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Alt 02.10.2013, 21:44   #1
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard An die Nachtgeborenen

Immer noch herrscht die Nacht
an zu vielen Orten
viel zu wenig misstrauen wir
allzu schönen Worten.

Seltsam hohl
ertönt unser Lachen
wenn wir uns
über andere lustig machen.

In welchen Zeiten leben wir
wenn Gedichte über Bäume
über den Frieden
den sie uns bringen
unwirklich klingen?

Nicht die Sprache
hat uns verraten
es war das
was wir nie taten.

Entronnen der finsteren Zeit
sind wir aufgetaucht
eingetaucht
in neue Dunkelheit
gezeichnet von Gier und Gewalt
von Angst und Not
zu viel was lebt
vom Untergang bedroht.

Die Morgendämmerung
ist noch nicht zu sehen
doch wir dürfen niemals aufgeben
den Boden zu bereiten
für Freundlichkeit
für eine andere
bessere Zeit.

Anmerkung: Wem da was bekannt vorkommt, der hat Recht -
dieses Gedicht bezieht auf eines von Brecht (An die Nachgeborenen).
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Alt 14.05.2014, 07:39   #2
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
Standard

Hallo wüstenvogel,

es stimmt, manchmal bewirken die Dinge, die nicht getatn wurdn mehr, als vollbrachte Taten.
Wie sollen wir es unseren Kindern erklären, dieses Nichtsstun und stumme Abwarten, dass sich etwas verändert?
Im Großen können wir nichts wandeln, deshalb müssen wir es im Kleinen tun.
Und wenn ganz viele sich daran beteiligen, dann kann es eines Tages gelingen, eine bessere Zeit zu schaffen.
Ich befürchte aber, es wird noch eine Weile Nacht bleiben.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.05.2014, 21:02   #3
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard An die Nachtgeborenen

Hallo Narvik,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Brecht hat sein Gedicht "An die Nachgeborenen" für die Menschen geschrieben, die den 2. Weltkrieg überlebt haben und für deren Kinder.

Leider sind seine Gedanken noch immer aktuell - wie viele bewaffnete Auseinandersetzungen hat es seitdem gegeben!

Mich hat dieses Gedicht von ihm schon immer fasziniert - eine ganz klare Sprache und unmissverständliche Aussagen.

Es liegt mir fern, mich mit ihm zu vergleichen (das geht auch garnicht),
doch warum soll ein älteres Gedicht nicht zu einem neueren anregen,
zumal, wie schon gesagt, viele seiner Aussagen (leider) noch immer nicht veraltet sind.

Du hast Recht - wir können in unserem kleinen Umfeld einiges bewegen,
und zumindest das sollten wir auch tun.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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Alt 05.06.2014, 16:01   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Moin wüstenvogel,

ich bin prinzipiell ganz auf deiner Seite, doch leider sind wir nur hoffnungslose Träumer, deren Wünsche niemals in Erfüllung gehen werden.
Und zwar, weil das vom herrschenden System und politisch einfach nicht gewollt ist. Ich selbst hadere damit ohnegleichen, alleine schon wegen meiner Kinder, aber ich bin ebenso machtlos wie alle anderen, um diesem System die Stirn zu bieten.
Vielleicht ist machtlos auch der falsche Ausdruck, wahrscheinlich bin ich einfach zu feige und zu eingeschüchtert, um hieraus auszusteigen.
Die Abhängigkeiten sind zu groß und egal wo du hinkommst, erwartet man von dir, dass du in ihrem Sinne funktionierst, sonst siehs du kein Land mehr.
Das ist die menschliche Teufelei, die alles beherrscht.
Manchmal wünschte ich mir, es gäbe einen großen Knall und alles wäre vorbei und das ganze Gesockse würde mit den Bach runter gehen.
Vielleicht gäbe dann irgendwann die Natur wieder einmal Wesen wie uns eine neue Chance, um alles besser zu machen.
Aber ich bin mir sicher, in diesem Leben (der Menschheit) wird das niemals geschehen.
Alles deutet darauf hin, das es noch schlimmer werden wird. Die Weltbevölkerung ist zu groß, sie wird auf Dauer irgendwann halbiert werden, dann gibt es noch einige Oligarchen und der Rest wird ihnen dienen, damit diese ihr Lusxusleben weiterführen können.
Ich könnte manchmal nur noch reinschlagen, aber ich weiß ja, wo das endet oder besser gesagt, wie das für mich enden würde.
Und dafür scheint mir mein bisschen Leben einfach zu kostbar.
Also mache ich zu und sie können mich alle mal mit einem schönem Gruß vom Götz von Berlichingen.

Und bevor ich mich jetzt richtig aufrege, schalte ich schnell wieder einen Gang hinunter und sage dir einfach, dass mir dein Text gefallen hat, auch wenn er nur einen schönen Traum transportiert.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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