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Am Lagerfeuer Smalltalk und ungezwungene Gespräche

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Alt 21.03.2009, 20:39   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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lieber blaugold,
du scheinst der geborene philosoph zu sein, dann erkläre mir bitte doch auch dieses: wie kann es sein, dass ich manchmal sätze aufschreibe, deren inhalt und bedeutung ich zunächst einmal noch gar nicht verstehe und erst langsam, allmählich, nach einigem rätseln erschließt sich für mich der sinn?
wie kann ein gehirn sich etwas ausdenken, aufschreiben, das es zunächst selbst nicht versteht, dabei aber gleichzeitig das gefühl haben, dass es wahr und richtig wäre?

und wie kann ich manchmal eine vorahnung über mich und mein leben haben, die dann tatsächlich in irgendeiner art und weise eintritt?
mit "erfahrung" sind solche phänomen einfach nicht zu defineren, mit "freiheit"
im sinne von "darüber entscheiden können" aber auch nicht! ich kann mich bestenfalls entscheiden zwischen "glaub ich" oder "glaub ich nicht"

was also wäre das ? präkognition? wenn solch ein vorwissen" möglich ist -
auf welche "datenbanken" greift unser hirncomputer dann zu - sowohl überregional als auch überzeitlich ?

larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (21.03.2009 um 20:40 Uhr)
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Alt 22.03.2009, 12:48   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo larin

Du stellst interessante Fragen, die ich natürlich nicht so beantworten kann, damit sie unumstößlich sind.
Um zur Definition Präkognition zu kommen muss zuerst Kognition verstanden werden. Ich meine mit dem Begriff sämtliche Gehirntätigkeiten wie Imagination, Planen, Sinn finden usw.
Auch eine Präkognition ist nichts anderes in Fakt. Ein Denken vor dem Denken bleibt ein Denken! Was du vermutlich meinst, ist ein "Blick" in die Zukunft, also eine Erkenntnis, dass etwas noch nicht eingetroffen ist, es aber schon "gesehen" werden kann. Auch das ist vollkommen belanglose Parameterverschiebung: Es kann nur etwas wahrgenommen werden, das schon ist. Wenn eine Zukunft schon ist, ist sie gegenwärtig. Also ist sie keine Zukunft. Jeder kann das an einem Beispiel nachvollziehen: Lies ein Buch und schlag die Letzte Seite auf. Dann beginn von Anfang zu lesen. Jetzt hast du eine "Präkognition", ein Wissen, wie das Buch zu ende geht schon beim Lesen der ersten Seite.
Ich weiß, das trifft wohl nicht ganz deine Frage. Es steht aber in Relation zum Wissen und Denken. Das Buch ist dein gesamter Inhalt deiner Erinnerungen. und deiner Sinngebung. Präkognition, also die Fähigkeit etwas in der Welt vorauszusehen ist keine Kunst!
Angenommen, du weißt noch nicht, dass aus Samen, zB. eines Apfels, ein Baum herauswächst, dann beindrucke ich dich damit mal. Ich setze ihn in die Erde und mache irgendein Brimborium daraus, mit Ritual, mit Sprüchen und dergleichen und gebe feierlich bekannt: "Ich sehe einen Baum, mit vielen Früchten, der uns ernähren wird..."
Und voila - Jahre später werde ich als Seher verehrt!
War dies jetzt Präkognition? Oder "nur" Wissen?

Ok, im Unbewusstsein des Menschen gibt es "Wissen" (das aber schon vorhanden ist), dem Denker (Mensch) aber nicht bewusst ist, klar, und manchmal dringt es wohl ins Bewusstsein und der Denker ist sich nicht ganz im Klaren, woher dieses Wissen stammt.
Eine Vorahnung ist im Grunde genauso zu verstehen wie eine Ahnung. Verstehst du, was ich meine? Mit dem Zusatz "Vor-" täuschen wir uns selbst!
Was ist aber eine Vorahnung/Ahnung anderes als eine Modell im Denken, wie etwas eintreffen mag? Nehmen wir den Begriff zur Analyse her: Da steckt Ahnen (Vorfahren) drin. Möglicherweise beziehen die Menschen viele unbewusste Denkinhalte aus Erfahrungen der frühen Zeiten, die sich genetisch im Althirn (Stammhirn) wiederfinden weil sie dort vor Urzeiten "abgespeichert" wurden. In diesem Sinne ist uns ja auch nicht bewusst, dass zB. das gesamte System des biologischen Körpers schon als Säugling nicht nur durch Reflexe gesteuert wird. (Das Lernen im weitesten Sinne ist eine Angelegenheit des Denkens, der Kognition. Alles, was wir als Kinder aber lernen - im Gehirn abspeichern - ist durch Input initiert.) Ich wiederhole hier mal eine Frage: Ist "Geist" durch Lernen von Außen zu bekommen? Kann man "Spiritualität" an der Schultafel vermitteln? Ist Geist, Spirit, ein Denken mit Begriffen, Erfahrungen (auch unbewussten?)
Kann das jeder selbst "erkennen" ob an/in ihm Konservation oder freier Geist ist? Denn wie soll es von Außen kommen, gelehrt oder vermittelt werden, ohne Gefahr zu laufen, dass es nur ein Abbild, eine Imagination, eine Illusion im Denken ist? Verstehst du, was ich meine? Geist ist die "Silberschnur" zur Gegenwart, zum Sein. Im Denken werden nur Modelle der Schöpfung erzeugt.
(Nicht, dass ich Denken verurteile. Es ist ein wunderbares Medium, ein Sinn des Leibes und eine hilfreiche Datenbank, wie du treffend definier hast.)

Aber alle meine Ausführungen sind kein Dogma und keine Gebrauchsanweisung. Wie du lesen kannst, stelle ich selbst viele Fragen. Denn ich weiß kaum Antworten. Was aber jeder selbst nach dem Fragen erkennen kann sind die eigenen Gedanken und die darin enthaltenen Vorstellungen, mit denen etwas nicht Begreifbares als Modell erklärt wird. Der Selbstbetrug entsteht, wenn dieses Modell des sinnsuchenden Denkens als "das Wahre", das Wirkliche verstanden wird. Vergleiche mal den Begriff "Götzenbild" nicht nur mit dem Golden Kalb, sondern auch mit Illusionen und Wünschen, die der Gedankenapparat erzeugt.

Philosophien sind nach meinem Verständnis Theorien und Ideen, auch Glaubenssachen und sonstige Überzeugungen, die mit eben jenem Denken aufrecht erhalten werden.

Hinter das Denken dringen und alle diese Strukturen erkennen - ist das eher Handlung und dann Fakt, oder auch nur Philosophie? Ich würde sogar die von dir aufgezeigten zwei Alternativen um eine weitere ergänzen: Du kannst glauben oder nicht glauben und fragen. Aber nicht falsch verstehen. Fragen soll sich immer auf die Erforschung des Menschen im Innern beziehen.
Und wenn alle Illusionen und subjektives Wissen auf der einen Seite klar enttarnt sind, bleibt auf der anderen Seite vielleicht was übrig, das nicht dazu gehört, wer weiß.

Blaugold
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Alt 22.03.2009, 16:24   #3
a.c.larin
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lieber blaugold,
das werd ich jetzt zehnmal lesen müssen, bis ich es einmal verstanden habe!
aber eine tolle antwort, allemal!
wie kommst du eigentlich auf die idee, dass du nichts weißt?
vielleicht ist es ja so: je mehr man weiß, desto mehr erkennt man, wie wenig das eigentlich ist! eine nusschale voll bewusstsein in einem ins unendliche expandiereden universum! welche anmaßung, überhaupt zu vermuten, da irgendwas verstehen zu können
leute , die sich im besitz der "wahreren" wahrheit befinden , sind auch mir suspekt .
die erweiterung meiner gegenspieler " glauben- nicht glauben " um "fragen" find ich interessant.
so läufts wahrscheinlich auch ab: these- gegenthese - frage - synthese (die zur neuen these wird, woraus sich wieder eine antithese ableiten lässt, die zu einer frage führt, die wiederum...)
vorsicht: hinter jeder ecke lauern ein paar richtungen...!

es ist beruhigend, zu wissen , dass die wiese grün ist.
obwohl, wenn man mit bienenaugen duch die welt flöge, wie sähe sie da aus.....?
und: wie wohl meine katze die welt sieht...
(war das jetzt zufall, dass mir dieses wildfremde tier eines tages schnurrend auf die schoß sprang, einfach so oder steckte ein plan dahinter, weil ich schon seit tagen so tieftraurig war...)

ich koch mir jetzt kaffee und werde versuchen die antwort im kaffesud zu lesen.....
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Geändert von a.c.larin (22.03.2009 um 16:26 Uhr)
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Alt 23.03.2009, 12:55   #4
Seeglitzern
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Hallo!

Hmmm.... was ist mit Kants "freien Willen"? Hat man den überhaupt, wenn alles vorbestimmt wäre?
Nein, ich muss gestehen, das ich daran nicht glaube. Sicher, an eine gewisse biologische Bestimmung, siehe DNA denke ich da schon.... aber nicht irgendwie so "göttliches" oder was auch immer...

Alles Liebe cori


P.s:Siehe C.G.Jung.
Zitat:
Wissen" (das aber schon vorhanden ist)
An das glaube ich sehr wohl auch.
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Alt 26.03.2009, 16:53   #5
a.c.larin
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es scheint, dass feuer ist herabgebrannt - ich leg' mal ein scheitlein nach.
was denkt ihr, wenn ihr folgende sätze hört:

Alles ist dir gegeben, nichts wird erreicht.
Du kannst alles vermissen und wirst dennoch nichts verloren haben
.
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Alt 28.03.2009, 23:46   #6
Dana
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larin:
Alles ist dir gegeben, nichts wird erreicht.
Du kannst alles vermissen und wirst dennoch nichts verloren haben.


Interessante Aussagen. Nach dem ersten Lesen formuliert man gleich Gedanken und stoppt - weil der Aussagesinn sich verändert, je länger man hinschaut.

Alles ist dir gegeben, nichts wird erreicht.

Wir Menschen sollen uns nicht mit falschem Stolz schmücken, wenn wir etwas erreicht haben. Es war uns bereits gegeben.
Eine sehr weiser Satz, der, wenn er denn so verstanden sein will, viel Positives im Miteinander bedeuten würde.
Kein Neid, keine aufgeblasenen Tüchtigkeiten. Jeder hat und ist das, was ihm gegeben ist. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Wir haben uns vorher bereits entschieden, was wir leben wollen. Es geht einzig um Erfahrungen.



Du kannst alles vermissen und wirst dennoch nichts verloren haben.


Hier kann ich nicht schnell losschreiben.
Vermissen kann man nur etwas, was man nicht hat. Etwas, was man nicht hat, kann man nicht verlieren.
Das natürlich nur, wenn wir nicht materielle Habseligkeiten meinen, wie Portmone, Handtasch etc.
Ähm, oder doch nicht? Wenn ich meine Handtsche vermisse, dann nur deshalb, weil sie nicht mehr da ist. Wirklich verloren habe ich eigentlich nichts, ob ich nun mit der Handtasche lebe oder ohne sie.
Wenn ich Klugheit bei mir vermisse, dann deshalb, weil ich sie bei anderen erlebe. Verloren habe ich sie nicht.

Bin sehr auf andere Sichtweisen gespannt.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 02.04.2009, 10:35   #7
Ibiado
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Alles ist dir gegeben, nichts wird erreicht.
Tröstlich, wenn ich mich abgestrampelt habe, etwas zu erreichen, und erkenne, dass die Strampelei nichts gebracht hat, aber mein Leben dennoch reich ist an Glück, Zufriedenheit und Liebe. Wir kriegen viel mehr geschenkt, als wir uns erarbeiten können. Und die Fähigkeit, mit Mühe, Fleiß und Willenskraft zum Erfolg zu kommen, ist auch ein Geschenk. Aber ich werde nie aufhören zu strampeln!

Du kannst alles vermissen und wirst dennoch nichts verloren haben.
Ich vermisse vieles, was ich nie richtig besaß, also auch nicht verlieren konnte. Hab aber schon manches verloren, was ich jetzt sehr vermisse. Ich glaube, der Satz weist auf Unverlierbares hin. Er will wohl sagen, dass Dinge, die man verlieren kann, nicht wert sind, ihnen nachzutrauern. Vielleicht auch: Nichts, was wirklich wesentlich ist, kann ganz verloren gehen.

Wilhelm Busch in „Immerfort“:
Ja, selbst ein leises Flüsterwörtchen
Klingt fort bis an den jüngsten Tag.

Ich selbst bin aber noch nicht so weit. Glaube an Unverlierbarkeit kann trösten. Mein Schmerz über Verlorenes besteht aber.

Beide Sätze sehe ich in der Nähe von Zen-Weisheit.
Ibiado
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Alt 03.04.2009, 12:41   #8
Seeglitzern
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...und? Kants "freier Wille" wird ignoriert? Nett. Corina
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Alt 29.04.2009, 21:47   #9
a.c.larin
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hallo, wo seid ihr?

na, hier siehts aber ziemlich verwaist und verlassen aus : feuer ausgegangen, leere dosen, geköpfte bierflaschen , pappdeckel , mit ketchup verschmiert - hat die letzte denksportaufgabe so einen brummschädel verursacht?
wochenlanges schweigen....!

na, ich werd mal ein schäuferl nachlegen:
ich versteh das mit dem "alles vermissen- nichts verloren haben" so:
ein baum im winter vermisst scheinbar alles , er steht da und ist nur noch das blanke gerüst seiner selbst - und dennoch hat er nichts verloren , denn sobald der nächste frühling kommt.......

auch diesem faden geht nichts verloren, obwohl wochenlang funkstille hier war....

es kistert schon wieder ganz leise, das feuerchen....
kommt gucken!
larin
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Alt 29.04.2009, 22:21   #10
Dana
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Hallo, ich habe das KISTERN gehört und bin ein wenig geblieben. Habe etwas Treibholz nachgelegt. Da ich immer einen gelben Sack griffbetreit trage, ist auch schon sämtlicher Unrat geräumt.
Nun ist es richtig gemütlich hier - ich kann warten.
LG
Dana
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(Frederike Frei)
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