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Alt 11.06.2011, 15:04   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Faldi!

Zitat:
In seiner Brust vereinen sich zwei Herzen,
wie Yin und Yang die in sich ruhend wohnen,
zu einem Wesen voller Relationen
im weißen Schattenwechsel schwarzer Kerzen.
Nicht nur in seinem - in jedem von uns. Yin und Yang, Schwarz und Weiß, Gut und Böse, es gibt immer zwei Seiten von und in Allem. Ein stetes Wechselspiel der Kräfte, die unser Selbst ausmachen, durch die enge, untrennbare Beziehung, in der sie miteinander stehen. Nicht nur weiße Kerzen können schwarze Schatten werfen - auch schwarze Kerzen durchaus weiße ...

Zitat:
Dort treffen sich zum Kampf die Emotionen,
die miteinander in der Freude scherzen,
doch auch in tiefster Trauer qualvoll schmerzen,
weil sie sich gegenseitig nicht verschonen.
Wie viele "innere Kämpfe" fechten wir wohl im Laufe unseres Lebens aus? Wie viel "innere Überwindung" kostet uns manche Entscheidung? Wir sind mit uns selbst nicht immer "Eins", manchmal müssen wir auch gegen unsere "innere Überzeugung" agieren, das kann schmerzhaft sein, gerade weil wir uns selbst nicht "verschonen" können, wohl aber Andere ...

Zitat:
Die gute und die böse Seite bringen
die Welt als Vorstellung in seine Sinne,
da sie sich stets und überall bedingen.
Ja, absolut. Eine gelungene Darstellung. Kein Licht ohne Schatten, und kein Schatten ohne Licht. Eines kann ohne das Andere nicht existieren.

Zitat:
Nur eine Seite kann ihm nicht genügen,
er ist gefangen wie im Netz der Spinne,
sonst würde sich der Dichter selbst belügen.
Die "Freiheit" kann man sich nur durch die eigene Entscheidung nehmen. In wie weit jemand bereit ist, sich selbst zu beschränken, hängt von der "inneren" Bereitschaft dazu ab. Wie weit kann man gehen? Wie viel Freiheit gestattet man sich, ist bereit, sich selbst oder Andere unter Umständen zu verletzen? Sich selbst zu belügen bedeutet, sich dessen nicht bewusst zu sein. Nur ist meine Meinung hier mit der Conclusio nicht völlig in Übereinstimmung. Ich entschied mich dafür, mich selbst bis zu einem gewissen Grad "gefangen zu setzen", mir liegt trotz Ehrlichkeit nichts daran, andere zu verletzen. Dafür verzichte ich freiwillig auch auf ein "Stückchen" Freiheit. Das "Gradmaß" dessen ist immer die Entscheidung jedes Menschen, ganz individuell. Wobei diese Wahl ungezählte Male getroffen werden muss, in jedem einzelnen Fall aufs Neue - und Ehrlichkeit ist unabdingbar, vor Allem gegenüber sich selbst.

Die Wahl des Sonetts durch seine Struktur von These, Antithese und Synthese ist für diese Thematik genau die richtige.

Gerne gelesen und darüber reflektiert.

Liebe Grüße

Stimme
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