der alte maler
Der alte Maler
Die Jahre sitzen ihm in allen Knochen,
nur langsam schlurft er durch das Atelier
zur Küche, um sich schwarzen Tee zu kochen
und manchmal (für den Kreislauf) auch Kaffee.
Beim Gießen mit der Kanne zittern Finger,
die Knöchel an der Hand sind dick und rot,
und er verflucht die unbrauchbaren Dinger;
den Pinsel halten sie mit Müh und Not.
Der Tee - er füllt ihn halb nur in die Tasse,
der Rest davon ergießt sich auf Papier.
Verfärbt die Skizze einer alten Gasse,
schraffiert in mittelmäßiger Manier.
Schon längst genügt nicht mehr die treue Brille,
die Ränder seines Sehns sind trüb verwischt.
Einst sah er um sich pure Farbenfülle.
Nun sieht er, wie die Welt um ihn erlischt.
Er fühlt, wie Tag für Tag durch viele Lücken
der Leinwand seine Lebenskraft entrinnt.
Zuvor lag noch im Pinselstrich Entzücken,
wo nun der Überlebenskampf beginnt.
Und an die Wand gelehnt, die vielen Bilder;
für ihn zuletzt nur Zeugnis von Verlust.
Er war, doch wird nie mehr ein "Junger Wilder".
Der Umstand ist ihm länger schon bewusst.
Er würd so gerne sich noch einmal betten
in Farben, Formen, leicht gesetzt von Hand.
Die Malerwürde will er für sich retten -
mit einem Streich setzt er das Holz in Brand.
.feb_2017
(überarbeitete Version. Danke, lieber Erich! Ich geb dir Recht - und das in so ziemlich allen Punkten (und das heißt schon was bei meinem Dickkopf) - und habe die meisten deiner Anregungen gerne übernommen. Das "einst" war allerdings eine Wortwiederholung, aber dafür habe ich dann auch eine hoffentlich ansprechende Lösung gefunden).
2. Änderung:
aus "reine Farbenfülle" wird "pure Farbenfülle" (danke, Lailany!)
Version 1:
die jahre sitzen ihm in allen knochen
nur langsam schlurft er durch das atelier
zur küche um sich schwarzen tee zu kochen
und manchmal (für den kreislauf) auch kaffee
beim gießen mit der kanne zittern finger
die knöchel an der hand sind dick und rot
und er verflucht sie, diese unbrauchbaren dinger
den pinsel halten sie mit müh und not
der tee - er gießt ihn halb nur in die tasse
der rest davon ergießt sich auf papier
darauf die skizze einer alten gasse
schraffiert in mittelmäßiger manier
schon längst genügt nicht mehr die treue brille
die ränder seines seh'ns sind trüb verwischt
einst sah er um sich reine farbenfülle
nun sieht er wie die welt um ihn erlischt
er fühlt wie tag für tag durch viele lücken
der leinwand seine lebenskraft entrinnt
wo früher lag in pinselstrich entzücken
spürt er wie überlebenskampf beginnt
und an die wand gelehnt, die vielen bilder
für ihn zuletzt nur zeugnis von verlust
er war, doch wird nie mehr ein "Junger Wilder"
der umstand ist ihm länger schon bewusst
er würd so gerne sich noch ein mal betten
in farben, formen, leicht gesetzt von hand
die malerwürde will er für sich retten
mit einem streich setzt er das holz in brand
.jan_2017
Geändert von fee_reloaded (21.03.2017 um 17:45 Uhr)
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