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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 18.10.2016, 21:40   #1
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
Standard Wenn du mich magst I

Wen nicht ab und zu der Hafer sticht,
duselig und matt vom vielen Neonlicht,
Michaels Trompetenstoß im Angesicht,
mag Statist sein, Künstler jedoch ist er nicht.

Liebe: großes Wort, so voller Leid.
Ich bin fast schon kalt, doch davor nicht gefeit,
dich entzückt herauszustarren aus dem Kleid,
auch im fahlen Angesicht der Ewigkeit.
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Alt 19.10.2016, 10:38   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Stachel!

Akrostichon - mal anders! Oder vielleicht die geraffte Version ...

Ich mag solche Sprachspielereien!

Das Hebungsschema: 5666 5666 - Interessant, dass die jeweils ersten Zeilen der Strophen einen Heber weniger haben. Zufall oder Absicht, und wenn ja, welche verfolgtest du?

Inhaltlich etwas verquer, was wahrscheinlich der Suche nach passender Fortsetzung des Fettgedruckten geschuldet ist.

S1 beschreibt den Antrieb des Künstlers, und was ihn vom "Statisten" unterscheidet, hier wirkt der religiöse Einschlag der dritten Zeile etwas schräg.

S2 beschreibt nach dem Text von Z1 zwar Liebe, aber die drei folgenden Zeilen handeln eher von Lust und Altersgeilheit. Eine vernachlässigbare Diskrepanz, wenn man zugrunde legt, dass jeder unter Liebe ja etwas anderes verstehen darf.

Sprachlich jedenfalls famos formuliert!
Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 13:43   #3
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stachel
 
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
Standard

Hallo Erich,

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ich mag solche Sprachspielereien!
das eint uns wohl

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Das Hebungsschema: 5666 5666 - Interessant, dass die jeweils ersten Zeilen der Strophen einen Heber weniger haben. Zufall oder Absicht, und wenn ja, welche verfolgtest du?
Glaubst du an Zufälle?
Die beiden Strophen nehmen Anlauf. Bei dem gefühlten Alter des LI braucht der Motor ein wenig, um auf Touren zu kommen. Mir gefiel die Abwechslung.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Inhaltlich etwas verquer, was wahrscheinlich der Suche nach passender Fortsetzung des Fettgedruckten geschuldet ist.
Falls du es für verquer hälst, dass durchzechte, lebensgefähliche Nächte die entscheidene Definition für "Künstler" sind, ist das quasi der Nagel auf den Kopf. Oder kam dir etwas anderes in die Quere?

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
S1 beschreibt den Antrieb des Künstlers, und was ihn vom "Statisten" unterscheidet, hier wirkt der religiöse Einschlag der dritten Zeile etwas schräg..
Die Religiosität war dir neulich schon mal negativ aufgefallen. Ich mag es sehr gerne, christliche Symbole profan umzudeuten. Leonard Cohen lässt grüßen.
Michael, der die Trompete zum Gericht Gottes bläst, steht hier als Metapher für die Nähe des eigenen Todes, dem das LI aber offenbar von der Schippe springen konnte.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
S2 beschreibt nach dem Text von Z1 zwar Liebe, aber die drei folgenden Zeilen handeln eher von Lust und Altersgeilheit. Eine vernachlässigbare Diskrepanz, wenn man zugrunde legt, dass jeder unter Liebe ja etwas anderes verstehen darf.
Na klar ist es Altersgeilheit. Du hast den entscheidenden Punkt dabei gut herausgearbeitet: Die Liebe deutet sich jeder ein Stückchen anders. Das LI hat sich in S1 erfolgreich seiner eigenen Definition des Künstlers unterworfen. Selbstverständlich wird er sich auch zur Liebe seine eigene Sicht schmieden, die genau auf ihn passt. Der Leistenvers beinhaltet daher auch genau die Diskrepanz, die sich aus den Versen bildet: Es reicht, dass du mich (zumindest ein Bisschen) magst, dann werde ich dich lieben.

"Im fahlen Angesicht der Ewigkeit", also unweit des eigenen Lebensendes, nimmt das LI es nicht mehr so genau. Die Uhr tickt unaufhörlich und wenn das Leben nicht zur Definition passt, macht man es halt umgekehrt.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Sprachlich jedenfalls famos formuliert!
Sehr gern gelesen!
Schön, dass es dir so gut gefallen hat.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
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