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Alt 25.02.2013, 18:19   #7
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Falderwald,

vielen Dank für deine interessanten und hilfreichen Erklärungen zum Haiku. Was du konkret zu dem "sacht" sagst stimmt, es müsste wegzubringen sein.

Da der Faden immer interessanter wird, möchte ich etwas genauer erklären, wie ich zu dem Ding gekommen bin.

Einerseits denke ich, dass das Haiku-Gedicht sehr eng mit der Japanischen Kultur verbunden ist. Man kann es wahrscheinlich nicht gut nachzumachen. Andererseits versuche ich herauszufinden, was diese Form so anziehend macht, dass sich in aller Welt Menschen damit beschäftigen. Vielleicht kann man etwas davon lernen, was sich in unsere Sprache transportieren lässt.

In diesem Zusammenhang ist mir die 5-7-5-Silben-Regel als hinderlich aufgestoßen. Aber was macht die Form des Haikus wirklich aus? Als ich dieser Frage nachging, stieß ich auf eine interessante Untersuchung: "From 5-7-5 to 8-8-8: An Investigation of Japanese Haiku / Metrics and Implications for English Haiku / RICHARD GILBERT and JUDY YONEOKA / Journal of the Foreign Language Education Center.(2000)." Diese Studie hat empirisch erforscht, wie Haikus gelesen warden, und kommt zu dem Schluss, dass einschließlich der Pausen eine in gelichmäßig in drei Teile geteilte Form entsteht, also 8-8-8.

Nun habe ich versucht entsprechende Formen im Deutschen zu finden, welche kürzer als 17 Silben sind (17 japanische Moren sollen angeblich den Sinngehalt von etwa 11 Silben im Deutschen tragen können). so kam ich auf:

X x X _
X x X x
X x X _

Dann habe ich ein wenig mit Vokalen und Prosodie gespielt. So kam die Kurzversion zustande. Dann habe ich einen Schreck bekommen und noch schnell die Langversion gemacht, wobei ich jedoch das gleiche Prinzip beibehalten habe.

Ich habe sehr stark abstrahiert und vielleicht war der Hinweis auf den Haiku sogar hinderlich, aber dann hätte es nicht diese interessante Diskussion gegeben, sie sich hoffentlich noch fortsetzten wird.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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