Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Der Tag beginnt mit Spaß

Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 11.01.2015, 11:19   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ich möchte Lyrisch lernen

Oh, nein,
ich schreibe nichts von...

wunderschönen Tagen,
unvergesslichen Stunden
mit überwältigenden Sonnenuntergängen!

Kein Wort von...

deinen schönen Augen,
deinen sich rötenden Wangen
und meinem großen Glücksgefühl!

Auch verschweige ich...

deine Flugangst bei der Hinreise,
meine stürmischen Gedanken beim Bezug des Hotelzimmers,
genauso jenen Morgen, als der Zimmerservice zweimal vergeblich anklopfte...

Stattdessen:

Aus goldenen Kalenderzetteln
weht mir heute das Echo jener
liebestollen Stunden entgegen,
in denen Funken des glühenden
Ozeans im Regenbogen deiner
trunkenen Pupillen verzischten.

Denn:

Ich möchte gerne Lyrisch lernen.
  Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2015, 11:48   #2
Bodo Neumann
Gesperrt
 
Registriert seit: 14.12.2014
Beiträge: 351
Standard

Guten Morgen Wolo,

klar - die Verse (also die richtigen Verse) hättest du gut und gern auch selbstständig unter Romantik veröffentlichen können. Dass du dich für diese Form der Gegenüberstellung entschieden hast, scheint mir ein Experiment.

Humor oder Satire? Naja, lustig ist es nicht. Und Satire? Dafür ist es mir nicht bissig bzw. pointiert genug. Es ist ein Lehrstück - ein sehr schönes, weil es den Unterschied zwischen romantischem Allerweltsblabla und verdichteten Gedanken anschaulich verdeutlicht.

Einzig die "goldenen" Kalenderblätter sind mir einen Tick zu dick aufgetragen. Ich empfinde sie kitschig. Alles andere reißt mich in einen Strudel rauschender Urlaubserinnerungen mit dem Höhepunkt "verzischten" (ganz stark!). Denn danach fühlt man die absolute entspannte Ruhe.

Vielen Dank
Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2015, 19:01   #3
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Hi Wolo,

böse, böse! Herrlicher Erguss- äh, pardon, lyrische Verzettelung. Da spannt sich der Amorbogen bis zur Ohrmuschel. Forenlyrik zu parodieren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, weil es immer ernstgemeinte Elaborate gibt, die das Ergebnis noch toppen. Gut, dass es hier steht, sonst hätte ich mir womöglich Sorgen gemacht.

Hoffentlich krieg ich jetzt noch die Kurve. Hicks.

LG Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2015, 07:30   #4
Mr. @
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Volo,

toll!

Ein Lehrstück, wie aus banalen, nichtssagenden, langweiligen Allerweltserinnerungen große Lyrik wird.

Ich mag da keine Satire erkennen. Die Plazierung hierher scheint wohl nur ein Vershen zu sein.
Die verzischenden Funken des glühenden Ozeans in trunkenen Pupillen. Kann man vollkommenes Urlaubsglück poetischer ausdrücken? Na, vielleicht hätte es "drei-Eimer-Sangria-trunkenen" noch besser getroffen. Mir kommen Tränen der Rührung und verzischen auf meinen glühend heißen Wangen lyrischer Erregung.

Danke für diesen großen Moment

Mr.@
  Mit Zitat antworten
Alt 14.01.2015, 06:56   #5
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Guten Morgen

Danke für die interessanten Kommentare. Ich frage mich gerade, ob die nun gegenteilige Meinungen zeigen oder alle das Gleiche aufzeigen?

Da mein "Höhenflug in Lyrisch" auf Anregung durch ein, zwei andere Autoren zurückgeht,, kann ich mir dafür leider nichts gut rechnen.
Er ist aber eigentlich schon als echte Möglichkeit gedacht. Nur suche ich auch den "fremden Blick" auf mein eigenes Tun, und da kam dann dieses Kontrastprogramm hier dabei raus. Es ist ein Versuch mit bescheidenen Mitteln, dem Bild "Perspektive" zu geben.

Gruss euch dreien
wolo
  Mit Zitat antworten
Alt 14.01.2015, 19:44   #6
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Hallo wolo,


Zitat:
Zitat von wolo von thurland
Danke für die interessanten Kommentare. Ich frage mich gerade, ob die nun gegenteilige Meinungen zeigen oder alle das Gleiche aufzeigen?
Das wirst du nie erfahren.

Lyrisch ist ein "Ding" für sich, die Liebe sowieso und beide haben ihre Meinungen.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland
Denn:

Ich möchte gerne Lyrisch lernen.
Liebe kann so viel sein und "Lyrisch" noch mehr - auch umgekehrt.

Mir gefallen der Humor und die Satire darin - beide versprechen (vertun) sich und stimmen. Ob nun Liebe oder Lyrisch gewinnen, bleibt eigentlich unwichtig.
Man erkennt und sucht immer nach Wichtigkeiten. Diese zu benennen ist sehr eigen. Eigen zu leben ist es wert, zu leben.

Der Titel sagt: Ich möchte Lyrisch lernen. Das ist gar nicht am Leben vorbei. Lernen immer - aber warum an Ihm/Ihr gemessen? Lyrisch lernen kann mit Ihr/Ihm und ohne beide stattfinden.

Mir gefällt dein Werk sehr. Was ich schrieb, ist weniger Kritik als Nachdenklichkeit.

Die Größe der letzten Strophe überzeugt. Wir ertrinken gern im Anderen, doch finden wollen wir uns im Ich.

Ich mag dein Gedicht mehr, als ich es zugeben konnte.

Liebe Grüße,
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.01.2015, 20:13   #7
Bodo Neumann
Gesperrt
 
Registriert seit: 14.12.2014
Beiträge: 351
Standard

Hallo Wolo (und der ganze Rest),

hui, dann begebe ich mich mal auf das Glatteis, das hier (in Werk und Kommentaren) ausgelegt wurde...

Zunächst gestehe ich, dass mein Kommentar weitgehend ironiefrei formuliert wurde. Claudis Kommentar hat dann meinen Blick vollkommen anders ausgerichtet. Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht zu rasch geantwortet, nur oberflächlich gelesen habe. Ich treibe mich einfach zu wenig in der Romantikecke herum.

Dann habe ich nachgedacht (kein Witz!), und glaube, dass man dein "Experiment" durchaus verschieden interpretieren kann:

1. Sichtweise: eher als "Lehrstück/Demonstration", denn das hier:
Zitat:
wunderschönen Tagen,
unvergesslichen Stunden
mit überwältigenden Sonnenuntergängen!

...

deinen schönen Augen,
deinen sich rötenden Wangen
und meinem großen Glücksgefühl!
sind ja wohl offensichtlich genau die hohlen Phrasen, die entweder bis zum Ende ausgelutscht sind oder schon immer nichtssagend waren.

Dagegen ist hier:
Zitat:
Aus goldenen Kalenderzetteln
weht mir heute das Echo jener
liebestollen Stunden entgegen,
in denen Funken des glühenden
Ozeans im Regenbogen deiner
trunkenen Pupillen verzischten.
die Sprache durchaus kreativer, stärker verdichtet und abwechslungsreicher. Zugegebenermaßen könnten diese Verse (vermutlich aufgrund der Dichte der Metaphern) auf den einen oder anderen kitschig wirken. Ich hatte vermutet, dass das in diesem "Lehrbeispiel" bewusst (zur Verdeutlichung) so weit getrieben wurde. Einzig das "golden" passt mir hier immer noch nicht. Gold steht für mich nicht für ein Gefühl - auch nicht für Wert. Eher ist es negativ besetzt (vorgegaukeltes Gefühl, falscher Wert).

2. Sichtweise: eher als Satire auf Autoren, die sich (sprach- und selbstverliebt) einem (pseudo)sprachrausch hingeben und dabei das vernachlässigen, was erzählenswert ist - das Leben wie es eben ist. Darauf deutet mMn vor allem diese Stelle hin:
Zitat:
deine Flugangst bei der Hinreise,
meine stürmischen Gedanken beim Bezug des Hotelzimmers,
genauso jenen Morgen, als der Zimmerservice zweimal vergeblich anklopfte...
Das sind Dinge, die ich tatsächlich für verdichtenswert halte - nur wird das dann wahrscheinlich kein romantisches Gedicht, sondern ein eher heiteres, selbstironisches, beschwingtes wasweißichdenn...
Ich denke, dass beide Genres ihre Berechtigung haben. Dasjenige, das von den Hürden des täglichen Lebens berichtet wie das, das sich dem vollkommen kopflosen Gefühl hingibt. Und in diesem Fall hätte ich eben schon gern eine Sprache, die mir das Denken abstellt und mich in das Gefühl hineinzieht - genau dafür brauche ich Bilder, an die ich anknüpfen kann, die aber nicht schon bis zum Erbrechen bemüht wurden.

So - jetzt hat sich Bodo quasi geoutet und nackig gemacht - jetzt seid ihr dran.

Gruß Bodo, (der Romantiktoni)
Nachtrag, da sich mein Kommentar mit Danas überschnitt:
Zitat:
Das wirst du nie erfahren.
Da ist es gerade schon geschehen.

Geändert von Bodo Neumann (14.01.2015 um 20:16 Uhr)
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.01.2015, 21:57   #8
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Dana

Schön, wie du den Pfad der Dualität weiter gehst in Ecken und zu Ausblicken, die sich mir nicht geboten haben.
Wo für mich das Hen-dia-dyoin die Liebe zur Sprache meint, ist bei dir wohl eher die Liebe an sich das Thema.
Aber beide scheinen wir uns einig zu sein, dass nicht der Artefakt das Ziel ist, sondern die Handlung, sei es die sprechende oder die liebende.

Hallo Bodo
Im Lichte deiner in toto mittlerweile drei Sichtweisen könnte man das Ganze tatsächlich als Lehrstück betrachten. Danke für alle drei Einschätzungen.
Satire ist es aus genau dem Grund, dass die Sprache, welche dir das Denken abstellt, den Zimmerservice aussen vor lässt.

Beiden nochmals Dank und
Gruss
wolo
  Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Professor Schlurchs Albtraum - Eine alte Geschichte, lyrisch aufpoliert Friedhelm Götz Versunkenes 0 31.08.2014 10:58
LyrIsch Thomas Denkerklause 12 23.08.2014 11:04
Lyrisch - listiges Rätselraten a.c.larin Der Tag beginnt mit Spaß 10 26.05.2009 15:32


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:08 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg