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Alt 10.03.2010, 21:36   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe larin,

es gibt in allen Industrienationen Menschen mit Migrationshintergrund.
Fast alle sind einst mit der Hoffnung in solche Länder eingewandert, den eigenen wirtschaftlichen Status positiv verändern zu können.
Das ist verständlich, denn warum sollte jemand darauf verzichten, wenn er die Möglichkeit bekommt, woanders besser leben zu können.

Deutschland aber nimmt eine besondere Stellung in der Welt ein, steht die deutsche Geschichte doch für etwas Furchtbares im Umgang mit sogenannten Fremden.
Dieses Land wird international beobachtet und ganz besonders daran gemessen, wie es mit seinen nichtdeutschen oder eingebürgerten Mitbürgern umgeht.

Wenn hier etwas Negatives diesbezüglich geschieht, ist das Geschrei direkt ganz groß und die alte Nazikeule wird wieder ausgepackt.
Das kann und wird auf die Dauer nicht gut gehen, denn es gibt, wie immer, zwei Seiten einer Medaille.
Zum einen muss das öffentliche Verständnis zur Integration gegeben sein, zum anderen müssen die zu Integrierenden auch den Willen dazu mitbringen.
Das eine, wie das andere ist nicht immer auf beiden Seiten gegeben und daraus erfolgen die Probleme.

Ich glaube aber nicht, daß dies ein typisch deutsches Problem ist.
In anderen Ländern geschehen Tag für Tag genau dieselben Dinge, teilweise noch viel schrecklicher, doch darüber wird kaum geredet.

In Deutschland jedoch wird dies zu einem moralischen Instrument gemacht, was die Menschen hier nicht verdient haben, denn die alten Kriegsverbrecher sind zum größten Teil Geschichte.
Wir leben heute in einer anderen Gesellschaft, die keine Schuld an den alten Kriegsverbrechen trägt, sondern im Gegenteil versucht, allen nationalistischen Strömungen entgegenzuwirken.
Natürlich sind rechte Tendenzen vorhanden, doch auch diese gehören zu einem demokratisch politischen Spektrum. Und solange sie keinen wirklichen Einfluss bekommen, ist keine Befürchtung angebracht.
Da schaue man nur einmal über die Grenzen, wo es teilweise ganz anders zugeht.

Was aber einige große Zeitungen und Nachrichtenmagazine in den letzten Jahren hier zum Teil verbrochen haben, ist eine ganz andere Sache.
Diese Medien bedienen sich nämlich der Angst der Menschen, indem sie die Gefahren des fundamentalistisch islamischen Terrorismus bis aufs Letzte für ihre Zwecke ausnutzen und somit Hass, Angst und Misstrauen in diesem Lande gegen eine ganze Religion und deren Anhängern sähen.
Dazu gehört auch der Spiegel, der in vergangenen Publikationen dieses Thema reißerisch ausgebeutet hat.

So ist es kein Wunder, daß es viele Menschen mit Migrationshintergrund sehr schwer haben, hier Fuß zu fassen.
Das zieht dann teilweise Solidarisierungen Betroffener nach sich, die wiederum Anlass zum Misstrauen geben.
Wie eine Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt.
Und alles ist hausgemacht.

Es geht aber auch anders, wie es der Fall unseres Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler zeigt, der im Alter von neun Monaten als vietnamesischer Kriegswaise nach Deutschland kam.
Und ich finde, das gibt Anlass zur Hoffnung.

Ich kann dein Gedicht sehr gut verstehen und nachvollziehen, doch ich glaube nach wie vor, daß dies kein typisch deutsches Problem ist.
Man schaue nur mal in die Vereinigten Staaten, obwohl sich da auch in den Köpfen einiger Menschen langsam was zu lockern scheint, siehe Barack Obama.

Interessanter Text, der zum Nachdenken einlädt.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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