Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 09.02.2018, 17:52   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi EVG!

Ein schönes Gedicht, mit Verve begonnen, zuletzt aber mehr und mehr zusammengbastelt und konstruiert wirkend. Da ging es dir wohl wie mir oft - mit der Länge des Textes verliert sich langsam die Woge der Inspirationn verebbt an Problemen der Formulierbarkeit und Syntax, und man wurstelt sich weiter, um noch zu einem passenden Ende zu finden.
Du siehst vielleicht auch, wie meine Korrekturvorschläge nach unten hin immer mehr werden ... - ein deutliches Anzeichen für diese Problematik.

Dennoch ist das Werk gut gelungen, wenn du bereit bist, auf meine Vorschläge zu hören:

Ich möchte meinem Mädchen Worte sein,
doch bin ich ohne Mut, will es vertagen,
weil meine Worte keine Kleidung tragen.
Ich stehe hier, bin sprachlos und im vagen
Verlangen eingesperrt und auch allein.
Mit einem Schweigen bilde ich mir ein: Der indirekte Artikel zu Schweigen wirkt befremdlich. Besser: "In tiefem Schweigen ...".
mit ihr zu sein, an immerwarmen Tagen.

Und wenn ich schreibe, über meine Liebe, Kein Komma nach "schreibe".
will ich mit Händen deinem Herze lauschen, "deinem Herzen".
mit feuchten Lippen das Verliebtsein tauschen - Schöner: "ein Verliebtsein" oder "das Vertrautsein".
Wir reiten bergwärts Pfade lang, es rauschen Es müsste heißen: "Pfade entlang", das "lang" ist gemeinsprachlich. Altern.: "hoch".
vertiefte Täler und wir richten Pauschen. Echt? Sattelteile richten? Passt so gar nicht zur romantischen Stimmung! Was soll "vertieft" im Zusammenhang mit Tälern bedeuten? Altern.: "smaragdne Bäche unterm Wolkenbauschen."
Es ziehen Vögel, Bäume prassen Triebe: "Prassen"? Es müsste heißen: "prassen mit Trieben" oder "verprassen Triebe". Alles andere ist unkorrekt formuliert. Auch Wiederholung von "es". Altern.: "Sie flüstern von Ermutigung und Liebe:"
Es wäre schön, wenn mir ein Wort nur bliebe.


Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten