10.08.2014, 13:10 | #1 |
TENEBRAE
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Lebensmüde
Der Tag ist schön. Des Himmels klare Tiefe
umrahmt der Wälder Grün mit lichtem Blau. Ich wüsste kaum zu sagen, wo genau die Traurigkeit mir winkt, als ob sie riefe. Und doch, sie ist mein ständiger Begleiter, ein Umhang wie aus Regenkühl und Nacht, der alles gleich und sonder Freude macht, als winkte mich das Leben einfach weiter. Der Tag ist schön. Die Kinder spielen Fangen und Schmetterlinge tanzen übers Gras. Die ganze Welt wirft Lust und Übermaß um frohe Blicke und erhitzte Wangen. Mich ruft nichts mehr in dieses bunte Treiben, ich bin der Spiele und der Spieler satt. Wohl dem, der keine Lebensfreude hat, dem keine Freunde oder Träume bleiben. Er ruht in sich, kein regelloses Fühlen befördert einen Trieb, der ihn verletzt. Kein Überschwang, der seine Seele hetzt, und nicht Begehrlichkeit, darin zu wühlen. Es wäre gut, behielte mich das Schweigen allein in seinem Hort aus leerer Zeit und winkte nicht all diese Traurigkeit mir täglich zu aus jedem Bilderreigen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
10.08.2014, 13:54 | #2 |
ADäquat
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Hallo Erich,
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10.08.2014, 20:00 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
das Gedicht ist so gut gemacht, dass man es in depressiver Stimmung wohl besser nicht lesen sollte. Die Traurigkeit ist wohl das Letzte was bleibt, bzw. geht. Jetzt musst du aber zum Ausgleich auch etwas Lustiges schreiben. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
10.08.2014, 20:32 | #4 |
TENEBRAE
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HI, Chavi, Thomas!
Vielleicht sollte ich in meinen düsteren Stimmungen besser nicht dichten? Na, jedenfalls beschreiben all diese Gedichte im Grunde nur meine eigene Gefühlslage - ich rede mich da nicht gern auf ein künstlerisches "LyrIch" aus. Nein, was ich schreibe, das bin ich (meistens). Interessanterweise geht es mir nach der Niederlegung solcher Trübsal in Reimen oft um einiges besser - eine Art Seelenhygiene sozusagen. Oder brutal gesagt: Ein Magen, der sich auskotzen kann, lebt gesünder! Vielen Dank für eurer positives Feedback! LG, eKy
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10.08.2014, 21:55 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
ich finde es gut, dass du das so offen sagst. Ich selbst halte das Geschwätz vom "LyrIch" für einen rechten Scheißdreck, von Leuten, die entweder feige sind oder nichts verstehen. Ich selbst versuche jedoch nicht zu schreiben, solange ich in eine bestimmten Stimmung bin, sondern erst später, weil ich einen Rat Friedrich Schillers beherzige, der sagt: "Ein Dichter nehme sich ja in Acht, mitten im Schmerz den Schmerz zu besingen... Aus der sanftern und fernenden Erinnerung mag er dichten." Ich nehme das unmittelbar geschriebene später als Rohmaterial, wobei mein Rohmaterial auch sehr viel schlechter ist, als das was du z.B. hier schreibst. Mein Rat bezüglich des Lustigen ist ernst gemeint, denn ich merke (bei mir jedenfalls), dass das Nachdenken über das Komische einer an sich tragischen Situation eine aufheiternde Wirkung hat, und manchmal kommt etwas wirklich lustiges dabei heraus. Viele meiner Maier-Gedichte sind z.B. aus tiefer Frustration entstanden. Liebe Grüße Thomas
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10.08.2014, 22:11 | #6 | |
ADäquat
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Hi Erich,
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11.08.2014, 00:59 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas, Chavi!
Tut mir leid, Thomas, aber in diesem Punkt gebe ich Chavi recht - zum einen tut es gut, sich etwas von der Seele zu schreiben, zum anderen ist man kaum je sonst so innig emotional beteiligt und authentisch. Schiller hat das gesagt? Ehrlich gesagt, genauso hört sich vieles seiner Lyrik auch an: Hocheloquente Sprachkunst, aber distanziert, verschnörkelt, irgendwie zu perfekt, als dass man ihm innige Beteiligung unterstellen möchte. Er beschreibt Gefühle, er ruft sogar zu Gefühlen auf, aber er vermittelt sie nicht, er macht sie mittels seiner Sprache nicht direkt spürbar. Wenn das das Ergebnis seines Rates ist, dann möchte ich ehrlich gesagt lieber ab und zu gefühlsmäßig die Kacke spritzen lassen! LG, eKy
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11.08.2014, 12:09 | #8 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy :)
Du, wenn ich ehrlich bin, ich habe Schiller und Goethe und wie sie alle heißen nicht so viel gelesen.
Es reicht mir hier zu sein, und dieses Gedicht beweist, das ich nichts vermisse. Du transportierst der Gefühl der Traurigkeit, das sich Leerfühlen und gleichzeitig die Schönheit des Lebens, mit einem Gedicht Es macht sehr traurig und ich konnte gut mitfühlen Liebe Grüße sy |
11.08.2014, 15:13 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Vielen Dank für das direkte und das indirekte Lob! Habe beides sehr genossen! Wenn du allerdings glaubst, dir entginge nichts, wenn du keine "Klassiker" liest, dann irrst du schwerstens! Manches mag verstaubt klingen oder abgehoben in heutigen Ohren, aber sehr vieles ist immer noch Lesegenuss und Ohrenschmaus vom Allerfeinsten! Mein absoluter Liebling ist natürlich Rilke - da genügen ein paar Seiten Lektüre, und ich fange allein ob der Schönheit der Sprache zu weinen an! Sein lyrisches Gesamtwerk solltest du dir unbedingt zulegen. Aber auch Goethe hat viel Schönes, Hesse und manch andere. Da soll jeder nach eigenem Gusto selektieren! Du lernst auch viel dabei, schulst dein lyrisches Ohr, erweiterst deinen Sprachschatz und und und... LG, eKy
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11.08.2014, 17:13 | #10 | |
verkannt
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Hallo Erich,
eines deiner Gedichte welches mich besonders anspricht. Allein der Einstieg. Der Tag ist schön. Vier Worte, die schnörkellos eine Menge sagen und doch, so wie sie da stehen, anmerken lassen, dass diese Schönheit den Erzähler nicht erreicht. Diese vier Worte flüstern dann in der zweiten Hälfte nochmal auf mich ein und drücken auf mein Gemüt, lassen es noch deutlicher werden. Ich finde das schafft für eine große Intensität und gibt dem Gedicht einen sehr guten Kontrast, da hier der Tag wie er einfach ist im krassen Gegensatz zu den Empfindungen des Erzählers dargestellt wird. Dieses Gedicht hat mich gepackt und mitgenommen, es fühlt sich an als hättst du mit Effekten gespart ohne aber auf die Schönheit des Wortes zu verzichten, du beschreibst hier einfach wie es ist und es trifft. Ins Herz. Diesen Satz von Thomas; Zitat:
Ich zum Beispiel habe nicht alle Situationen die ich in meinen Zeilen beschreibe selber erlebt und muss deshalb von einem LyI sprechen. Das hat nichts mit feige oder nicht begreifen zu tun. Außerdem sollte es, meiner Meinung nach, jedem Schreibenden selber überlassen sein wie viel er von seinem Seelenleben bekannt gibt bzw. was er aus seinen Gedichten/Geschichten auf sich bezieht. Wenn du, Erich, nun sagst, dass die Worte aus deinem Innenich kommen ehrt dich solche Offenheit, aber nicht jeder kann oder will das. Vielleicht sagt der von mir zitierte Satz auch nur aus, dass dessen Verfasser nichts versteht oder eben eine eingeschränkte/andere Sichtweise hat und das soll nun kein Angriff auf Thomas sein, nur eben ein Appell dafür, dass jeder mit seinen Texten umgehen mag wie es ihm beliebt. Es hängt alles immer von der Perspektive des Betrachters ab und ab und an sollte man vielleicht auch mal einen Schritt zur Seite tun um den Blickwinkel zu verändern, ein richtig oder falsch gibt es nicht, aber ein Miteinander. Wie auch immer, so fasst ein jeder das wohl anders auf. Ebenso stimme ich auch klar mit Erich und Katzi überein, dass man in trüben Stimmungen schreiben kann und sollte und denke, dass man „Bauchgedichte“ irgendwie auch mehr spürt als „Kopfgedichte“. Bei mir heißt das übrigens "Rausschreiben". Zurück zu den Zeilen. Die Umschreibung; „ein Umhang aus Regenkühl und Nacht“ ist einfach nur wunderbar getroffen und klingt lange nach. Erich, ich habe hier Zeilen vor mir die das Prädikat Gedicht wirklich verdienen und es ist eines von denen die bestimmt des Öfteren lesen werde. Nen Gruß C.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas |
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