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Alt 28.06.2013, 09:08   #6
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Falderwald,

das stimmt schon und ich wollte das Problem nicht herunterspielen.

Früher war die Beschnüffelung und soziale Kontrolle auch sehr weitgehend, man denke nur an die typische Dorfgemeinschaft wo jeder von jedem alles weiß. Der Unterschied liegt darin, dass heute das Schnüffeln nicht mehr die Nachbarin macht, sondern dass das völlig anonym vor sich geht. Das macht Angst, weil man dieses anonyme Wesen, welches ja nur zum geringen Teil durch staatlich kontrollierbare Institutionen bestimmt ist, überhaupt nicht zu fassen bekommt.

Der zweite Punkt, der Angst macht, ist die Furcht vor Manipulation, denn die Informationen werden zur Beeinflussung benutzt, welche von dem beschnüffelten Menschen oft gar nicht wahrgenommen werden. Das ist im Prinzip auch nichts neues, wird aber wieder durch die Anonymisierung des Prozesses erschreckend.

Es gibt ja auch keinen ritterlichen Zweikampf mehr, Aug in Aug, sondern hinterhältiges abknallen mittels Lenkbomben und Drohnen. Doch es ist auch nicht immer ganz klar, ob die unpersönliche Form schlechter ist. Beispiel: Hernehmen der Magd oder Schweinefilm.

Wie gesagt. Ich finde es gut, dass das Thema jetzt immer stärker ins Bewusstsein tritt, und dazu trägt auch dein Gedicht bei. Es ist auch sehr angebracht, dass es Wut darüber zum Ausdruck bringt. Aber Wut erzeugt meistens nur Gedanken und Handlungen die zu kurz greifen und dann Ohnmachtsgefühle auslösen. Das Problem ist komplex. Ich weiß auch keine Lösung.

Die neuen elektronischen Medien verändern unsere Gesellschaft radikaler, als der Buchdruck das je getan hat – und da war einiges los. Ich bin gespannt was das werden wird und gleichzeitig ein unverbesserlicher Optimist. Ich halte es jedenfalls für sehr wahrscheinlich, dass jemand "in the year 2525" dein Gedicht lesen wird, etwa genauso davorsteht, wie wir vor den schönen Höhlenzeichnungen und sich fragt: Was hatten die damals für Gedanken und Probleme? Ok, das war jetzt vielleicht etwas weit gegriffen, ich bin wohl gerade in Quatschlaune.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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