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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 03.12.2010, 19:06   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Beiträge: 3.210
Standard In der Tonne

In der Tonne


Ich dachte fast, der Welten Rund, es wär
Verbeult durch Meer und Land, durch Mond und Sonne:
Da sitze ich, in meiner kleinen Tonne,
Ein Philosoph, dem solches peripher

Am Hintern doch vorbeigeht, als Kolonnen
Der vielen Dinge, die, im Innern leer,
Die Füße voreinander setzen. Schwer
Kann schneller enden, was so leicht begonnen,

Als man sich denken kann: Ich komm ins Grübeln
Und wiege in der Sonne Hand wie Haupt.
Man möge mir die Sache nicht verübeln:

Dies Denken hat mir nachts den Schlaf geraubt.
Ich werde an den Tonnendeckel dübeln,
Was ihr als Welterklärung alles glaubt!
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
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Geändert von Walther (14.12.2010 um 15:55 Uhr)
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Alt 04.12.2010, 16:13   #2
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Lipiwig,

in der Tat kommt Dir einiges zurecht griechisch vor. Der in der Tonne ist ein bekanntes Bild, das ich hier versucht habe, mit neuzeitlichem Inhalt zu füllen. Danke für Deinen Eintrag, der zu bestätigen scheint, daß das wenigstens bei Dir gelungen ist.

Den von Dir zitierten Vers habe ich mindestens 10 Mal umgebaut. Am Ende habe ich mir gesagt, der Leser wird verstehen, was ich damit beschreibe. Auch da zeigt Dein Eintrag, daß dieser feste Glaube (ganz ohne Dübel und doppeltem Tonnenboden) nicht so ganz falsch war.

Ich freue mich, Dir gut unterhalten zu haben. Was kann ein Dichter mehr wollen. Geld gibt's eh keins, und schon gar nicht zurück.

LG W.
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Alt 14.12.2010, 11:26   #3
LyTau
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Hallo Walther,

meine Interpretation: ein Diogenes der heutigen Zeit spricht aus dem Gedicht heraus... Und Ernüchterung, Verbitterung.
Wobei die Conclusio lautet: Ich möchte mit dieser Welt nichts mehr am Hut haben.
Tja, solche Gedanken überfallen mich (wie jeden von uns) von Zeit zu Zeit auch.
Wie so oft, hast du für dein Gedicht die Sonettform gewählt. In diesem Bereich kenne ich mich nicht so gut aus.
In der 2. Str. 3. Z. bringst du mich in Verlegenheit, denn ich bin es von dir gewöhnt, technisch perfekte Sonette zu lesen.
Und dabei würde so wenig genügen, um aus den 12 Silben 10 zu machen… indem man das Wort „tappen“ wegnehmen würde….
Nur so `ne Anregung…
Gerne gelesen.

LG LyTau
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Alt 14.12.2010, 15:58   #4
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Hallo LyTau,

gut, daß Du mich erinnert hast, daß der Metrenfehler hier noch nicht ausgebaut war. Man hat mich andernorts mit dem Näschen drauf gestupst.

Mein Diogenes ist eigentlich ganz verträglich. Er ist skeptisch, was Welterklärungskonzepte angeht. Damit liegt er im Trend.

Danke für Deinen Hinweis und Deine Gedanken.

LG W.
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Alt 15.12.2010, 16:34   #5
a.c.larin
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hallo walther,

wenns da um diogenes geht, dann fällt mir auch noch was ein....

Wie Diogenes…?
In Griechenlands glutheißer Sonne
lebt sichs wohl gut, auch in der Tonne!
Doch eines scheint mir sonnenklar:
Dass "Dio" wohl ein Penner war!

Bei uns, da würde er wohl dösen
im Müll und andern ominösen,
Locations, die nicht ganz konform
mit der EU - gewollten Norm!

Doch damals war das nicht so wichtig:
Da lebte jeder, wie ers richtig
und gültig hielt, nach eignem Sinn -
und wurde ganz von selber hin!

Diogenes wollte tapfer trotzen
der Vorschrift und begann zu motzen:
Was stand der blöde Alexander
vor ihm unnötig umeinander?

Kein Staat, kein Mensch würds heute wagen
nach Brüssel Ähnliches zu sagen!
Wir beugen uns und winken ab -
Dreht sich Diogenes im Grab?

Sein Land war damals Hochkultur -
davon fehlt heute jede Spur!
So mancher muss - wie soll ichs sagen?-
auch heut die Haut zu Markte tragen.

EU - EU an allen Enden!
Das fesselt manchen an den Händen.
Verflochten sind wir und vernetzt.
Wenns blöd ausgeht, dann schläft zuletzt

ein jeder in der Biotonne,
und zwar im Winter - ohne Sonne!


Kein wohlgeformte Sonett wie bei dir , aber auch eine wenig
phil gesophen....
lg, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2010, 17:18   #6
Walther
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Hallo larin,

so rollen die Verse tonnenweise aus der Feder. Diogenes biogenas.

Danke und Gruß W.
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Alt 16.12.2010, 22:34   #7
LyTau
Gast
 
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Lb Walther,
entschuldige bitte, aber ich muss Larin etwas ganz wichtiges mitteilen... danke

_____________________________


Laaaaariiiiiin!
Zitat:
Larin:
Wenns blöd ausgeht, dann schläft zuletzt

ein jeder in der Biotonne,
und zwar im Winter - ohne Sonne!


Liebe Larin, du bist einfach nicht zu übertreffen! Grossartig!!!!


liebe Grüße an euch beide
LyTau
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Alt 17.12.2010, 16:18   #8
Walther
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Lb. LyTau,

Du darfst Dich hier gerne geziemend beeumeln. Bei mir herrscht Freude frei!

LG W.
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Alt 17.12.2010, 17:20   #9
a.c.larin
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hallo walther und Lytau,

ist das nicht seltsam , dass zu gewissen zeiten gewisse themen fast glechzeitig an mehreren stellen auftauchen?
ich hatte das diogenes-gedicht gerade fertig (angeregt durch ein diogenes -gedicht, das ich anderswo gelesen hatte) - und las mit verwunderung walthers titel.....

entweder schreiben wir dichter alle von einander ab
oder es gibt so etwas wie einen mentalen "superstring" , der zu einer gewissen zeit zu parallen aktivitäten anregt.
oder sollten das reste eines uralten "schwarmstinktes" sein?

lasst uns auch weiter ausschwärmen!
und danke an dich, walther, für "freude frei"

lg, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.12.2010, 15:10   #10
Walther
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Lb. larin,

mit dem Dichten ist es wie beim Erfinden der Photographie: Das geschah ja auch an mehreren Stellen faktisch gleichzeitig.

LG W.
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