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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 31.05.2016, 16:37   #1
Ophelia
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Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
Standard Europa

Einmal noch umarmt sich halten
im Verbrüderungsgefühl!
Die Gestalten, die Gewalten
treiben ohne Sinn ihr Spiel.

Sie durchbrechen schon die Mauern,
alles was die Festung hält.
Sieh nur, wie sie gierig lauern,
bis die Einheit wieder fällt.

Erste Risse, Lichter schwinden,
warst doch eben erst erwacht.
Wie sich im Verdunkeln finden?
Nach dem Dämmern folgt die Nacht.



Inspiriert von Klabund " Einmal noch den Abend halten"

Geändert von Ophelia (01.06.2016 um 09:21 Uhr)
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Alt 31.05.2016, 19:42   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Ophelia!

An das klabund'sche Original glaube ich mich dunkel erinnern zu können.

Dein Werk erscheint mir als Mahnung an das (doch nicht so) vereinte Europa durchaus gelungen, gerade anlässlich der anstehenden Abstimmung der Briten zum "Brexit"!
Es hat Jahrhunderte gedauert, die Kleinstaaterei und das entsprechende kleinliche Clandenken einigermaßen aus den Köpfen zu kriegen, aber offensichtlich genügt nicht einmal ein so katastrophaler Kataklysmus wie die beiden Weltkriege, um die Menschen eines Besseren zu belehren!
Nationalismus, Angst um den Verlust einer vagen Identität, Mutterland, Vaterland, Heimat ... - bei vielen greift der Verstand einfach zu kurz, sie ziehen einen für sie überschaubaren Kreis, der alles ausgrenzt, was ihnen verdächtig fremd ist, und je kleiner der Geist, desto kleiner der Kreis.
Findet sich erneut eine ausreichende Schnittmenge kleiner Gemüter, darf es wieder mächtige rechte Parteien geben, und ein Herr Gauleiter (Denke nicht, ich hätte mich verschrieben!) darf wieder rassistische Hetze verbreiten!

S2Z3 - Bei "machtvoll lauern" stoßen drei "l" zusammen, da würde ich mir vielleicht ein anderes Adverb überlegen (zB. "gierig" gefiele mir in diesem Zusammenhang gut!)

Zuletzt würde ich S3Z3 mit einem Fragezeichen beenden, schließlich ist es als Frage formuliert.
Die letzte Zeile klänge auch als eigenständiger Satz besser, sozusagen wie ein finaler Grabstein, eine düstere Warnung.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2016, 09:20   #3
Ophelia
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 251
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Hi Erich,

"denk ich an Europa in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht."
Deine Verbesserungsvorschläge habe ich übernommen. Vielen Dank für deine Hilfe.

Liebe Grüße

Ophelia
Ophelia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2016, 09:57   #4
juli
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Hallo Ophelia,

Ich habe das Gedicht Klabund gekugelt um den Vergleich zu haben. Ich kannte es vorher nicht. Von daher war dein Hinweis wichtig.

Deine Zeilen weisen auf einen derzeitigen Prozess in Europa hin, in der wieder die Nationalitäten ihre Fahnen hoch halten. Verschiedenheit wird in den Mittelpunkt gestellt, nicht die Gemeinsamkeit. Ich hoffe ja noch auf die Vielfalt und auf das Gemeinsame. Auch hoffe ich, daß der Rechtsruck, der durch ganz Europa geht nicht gewinnt.
Ich finde es ja schön seine eigenes Fleckchen Erde zu lieben, da verstehe ich jeden Heimatliebenden, das widerspricht ja nicht dem Sinn der Gemeinschaft. Wenn Zäune regieren und Mauern und keine demokratischen Worte mehr gesprochen werden, dann folgt nach dem Dämmern die Nacht!

Deine Gedanken gefallen mir.

Liebe Grüße sy

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Alt 09.06.2016, 11:26   #5
Ophelia
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Hallo Syranie,

entschuldige meine verspätete Antwort. Es freut mich, dass du mein Gedicht kommentiert hast. Ich bin immer wieder besorgt über die lauten Europagegner und über den schlechten Ruf, den die Deutschen in Europa wieder haben. Mir ist in meinem letzen Spanienurlaub plötzlich ein sehr feindlicher Ton gegenüber meiner Nationalität angeschlagen. Es war erschreckend...Ebenfalls besorgt mich sehr der Rechtsruck der durch viele Länder geht.
Mir ist aufgefallen, dass viele Gedichte aus der Zeit vor dem ersten oder zweiten Weltkrieg sich in unsere Zeit übertragen lassen. Dies war der Anlass das Werk von Klabund umzuschreiben.
Danke für deine Gedanken

Liebe Grüße

Ophelia

P.S. Ich habe zu meiner Sorge diesbezüglich schon einmal ein Gedicht geschrieben, dass ich in einem anderen Forum veröffentlicht hatte. Ich stelle es mal hier ein.
Ophelia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2016, 13:33   #6
Meishere
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 08.06.2016
Beiträge: 30
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Hallo Ophelia,

sehr gelungen.
Mir gefällt, wie du ohne direkte Verweise auf Politik o.ä. die Situation dennoch gut einfängst.

Etwas, dass ich dieser Tage als sehr problematisch ansehe, ist, dass aus allen politischen Lagern wieder zu hören ist, wer denn Schuld ist, die Selbstreflexion aber scheinbar immer mehr in den Hintergrund rückt.

Wir dürfen auf die EM gespannt sein und schauen, ob sie das europäische Gemeinschaftsgefühl wieder erstarken lässt oder eher das Gegenteil bewirkt.

Ich gehe mit Hoffnung, doch auch mit Angst in die nächsten 10, 20 oder 30 Jahre.
Hoffentlich bleibt letzteres unbegründet.


Liebe Grüße,

Marcel
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2016, 06:35   #7
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
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Hallo Ophelia,

rundum gelungen, sehr eindrucksvoll. Zum Inhalt ist ja schon alles gesagt - und danke für den Hinweis auf Klabund.

Liebe Grüße
Sidgrani
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2016, 10:05   #8
Ophelia
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
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Hallo Meishere,

danke für dein Lob. Ja, schuld sind immer die anderen. Ist ja auch einfacher.
Zum Thema Fussball: da spielen doch die Länder immer gegeneinander und nicht miteinander.

Liebe Grüße
Ophelia


Hallo Sidgrani,

vielen Dank für deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut. Mich haben die Verse von Klabund so beeindruckt, dass ich sie unbedingt weiter ausarbeiten wollte. Vielleicht kennst du das ja auch, dass dich ein andere Dichter so inspiriert, dass du sofort im gleichen Stil losschreiben willst.

Liebe Grüße
Ophelia
Ophelia ist offline   Mit Zitat antworten
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