Thema: Der Narr
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Alt 12.03.2018, 11:03   #3
Sufnus
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Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
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gar nicht reimlos....
wieso wirkt das so *wunder*
Ich freue mich sehr, dass Du das Gedicht im allerersten Lesen als reimverweigernd wahrgenommen hast - ein bisschen war das der Plan...

Da ja hier mit dem Narren eine anarchische, beinahe etwas dämonische, Figur besungen wird, sollte das Gedicht keinesfalls zu leichthin singbar sein, sondern von alter, unanfechtbarer Widerborstigkeit zeugen.

Wenn man die ersten Worte einfach mal ohne Zeilenumbruch, ganz Prosa-haft, hintereinander schreibt:

"Dein Herzschlag lag verquer zum geistlosen Verein der Zeitgenossen. Kein Geklügel war so leer, dass es Dein Schelmenkünden erfassen konnt...",

dann lässt sich das völlig "unmetrisch" als reiner Prosatext lesen.

Ab dann gewinnt aber (so zumindest meine Idee) die metrische Sprache immer mehr an Gewicht, die Folgezeilen sind daher nur mit Schwierigkeiten rein prosaisch zu lesen, weil Reim und Rhythmus immer etwas durchdrücken - allerdings auch wiederum nicht zu stark: - die unreinen Reime "-künden / finden" und "treu / Narretei" sollen verhindern, dass alles zu eingängig dahinplätschert.

Auch dass die weniger Intellektuellen, die doch die einzigen sind, die dem Narren Verständnis entgegenbringen, als "volldebil" bezeichnet werden, ist ja nicht gerade ein netter Zug... Narren sind recht ungehobelte Zeitgenossen...
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