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Alt 12.01.2013, 16:47   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Thomas,

als erstes möchte ich vorschlagen, diesen Beitrag in eine andere Rubrik zu verschieben, denn es handelt sich hierbei ja nicht um einen lyrischen Text.

Was meinst du, wäre er nicht in diesem Forum besser aufgehoben?
Außerdem geht er hier schneller unter.

Zum Beitrag selbst:

Es ist schwierig, die Lyrik eindeutig zu definieren und von anderen Gattungen abzugrenzen.

Nehmen wir z. B. Computergedichte.

Zitat:
"Komponiert" bedeutet, dass der Text mindestens eine nicht mechanisch konstruierbare Veränderung aufweist, durch welche es zu einem in sich geschlossenen Ganzen wird, welche ein notwendiges Ende hat - siehe z.B. den Unterschied zwischen Canon und Fuge, wobei die Veränderung bei Texten auch rein semantischer Natur sein kann. Diese Anforderung muss jeder künstlerische Text, ob Prosa oder Poesie, erfüllen. Das Kriterium schließt z.B. Computertexte aus.

Ein Computer besitzt eine künstliche Intelligenz und verfügt nicht über ein Bewusstsein in unserem Sinne.
Aus eigenem Antrieb würde er wahrscheinlich kein Gedicht verfassen.
Dazu braucht er einen Befehl.
Um diesen Befehl umzusetzen, benötigt er Vorgaben, die ihm zeigen, was er tun soll.
Je mehr dieser Vorgaben er erhält, umso besser wird er seine Aufgabe erledigen können.
Jede dieser Vorgaben aber wird vorher programiert und so fließen selbst bei minimalsten Informationen immer die Ideen der menschlichen Programierer mit ein.

Wenn ich ein möglichst gutes Lyrik-Programm erstellen sollte, so brauchte ich dazu einen Programierer, der mir alles in die Maschinensprache übersetzt und dem Rechner eingibt.
Der Computer bekäme einen riesigen Vokabelschatz mit allen benutzbaren Worten und in welchem Zusammenhang sie verwendet werden können, sowie eine einwandfreie Rechtschreibung und Grammatik, er würde alle Regeln der Metrik kennen, nur einwandfreie Reime verwenden, die Zeilenanfänge und -enden nicht auf eine Wortart beschränken, usw., eben alle großen und kleinen Tricks, die für das formale Handwerk erforderlich sind. (Das alles aufzuzählen würde jetzt den Rahmen sprengen, mir würde da noch eine Menge mehr einfallen.)

Wenn mein Programm dann in meinem Sinne fertig wäre, müsste ich eingeben, was für eine Art Gedicht ich haben möchte.

Das Metrum, Anzahl der Hebungen, Reimschema, Gedichtform, bei Bedarf Anzahl der Zeilen und Strophen usw.

Ließe ich ihn jetzt starten, dann würde er sogar ein formal einwandfreies Sonett konstruieren können, jedoch wäre der Sinngehalt der Zeilen höchstwahrscheinlich nicht gegeben und wir hätten einen sinnlosen Text.

Also braucht er noch Reimworte und es müsste die Möglichkeit gegeben sein, ihm das ein oder andere Stichwort zu liefern.
Je mehr Input er erhält, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit eines sinnvolleren Textes.

Und wenn man ihn diese Operation 1000 mal durchführen lässt, dann könnte vielleicht doch ein Text dabei herauskommen, der Sinn macht, denn der Leser stellt diesen Sinn selbst für sich fest und ist bereit, sich mit dem Text auseinanderzusetzen und die Teile zusammen zu fügen.

Es wäre kein hervorragender Text, ganz durchschnittlich halt, ordentliche Sprache, ordentliche Reime, ordentliche Metrik, tadellos.
Nicht zum Abheben aber ein sinnvoller Text.

Dann stelle ich ihn hier ein und du würdest ihn Lesen, ohne das Wissen, daß dies ein zum größten Teil computergnerierter Text wäre.
Würdest du diesem Text von vornherein absprechen, ein lyrischer Text zu sein?

Das ist hier die Frage...

Ich komme später noch einmal zurück, um auf die weiteren Punkte einzugehen.


Ich finde das sehr interessant...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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