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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.08.2011, 20:47   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Fehl(be)handlung

.
.
.

Erst saß die Kränkung richtig tief,
verfälschte jedes Folgebild
und strickte daraus plakativ
aus ungerechter Wut ein Schild.

So ausgerüstet hielten sich
die Wunden unverheilt bedeckt,
doch irgendwann, unweigerlich,
von einem Tropfen aufgeschreckt,

durchbrach den Schutz im Überlauf
die lauernd kleine Winzigkeit
von Nichts, jedoch nahm sie in Kauf
zu halten jene Stetigkeit

des Maßes, das im Übermaß
Verborgenes entlarven könnt.
Es war die Wunde, die vergaß,
dass ihr die Heilung nicht gegönnt

verblieben ist durch Eitelkeit;
auch durch Erfahrung angestammt,
salbt sie zunächst mit Bitterkeit
den Wundbrand ein, bis er entflammt.
.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 17.08.2011, 15:38   #2
Stimme der Zeit
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe Dana,

nachdem ich (einigermaßen verlegen) nun schon mehrmals las, dass ich den nach mir folgenden Kommentatoren "nichts mehr übriglasse", bin ich ab jetzt ganz brav und warte mindestens einen Vorkommentar ab.

(Formal ist das Metrum, ein vierhebiger Jambus mit durchgehend männlichen Kadenzen, einwandfrei.)

In deinem Gedicht stellst du sehr anschaulich dar, was passiert, wenn man verletzte Gefühle und/oder Wut "in sich hineinfrisst" und verdrängt. Im Laufe der Zeit bleibt es ja nicht nur bei einer Kränkung, es kommt ständig noch etwas hinzu, der "Druck" steigt - bis dann, wie von dir geschildert, der sprichwörtliche Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.

Ich habe auch persönlich Menschen getroffen, die ständig alles herunterschlucken. Wenn diese eines Tages "explodieren" (ja, meist aufgrund einer unbedeutenden "Kleinigkeit"), steht das "Umfeld" konsterniert da: Aber er/sie ist doch sonst immer so ruhig ...

Nein, irgendwie muss man Verletzungen und Zorn "herauslassen". Natürlich muss darauf geachtet werden, dass nicht der oder die Falsche getroffen wird, und die "Wut des Augenblicks" ist auch nicht das Wahre; dabei läuft man Gefahr, über das "richtige Maß" hinaus zu schießen. Ich empfehle: Am Telefon abwarten, bis der andere ganz sicher bereits aufgelegt hat, um sich dann mit ein paar kreativen farbigen Metaphern Luft zu machen. Bei direkten Fällen hilft es, in ein anderes Zimmer zu gehen und ein paar Mal gegen die Wand zu treten! Anschließend tief ein- und ausatmen, dann kann man sich der Angelegenheit viel ruhiger stellen.

Etwas muss ich allerdings anmerken, ich werde hier aus dem Sinnzusammenhang nicht ganz "schlau":

Zitat:
Es war die Wunde, die vergaß,
dass ihr die Heilung nicht gegönnt

verblieben ist durch Eitelkeit;
Ich schreibe es mal hintereinander:

Zitat:
Es war die Wunde, die vergaß, dass ihr die Heilung nicht gegönnt verblieben ist durch Eitelkeit;
Zum einen kann doch eigentlich nur der "Verletzte" und nicht die "Wunde" etwas vergessen, denke ich. Und zum anderen "nicht gegönnt verblieben ist" - ? "nicht gegönnt ist" wäre korrekt, das "verblieben" passt hier nicht dazu, denn die "Wunde" ist ja "verblieben" - und nicht die Heilung ... Also eher "nicht gegönnt wurde", vom Sinn her gesehen.

Sollte ich mich irren (kann immer möglich sein), dann freue ich mich, wenn du mir die Bedeutung dieser Formulierung erklärst. (Und nichts für ungut, ja?) Abgesehen von dieser "Schwachstelle" gefällt es mir sehr gut!

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

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Alt 01.09.2011, 19:48   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber G. Heimer,

vielen Dank.
Aus dieser Erkenntnis heraus, übe ich mich darin, solche "Ausbrüche" zunächst nicht persönlich zu nehmen, sondern an den auslösenden Tropfen zu denken.
Es ist nicht einfach - aber eine Übung wert, und zwar für beide Teile.

Liebe Grüße
Dana

Liebe Stimme,

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Ich habe auch persönlich Menschen getroffen, die ständig alles herunterschlucken. Wenn diese eines Tages "explodieren" (ja, meist aufgrund einer unbedeutenden "Kleinigkeit"), steht das "Umfeld" konsterniert da: Aber er/sie ist doch sonst immer so ruhig ...

Nein, irgendwie muss man Verletzungen und Zorn "herauslassen". Natürlich muss darauf geachtet werden, dass nicht der oder die Falsche getroffen wird, und die "Wut des Augenblicks" ist auch nicht das Wahre; dabei läuft man Gefahr, über das "richtige Maß" hinaus zu schießen. Ich empfehle: Am Telefon abwarten, bis der andere ganz sicher bereits aufgelegt hat, um sich dann mit ein paar kreativen farbigen Metaphern Luft zu machen. Bei direkten Fällen hilft es, in ein anderes Zimmer zu gehen und ein paar Mal gegen die Wand zu treten! Anschließend tief ein- und ausatmen, dann kann man sich der Angelegenheit viel ruhiger stellen.
Genau so ist es. Manchmal sollte man noch mehr Geduld aufbringen und die Sache überschlafen aber stets darauf achten, dass es ausgesprochen wird. Mit ein wenig Abstand gelingt die Aussprache meist auch besser.



Nun zu hier:
Zitat:
Zitat von Stimme
Ich schreibe es mal hintereinander:

Zitat:
Es war die Wunde, die vergaß, dass ihr die Heilung nicht gegönnt verblieben ist durch Eitelkeit;

Zum einen kann doch eigentlich nur der "Verletzte" und nicht die "Wunde" etwas vergessen, denke ich. Und zum anderen "nicht gegönnt verblieben ist" - ? "nicht gegönnt ist" wäre korrekt, das "verblieben" passt hier nicht dazu, denn die "Wunde" ist ja "verblieben" - und nicht die Heilung ... Also eher "nicht gegönnt wurde", vom Sinn her gesehen.

Sollte ich mich irren (kann immer möglich sein), dann freue ich mich, wenn du mir die Bedeutung dieser Formulierung erklärst. (Und nichts für ungut, ja?) Abgesehen von dieser "Schwachstelle" gefällt es mir sehr gut!
Bei diesem etwas komplizierten Satz habe ich mir folgendes gedacht:

Im ganzen Gedicht habe ich absichtlich kein lyr. Ich oder Du gebraucht, vielmehr die Gefühle personifiziert. Darum dachte ich, ich könnte die Wunde auch denken lassen.
Die Wunde schwieg aus falsch verstandener Eitelkeit (Stolz), sich nichts anmerken zu lassen. Dieses Schweigen brachte es ein, dass eine Heilung unvergönnt geblieben ist.

Ob es dich überzeugt, weiß ich nicht. Aber sei sicher, dass ich für jede Anmerkung dankbar bin, zumal es hier zum Thema gehört.

Vielen Dank und liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
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(Frederike Frei)
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