Thema: Ophelia
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Alt 09.03.2016, 13:27   #7
anamolie
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Sry, ich bin im Gegensatz zu dir, oder Erich Kykal, kein Viel-Kommentierer,
dem dieser endlose Sermon um ein paar Phrasen Sinn erweckt...
das ist ein Geschacher um kleinste Kreise, das mir erscheint,
wie eine Sinnpresse aus einer fast leeren Zahnpasta-Tube.

Das kann man mit einer SM-Session vergleichen:
Wenn überhaupt, dann einmal im Monat, sonst nervts.

lol. Für dieses endlose, immer wieder kehrende Kommentieren,
sei es meine Gedichte, oder fremde Gedichte, habe ich weder die Kraft,
noch die Geduld, noch die geistige Einstellung und Verfassung.
mE, entweder der Dichter selbst, erreicht eine würdige Höhe und Präzision,
oder eben nicht. Es gibt schon genügend tolle deutsche Gedichte,
und es gibt unzählige deutsche Gedichte, die gescheitert sind. Ist einfach so.

Da endlos zu debattieren - das ist des Dichters Verantwortlichkeit,
was er aus seinen Gedichten macht, alles Andere ist nur die kleinliche
und subjektive Betrachtung, um die ein riesiger Terz gemacht wird, mE.
Insofern bin ich nach einer Woche Gedichte-Eiland, schon wieder am Ende
meiner Kommentier-Lust, und werde mich wohl zurück ziehen.

Gedichte schreiben vielleicht, und ansonsten - nichts.
Das ist hier euer Spiel - nicht meins!

Zitat:
Der grüne Wasserteppich hält dein Kleid gefangen
und Sonnenlicht bescheint dein Angesicht,
das Blätterdach verhindert Ufersicht.
Im Tod ist alle Liebespein vergangen,
Zeile 1: Eine spröde Eingangs-Beschreibung ohne Verve.
Die Zeile enthält keine grammatikalische Ambivalenz.
Es ist ein ganz normales deutsches Satz-Konstrukt,
eine nüchterne Erklärung. Wie kann Wasser ein Teppich sein,
Wasser ist nicht grün, wenns ein grüner Teppich wäre dann nicht
aus Wasser, sondern aus Algen, Seerosenblättern, was weiss ich,
Wasserteppich klingt wie Wassersuppe, und das Zeug soll also
ein "Kleid gefangen halten" --- hm!

Zeile 3: Unglaublich spröde, da könnte Gott selbst kein weiteres Wort
einfügen, dass das mal passen würde, mE.

Zitat:
die dich gequält dein langes kurzes Leben.
Die Stimme, die dich ruft, ist silberhell und nah,
sie weiß, was zwischen Liebenden geschah.
Sie wird, was du verlorst, dir wiedergeben.
gut.

Zitat:
Die weißen Blumen werden deinen Körper decken,
und Steine, tangbekränzt, dir Bettstatt sein,
denn niemand wird dein Leben jemals wecken,
Zeile 1: Wieder ein zu starres grammatikalisches Konstrukt.
"decken" bedeutet wie beim Deckhengst eher was anderes.
Solange es nicht "bedecken" heisst, ist "decken" eine zu nachlässige
Formulierung mE. Zeile 3 verhält sich ebenso. "werden", "wird", haufenweise
starre, adjektivlose Umstandsbeschreibungen mit spröder Zeit und spröden
Silbenfüllern. Das wirkt sehr sehr statisch auf mich.

Zitat:
weil jeder deiner Träume die Hölle wiedersah.
Der Fluss, er bäumt sich auf im letzten Beben,
und Mondlicht ist der letzte Widerschein.
Das würde ich als "nicht ansatzweise getroffen" verwerfen, dieses Terzett, zB.

Zeile 1, schwenkt plötzlich in Vergangenheit, zuerst "werden", "wird",
dann "wiedersah", nur dem Reim geschuldet, nur dem Konstrukt.
Zudem bewältigt die Zeile deinen Gedankengang nicht, dass sie gar nicht
wieder geweckt werden MÖCHTE, weil sie sich ansonsten erinnert, nehme ich an.
Ein sich aufbäumender Fluss - tut mir Leid, sehe ich nicht.
Mondlicht, ein letzter Widerschein, hrmpf!!!
Ich weiss nichtmal, was ein Widerschein überhaupt ist. Und wozu sollte
Mondlicht überhaupt "der letzte Widerschein" sein???

Meines Erachtens liegt die Bitch da endlos rum, und sie wird endlos beschattet
von Blätterdach und Mondenschein, warum "letzter Widerschein"?
Das passt nicht. Zuerst bettet das Sonett die Dame in eine endlose Stasis
eines Ortes, und dann soll die Romantik eines ewigen Betrachters, des Mondes,
plötzlich in Endlichkeit abgleiten und die Szenerie sich dadurch auflösen?

Die Szenerie DARF sich aber nicht auflösen, sie muss endlos bleiben,
das ist die Romanze daran. "Widerschein" kapiere ich nicht, und "letzte"
zerstört die Romanze, mE. Du siehst, ich finde sowohl Thema, Titel, als auch
Gemälde gut, auch das Sonett an sich kann wirken, aber es wimmelt von Fehlern mE.

Mich da endlos zu erklären, wie zB Erich Kykal das macht, da habe ich einfach
nicht den Nerv dazu. Hätte das NICHT Chavali geschrieben, ich hätte mir die
Mühe wohl kaum gemacht. Endlose egozentrisch-subjektive Meinungs-Kaskaden
über ein Fremd-Gedicht zu verschütten, ist mir genauso zuwider, an Befindlichkeit,
Verletzlichkeit, Irrtum und Faulheit, als, dasselbe meinerseits zu empfangen.

Entweder, der Urheber SELBST, trimmts auf den heiligen Berg,
oder es verbleibt eben im Schattentale.......... ich bin da pragmatisch.
Achja, das wollte ich noch machen:

In meinem "Der Panther" Gedicht wollte ich auch erst einen Alptraum-Wechsel
zwischen Tag/Sonne und Nacht/Mond haben, aber ich habe dann schlicht
Alles in die Nacht verschoben. Sonnenlicht ist zu aggressiv, und entrückt
das Entrückte wieder hinüber, ich würde Sonnenlicht auch hier nicht verwenden.

Zitat:
Dein Kleid von grünem Taumel still umfangen.
Dein sanftes, weisses, schönes Angesicht
zerdämmert kalt im zarten Mondenlicht.
Im Tod ist alle Liebespein vergangen.

xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
Zitat:
Die dich gequält dein langes kurzes Leben.
Die Stimme, die dich ruft, ist silberhell und nah,
sie weiß, was zwischen Liebenden geschah.
Sie wird, was du verlorst, dir wiedergeben.
Zitat:
Die weißen Blumen die dich ganz bedecken,
die harten Steine, tangbekränzt, dir Ruhestatt.
Und Niemand wird dich Schöne auferwecken.

xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
Nur Erich Kykal sagt, dass das ein unvollständiger Satz ist, dem ein Wort fehlt.
Aber das ist gebräuchliches, grammatikalisch korrektes Lyrik-Deutsch.

Zitat:
Du würdest deiner Pein aufs Neu gewahr.
So schlummerst du, als Traumesperlen weben
dich sacht in Nacht und Mond und Silberblatt.

xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
Meines Erachtens gehört es zur Poesie, keine "geraden" grammatikalischen
Satzkonstrukte zu verwenden, sondern "das Pferd von hinten aufzuzäumen".
Barocke Sprache, und romantische Übertreibung sind ebenso erwünscht.

Kleine Kinder schreiben so:

Der Lehrer erhebt den Zeigefinger und deutet an die Tafel.

Dichter schreiben so:

Der dorre Finger ragt gen kluge Tafel, Lehrer, und was zeigst du mir?

Das Eine ist Prosa, das Andere ist Poesie. Poesie lebt von markanteren, ambivalenteren
Beschreibungen im grammatikalischen Konstrukt, von Übertreibung, und wenn du eine
tragische Romanze über die ewig schlafende Ophelia machen möchtest - übertreibe!!!

So viel zu meiner subjektiven Meinung.

Geändert von anamolie (09.03.2016 um 13:43 Uhr)
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