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Alt 05.08.2016, 12:03   #9
Wodziwob
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Hi eKy,

das darfst Du ja auch, wenn Du besser damit zurecht kommst im Leben. Und ich werde Dir da zuallerletzt reinreden. Aber in mir sträubt sich alles, das Eine über das Andere zu stellen, und da dreh ich die Hand nicht um.

Stalin war als ehemaliger Priesterseminarist fanatischer Glaubensfeind, sein Hass gegen Religion hatte paranoid diabolische Züge, Mao setzte sich an die selbe Stelle wie einst die römischen Kaiser und Inkakönige, die eines Gottes nämlich. Hitler gründete sein Tausendjähriges Reich als Gegenmodell zu dem in der Johannes Offenbarung verheißenen. Was kam dabei heraus?

Ich kann und will mich nicht gegen ein urmenschliches Grundbedürfnis stemmen und kann keinen Sinn darin erkennen, Jahrtausende alte Spiritualität in vielerlei Gestalt und Ausprägung für Null und Nichtig zu erklären, nur weil das Weltall ein wenig größer geworden ist. Da beraube ich mich freiwillig eines großen Teils menschlicher Entwicklungsgeschichte und zeitloser grenzüberschreitender Erfahrung. Wozu? Ist es nicht eine Form von Kasteiung und Reduzierung, nur das zu glauben, was man "sehen" kann? Gott ist Geist. Steht irgendwo geschrieben. Geist ist wissenschaftlich nicht zu erklären, lediglich die Voraussetzungen dafür sind nachweisbar (im menschlichen Gehirn). Ohne "meditative Mitte", wie ich es immer nenne, wäre mein Leben sinnentleert. Auf die Bewältigung seiner nichtigen Spanne hinuntergezwungen. Ist mir zu wenig, um dafür geboren worden zu sein. Absolut zu wenig, und dagegen kann nun ich nichts tun.

Jede Religion macht ihre demagogisch menschenverachtenden Phasen durch, weil sie von Menschen gedeutet wird, missbraucht, zurechtgelegt, den eigenen Wünschen angepasst und dorthin zurecht gebogen, und das mit brachialer Gewalt. Die militante Speerspitze des Islam überschlägt sich grade regelrecht dabei, das Christentum hat sich bis ins letzte Jahrhundert hinein bis zur völligen Unglaubwürdigkeit überschlagen, nur... was zum Teufel hat das mit mir zu tun? Ich nehme mir die Freiheit, die Exzesse und Pervertierungen der monotheistischen Weltreligionen von mir und meinen Erfahrungen zu trennen. Und es sind Erfahrungen.

Wir wollen Alles, und wir wollen es jetzt. Hat Jim Morrison gesungen. Warum soll ich die Hälfte davon links liegen lassen, nur weil sie der Logik meines Begriffsvermögens nicht unbedingt entgegenkommt und sich nicht immer deckt mit dem Fassungsvolumen der "reinen Vernunft"? Da wäre ich ja schön blöd, sorry, aber ich rede von mir. Wie's andere damit halten, ist mir vollkommen wurscht, so wie's mir wurscht ist, wenn der Moslem seine Gebetszeiten einhält. Ja, es ist mir sogar wurscht, wenn andere glauben, mich deshalb für blöd erklären zu müssen. Ist das mein Problem? Never ever.

Ich jedenfalls halte Atheisten nicht für blöd. Sie werden schon ihre Gründe haben. Geht mich im Grunde nichts an. Ich stell grundsätzlich keinem Menschen die Gretchenfrage, auch wenn ich ihm täglich begegne. Vielleicht interessiert's mich ja gar nicht, wie er's mit dem Glauben hält. Die Erfahrung, dass genau dieser sein Glauben zu Komplikationen im unbefangenen Umgang miteinander führen kann, hab ich oft genug gemacht. Brauch ich nicht. Wirklich nicht. Und ebenso wenig mit Atheisten.

Leben und leben lassen. Die goldene Regel. Der Rest ist Schweigen.

Liebe Grüße (keine Floskel)
Wozi
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