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Alt 20.10.2016, 19:54   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Spielzeug der Götter

Wir zupfen meist vergeblich an den Fäden,
daran wir hangen, wo wir Leben spielen,
und wessen Hand uns führt zu welchen Zielen,
erkennen wir zu spät erst an den Schäden,

die wir in dem Theaterstück erleiden,
darin wir Larven, die wir nie erkoren,
zu tragen haben. Vieles geht verloren
im Wechselbad der Masken, die uns kleiden.

Wer macht die Puppen jeden Tag aufs Neue
die große Bühne stürmen ohne Klagen?
Und wenn wir fallen, wer empfindet Reue

für Fortgelegtes, das er nicht mehr wollte,
weil unter Schmerzen, lang und still ertragen,
sein Spielzeug nicht mehr tanzte, wie es sollte?
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.10.2016 um 15:50 Uhr)
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Alt 21.10.2016, 09:03   #2
Laie
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Standard

Hallo eKy,

die Gedanken, die du in deinem.Gedicht ausdrückst, und die Fragen, die du stellst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Eines meiner ersten Gedichte heißt “Der Puppenspieler“ und handelt, in weniger ausfühlicher und weniger kunstvoller Weise, auch davon, ob wir nicht vielleicht nur geführte Puppen eines sadistischen Gottes sind.

Gern gelesen!


Gruß,
Laie
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Alt 21.10.2016, 15:55   #3
Erich Kykal
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Hi Laie!

Ich glaube nicht an Götter, und wenn es doch welche gäbe, denke ich nicht, dass sie unsere Verehrung und Anbetung verdienten - oder überhaupt wollten oder gar bräuchten!

Das Gefühl des Ausgeliefertseins vieler Menschen entspringt dem Verhaftetsein in sozialen Verantwortlichkeiten und der Machtlosigkeit weltlichen Gegebenheiten gegenüber.
Da kommt man leicht auf den Gedanken, einen grausamen oder gedankenlosen Gott dafür verantwortlich zu machen. Das wollte ich bedichten.

Vielen Dank für die Lobesworte!

LG, eKy
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Alt 21.10.2016, 16:20   #4
Thomas
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Lieber Erich,

das "Wechselbad" erinnert mcih sehr stark an "Wechselbad der Gefühle", willst du das?

In den Terzetten personalisierst du zwar, aber die Gestalt, bzw. die Projektion, eines "grausamen oder gedankenlosen Gottes" tritt für mich nicht deutlich hervor. Vielleicht könnte man statt "Wer macht die Puppen jeden Tag aufs Neue" sagen "Und welche Gott lässt Puppen stets aufs Neue". Oder ist dir das zu direkt?

Liebe Grüße
Thomas
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 21.10.2016, 16:56   #5
Erich Kykal
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Hi Thomas!

Ja, beide Male so gewollt. Das Wechselbad soll das Ruhelose, immer betroffen Machende unseres "Rollenspiels" ausdrücken, wo niemand wirklich ehrlich und aufrichtig ist - oder sein kann.
Den Gott will ich nicht direkt erwähnen (siehe meinen vorherigen Kommi), die Macht im Hintergrund soll mehrdeutig bleiben - es könnte auch ein anderer Mensch sein, der Macht über andere hat, ein Manipulator durch Worte oder Vorbild, oder jemand, der Gehorsam und Unterwerfung erzwingt.
Wir hängen an vielen Strippen - und wer gerade welche zieht, wer kann das schon sagen ... ?

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (21.10.2016 um 17:39 Uhr)
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Alt 21.10.2016, 17:00   #6
Laie
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Hallo eKy,

so habe ich das noch gar nicht gesehen. Da hast du Recht.
Das sind wirklich sehr interessante Überlegungen. Und diese sind noch dazu wunderbar verdichtet


Gruß,
Laie
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Alt 22.10.2016, 20:49   #7
Dana
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Lieber eKy,

mit dieser Antwort -

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Das Wechselbad soll das Ruhelose, immer betroffen Machende unseres "Rollenspiels" ausdrücken, wo niemand wirklich ehrlich und aufrichtig ist - oder sein kann.
Den Gott will ich nicht direkt erwähnen (siehe meinen vorherigen Kommi), die Macht im Hintergrund soll mehrdeutig bleiben - es könnte auch ein anderer Mensch sein, der Macht über andere hat, ein Manipulator durch Worte oder Vorbild, oder jemand, der Gehorsam und Unterwerfung erzwingt.
Wir hängen an vielen Strippen - und wer gerade welche zieht, wer kann das schon sagen ... ?
- hast Du mir direkt vorgegeben, was das Besondere an Deinem Sonett ist.
Sehr gut durchdacht und nachdenkenswert.
Auf jener Bühne sind wir Menschen Schauspieler und Statisten. Doch nicht einmal da ist es sicher, ob unbedingt jemand hinter der Bühne die Fäden zieht. Das ganze Spiel ist nicht durchsichtig und schon gar nicht ehrlich. Die Schauspieler und gar Statisten ziehen auch an Strippen und wollen es evtl. nicht. Ehrlichkeit kann man sich nicht mehr leisten, wenn man mitten drin ist.
Ehrlichkeit würde einen Machtverlust abverlangen. Mit Menschlichkeit allein kann man den Menschen keine Angst und keinen Gehorsam einflößen.
Ich bin überzeugt, dass es machtgierige Menschen sind, die mit Menschen ein göttliches Spiel treiben.

Gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2016, 21:24   #8
Erich Kykal
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Hi Dana!

Wie ich immer sage: Götter sind Weihnachtsmänner für Erwachsene - und wer kann schon sagen, wer gerade im roten Kostüm steckt - oder der Figur ihren Text einflüstert!?

Vielen Dank für deinen vertiefenden Kommi!

LG, eKy
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