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Alt 17.03.2017, 19:12   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Walther,

das ist eine heftige Abrechnung, aber sie wird an keiner Stelle konkret, so weiß der unbedarfte Leser die Zeilen nicht richtig einzuordnen.

Letztlich hat jeder, der Lyrik (und Prosa) schreibt, etwas mitzuteilen und das kann immer nur aus der Perspektive des Autors heraus geschehen.

Ich will damit sagen, dass jede Lyrik ihre Berechtigung hat, auch wenn manche ein "falsches" Ideal verherrlicht, wobei falsch wieder relativ ist, denn es kommt darauf an, auf welcher Seite man steht, bzw. wie eine Gesellschaft geprägt ist.
Und wer sagt uns, was falsch oder richtig ist, solange die Gesetze eingehalten werden?

Es ist immer die individuelle Betrachtungsweise und das Urteil derjenigen, die glauben, darüber urteilen zu können.

Ich habe mit solchen Texten meine Probleme, denn sie erheben den Zeigefinger zu einem hochmoralischen Standpunkt und stellen sich über die Dinge.

Man muss in deinem Text nur ein Wörtchen austauschen und schon erhält er eine ganz andere Bedeutung.

Wenn man anstatt "brauner Sumpf" "roter Sumpf" oder "Glaubenssumpf" setzt, dann verkehrt sich das alles.
Nicht, dass ich dir das hier unterstellen möchte, doch ich persönlich wäre vorsichtig mit solch pauschalen Äußerungen.

Es gibt eine politisch rechte Seite und eine linke Seite.
Die Mitte kann (und sollte) dementsprechend also nur aus bestimmten Eigenschaften dieser beiden Seiten bestehen.
Deshalb muss noch lange nicht alles falsch sein, was von rechts oder links kommt, nur aus dem Grunde, dass es eben von einer dieser Seiten kommt.
Wenn eine Seite in der Mitte das Übergewicht bekommt, ist sie keine Mitte mehr und das Gleichgewicht bleibt nicht länger gewahrt.
So trägt die Mitte auf jeden Fall eine große Mitverantwortung, wenn eine der anderen Seiten sich wieder lautstark in den Vordergrund stellt.
Und Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall, was sich immer wieder bewahrheitet hat. Und das gilt für alle.

Auch der Titel, "Man sinnentfremdet selbst Gedichte", ist irreführend und widerspricht sich selbst.
Denn selbst wenn man der Aussage eines Textes nicht zustimmen kann oder will, so transportiert er trotzdem einen Sinn, denn er verfolgt ja einen bestimmten Zweck.

Und ich wüsste nicht, dass es irgendein Gesetz gibt, was die Lyrik darf und was sie nicht darf.

Viele Texte haben zu ihren Zeiten große Anerkennung gefunden und das waren nicht immer nur gute Zeiten.

Ich kann mir schon denken, worum es dir bei dieser Sache geht, aber viele andere hier können das wahrscheinlich nicht, weshalb sie wohl auch ein bisschen ratlos vor diesem Text stehen werden.


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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