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Alt 14.03.2017, 09:24   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Standard Man sinnentfremdet selbst Gedichte

Man sinnentfremdet selbst Gedichte


Ein jeder Mensch hat eine Birne.
Sie leuchtet nur nicht immer hell.
Der Hohlraum hinter seiner Stirne
Ist oftmals steter Dummheit Quell.

Sie rinnt aus Fingern und aus Mündern,
Verschmutzt die Umwelt noch und noch.
Sie fliegt in Körnern, Vierzigpfündern.
Sie häuft sich auf. Sie schlägt ein Loch.

Die Umwelt staunt und schüttelt Köpfe.
Sie schweigt. Sie schreit. Sie kämpft. Gibt auf.
Der Schwachsinn, er gebiert Geschöpfe
Und ändert oft der Welten Lauf.

Man sieht die Zeiten wieder dunkeln:
Die Dummheit setzt sich laut in Marsch.
Am Stammtisch sieht man Fratzen schunkeln,
Das Denken sitzt, so scheint’s, am Arsch.

Auch viele Kluge sind vernagelt,
Die Angst macht Menschen tumb und dumpf.
Das hat die Zivilisation verhagelt:
Was rauskommt, nennt man braunen Sumpf.

Man lernt nichts mehr aus der Geschichte.
Man hört nicht auf ein Argument.
Man sinnentfremdet selbst Gedichte,
Weil man die Grenzen nicht mehr kennt.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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