandhabt wird wie in der Vergangenheit. Das liegt am Aufkommen des Internets, wo manchmal jeder so schreibt, wie es ihm paßt, aber auch an konfusen Regeln der Rechtschreibreform. Immer häufiger wird sogar ein Korrekturgang ausgelassen. Wenn ich hier schreibe, tue ich es immer noch am liebsten nach den alten Regeln. Bin ich beim Korrigieren halte ich mich an das Regelwerkt der Reform zur Rechtschreibreform. Somit wird wenigstens eine Balance gewahrt.

Liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (14.01.2012 um 07:57 Uhr)
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