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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 28.08.2014, 19:53   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Beiträge: 3.210
Standard Selbsttäuschung

Selbsttäuschung


Du malst schon wieder solche Bilder, farbig,
Als wäre nichts verloren, sterblich, endlich.
Du schwebst im Glück, und das ist nur verständlich.
Doch unter all der Schminke bist du narbig,

Die Glätte ist bloß Täuschung. Zugepudert,
Wegretuschiert sind tiefe Pockenkrater.
Vom Paradies bleibt morgen nur ein Kater.
Was edel war und gut, ist schlicht verludert.

Die Zeiten werden kommen, wenn die Bilder
Die Rahmen sprengen werden wie die Träume.
Das Böse kehrt zurück, es wird noch wilder,

Noch schlimmer sein als vor den schönen Tagen.
Mal du die Kinderszenen, Blumen, Bäume.
Da, unter dünnem Firnis, warten Fragen.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 28.08.2014, 20:10   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, walther!

Sehr gelungen! Eins deiner besten in letzter Zeit, soweit ich weiß.

Ich deute entweder einen Drogenrausch und seine Nachwehen oder eine Art romantischer Selbsthypnose, weil man sich der Realität des eigenen Verfalls oder einer aufgeladenen Schuld nicht stellen kann/möchte.

Sehr schön die Conclusio mit Metabotschaft im Bild von den "gemalten Bildern"!

Kleinigkeit:

S3Z2 - das "wie" ist leicht misszuverstehen, auch wenn ich es hier als lyrische Kurzform von "wie auch" sehe. Zuerst dachte ich beim Lesen an ein vergleichendes "wie".
Ein schlichtes, aber unmissverständliches "und" stattdessen wäre anzudenken.

Allergernst gelesen und genossen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.08.2014, 08:22   #3
Untergrund
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Beiträge: 243
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Das hat ja alles was es nicht braucht, selbst den gutgemeinten Vorwurf, der sich dann bis zum Schluss auf Fragen unterm Firnis steigert. Was immer das für ein Bild sein soll, was du da schon wieder gemalt hast.

LG
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Alt 29.08.2014, 10:24   #4
Erich Kykal
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Hi, Untergrund!

Entweder du magst Walther schlicht nicht und willst ihm eins auswischen, oder es gebricht dir nachhaltig an lyrischem Urteilsvermögen.
Egal wie, dein Kommentar entbehrt jeglicher Erklärung für deine rüde Ablehnung, die ein Mindestmaß an Respekt und Höflichkeit voraussetzt.
An Walthers Stelle würde ich deinen völlig deplatzierten Kommi einfach ignorieren.

eKy
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Alt 31.08.2014, 18:57   #5
Walther
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lb eKy,

deine positive einschätzung steht in brutalem gegensatz zu mr. underground. aber das habe ich von ihm schon ein paarmal gehabt. man darf das nicht so ganz ernst nehmen, denke ich.

in der tat kann man das "wie" durch ein "und" ersetzen. dann aber haben wir eine schreckliche inversion vor uns, die die ganz sprachmelodie wegen dieser sehr blinden stelle beschädigt. es gibt auch einen zweiten, inhaltlichen grund, der m.e. viel schwerer wiegt: die beiden aussagen sind nicht identisch. zuerst gehen nämlich die träume zugrunde, bevor die wirklichkeit den rahmen (weg)sprengt.

lieben dank für deinen eintrag und deine verteidigungsrede. wie gesagt: herr untergrund darf das. er muß allerdings damit leben, daß man seine kommentare mit einem achselzucken ablegt. und das kann nicht ganz im sinne des erfinders sein.

lg w.
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Alt 31.08.2014, 21:35   #6
Erich Kykal
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Hi, Walther!

Natürlich darfst du dein Gedicht lassen, wie du magst, allerdings möchte ich an dieser Stelle bestreiten, dass die Konstruktion "die Rahmen sprengen werden und die Träume" schon als "schreckliche" Inversion zu bezeichnen wäre, zumal es mir durchaus statthaft erscheint, einen Teil einer Aufzählung dem Verb nachzustellen. Ich empfinde dies auch absolut nicht als unschön im lyrischen Sinne, ganz im Gegenteil! Aber das ist subjektives Geschmacksempfinden.

LG, eKy
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Alt 01.09.2014, 18:49   #7
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Walther :)

Damit kann ich etwas anfangen. Es ist ein schönes, nachdenkliches Sonett.

Ich lese hier, wie sich jemand selbst betrügt, weil er/sie sich etwas vormacht, er/ sie redet es sich schön. Das es noch eine andere Wahrheit gibt.....

Die Bilder gefallen mir und das Ende : Da, unter dünnem Firnis, warten Fragen. .... das regt zum Nachdenken an.....

Sehr gerne gelesen sy

Geändert von juli (01.09.2014 um 19:05 Uhr)
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Alt 03.09.2014, 18:21   #8
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Hi eKy,

dein hinweis ist, wie ich sagte, auf fruchtbaren boden gefallen. allerdings ist die alternative aus meiner sicht nicht überzeugend genug für mich.

danke nochmals für lesen und kritisieren!

lg w.


lb Syranie,

es freut mich sehr, daß das gedicht dich anspricht. danke für reinlesen!

lg w.
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