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Alt 27.11.2016, 10:28   #2
juli
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Hallo wozi,

Die Tiergeschichte ist eingebunden in die Zeit, wo sich Indianer und Weiße in Amerika begegneten. Nicht immer ging das friedlich vonstatten. Hier streift ein weißer Mann durch die Indianergebiete der Crow, und hat einen jungen Raben als Begleiter. Diesen Text finde ich besonders gelungen:

>>>>>Ihre größte Aufmerksamkeit aber gehört meinem Rabenkind, die sich inzwischen entschlossen hat, diese seltsamen Fremdlinge mit den bemalten Gesichtern, Armen und Oberkörpern ausgesprochen anziehend und spannend zu finden. Es hüpft forsch auf den Scheitel zwischen den grauen Ohren meiner Schwarzen, die diese Kapriolen längst gewohnt ist, und wird nicht fertig damit, den kleinen Kopf nach ihnen zu verdrehen und das Triumvirat mit seinen tiefschwarzen Augen ausgiebig und neugierig zu mustern, wobei der Wicht Laute von sich gibt, für die es keine sprachliche Umschreibung gibt. Irgendwo zwischen Knarzen, Gluggern, Gloggern, Krächzen, Gackern, Schnattern und Schnarren angesiedelt, klingt es sinngemäß wie ein „Was seid ihr denn für komische schräge Vögel, habt ihr was Leckeres dabei, ich armes verwaistes Küken bin am Verhungern, oder wollt ihr mit mir spielen, ich kann schon fliegen, ihr auch?“ Und was das Kerlchen eben so alles vor sich hin brabbelt, wenn es gilt, vielversprechende Neuankömmlinge um die kleinen Krallen zu wickeln. Die misstrauisch finsteren Gesichter der drei durchaus nicht vertrauenerweckenden Gestalten jedenfalls beginnen sich bei seinem lebhaften Vortrag aufzuhellen, ja der Anflug eines Lächelns huscht über die Miene des Älteren, ehe er ein paar forsche aber durchaus respektvolle Worte an mich richtet, die ich sehr viel weniger verstehe und deuten kann als die meines grade mal flügge gewordenen Rabenjungen. Aber es scheint sich um eine Frage gehandelt zu haben, da alle drei ganz offensichtlich gespannt auf eine Antwort warten.

Ich erzähle also mit dem Mute der Verzweiflung die Geschichte meines Findelkindes, wo ich es fand, wie ich gegen seinen beharrlichen Widerwillen durchsetzen konnte, ihm den Schnabel zu stopfen, bis es rasch selber fressen vielmehr schlingen konnte, auch unersättlich tat und fortan unerbittlich ständige, niemals abreißende Verköstigung einforderte, wie der kleine Frechdachs immer zutraulicher, vor allem aber unverschämter wurde und so fort, wobei ich oftmöglichst das Wort Crow für Krähe einfließen lasse in meinen Redeschwall in der vagen Hoffnung, das sie wenigstens den amerikanischen Sammelbegriff für ihre losen Stammesverbände kennen und als freundliches Entgegenkommen meinerseits zu deuten wissen. Außerdem rede ich mit Händen und Füßen, wobei ich dem Kleinen immer wieder zart aufs vorwitzige Schnäbelchen klopfe, bis er auf meine Schulter geflattert kommt, mich recht kräftig am Ohr zupft und mit rabenschwarzer Herzlichkeit schmerzlich in dasselbe zwickt als Liebeserweis und Ausdruck innigster Zuneigung. Bis mir nichts mehr Rechtes dazu einfallen will, doch was auch immer von meinem konfusen Gestammel zu den Kämpfern durchgedrungen ist, es scheint sie zu beeindrucken.
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Da mußte ich lächeln, ob der genauen Bobachtungsgabe von dem Vogel. * Rabensmiley*

Sehr gerne habe ich „ der letzte Monikaner“ gelesen und im Fernsehen gesehen, ich weiß diese Filme sind weit von der Realität entfernt. Doch nichtssotrotz haben sie meine Begeisterung für das Leben der Indianer und fremde Völker entfacht. Romantisch wäre wohl der Ausdruck für meine Begeisterung. Sie ist einer Nüchternheit gewichen, weil fast alle ursprünglichen Völker auf diesem Erdball in die Konsumgesellschaft hineingezwungen wurden. Manchmal mit deren Einverständnis, manchmal radikal erobert und bekriegt! Hier ist ein Rabe ein Bote, und er baut eine Brücke zwischen dem weißen und dem roten Mann. Wenn es immer so friedlich auf der Welt zugehen würde mittels den Tieren, wären wir Menschen ein Stück weiter auf dem Weg in eine friedliche Welt!

Deine Schreibweise ist leicht nachzuvollziehen, und wenn man erst einmal angefangen hat mit dem Lesen, dann liest man auch weiter. Die Rabengeschichte ist weise und lustig.

Liebe Grüße sy


Geändert von juli (27.11.2016 um 17:25 Uhr)
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