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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 09.06.2009, 14:28   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Klüger war ich....

Ich wollte alles mir benennen
mit einem stolzen, starken Wort.
Ich hoffte, es in Fels zu brennen,
von dort trügs keiner jemals fort.

Ich wollte formen, wahren , bilden
und sehnte mich nur nach Gestalt.
So schrieb in Worten, klaren, wilden
ich nieder alles: Sprachgewalt.

Sie geißelte die zarten Töne
und ließ dem Vagen keinen Raum.
Es floh vor mir das Sanfte, Schöne,
verbarg sich lockend nur im Traum.

Ich folgte ihm als kühner Jäger,
blieb meinem Wissen auf der Spur,
im Geiste wach, doch kaum integer,
erreichte ich die Mitte nur.

Ich tauchte ein ins Herz der Dinge,
da schien Erkennen wie ein Sieg -
mein Wort durchschnitt wie ein Klinge
die Stille, die mir helfen sollte,
zu lernen, was ich so nicht wollte:
Doch klüger war ich, als ich schwieg.....
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (11.06.2009 um 07:43 Uhr)
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Alt 09.06.2009, 19:43   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe larin,

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold,
in Versen erklärt, die Reime so hold.
Doch hab ich an dich eine innige Bitte,
verweile mit mir in der goldenen Mitte.
Mir ist dein Silber tausendfach teuer,
schweigend wärst du mir nicht ganz geheuer.

Sollte es Gründe geben, hier und da lieber zu schweigen, dann können wir das immer noch tun.

Selbstredende Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.06.2009, 20:31   #3
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Oh, larin!

Wie schön!
Ich könnte einen seitenlangen Kommentar schreiben, aber ich mach es - wie üblich - kurz und knapp.


***

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Ich wollte alles mir benennen
mit einem stolzen, starken Wort.
Ich hoffte, es in Fels zu brennen,
da trüg es keiner jemals fort. (von dort trüg's keiner...)

Ich wollte formen, wahren , bilden
und sehnte mich nach der Gestalt. (und sehnte mich nur nach Gestalt...? Wie schön, daß das Wort "Gestalt" hier nicht nur für das Äußerliche steht!)
So schrieb in Worten, klaren, wilden
ich nieder alles: Sprachgewalt, (Punkt statt Komma?)sie geißelte die zarten Töne (und dann "Sie geißelte.... ?)
und ließ dem Vagen keinen Raum. (Vage ist fast zu zart. Wie wäre es mit "und ließ dem Seichten ....?)
Es floh vor mir das Sanfte, Schöne,
verbarg sich lockend nur im Traum.

Ich folgte ihm, ein kühner Jäger, (Ich folgte ihm als kühner Jäger...?)
blieb meinem Wissen auf der Spur,
im Geiste wach, doch bald schon träger (gefällt mir nicht so sehr, aber ich weiß auch nichts Besseres)
erreichte ich die Mitte nur.

Ich tauchte ein ins Herz der Dinge,
da schien Erkennen wie ein Sieg - (da w a r ...????.)
mein Wort durchschnitt wie ein Klinge
die Stille, die mir helfen solte, (Dreckfuhler: sollte...)
zu lernen, was ich so nicht wollte:
Doch klüger war ich, als ich schwieg..... (doch weiser...... ???)


***

Ja, meine philosopha -
aber das si tacuisses ist doch eher auf die politischen Lenker gemünzt, oder?

Ohne Deine Stimme geht es hier nicht.
Kompliment!
Ich bin wieder hingerissen.


Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 09.06.2009, 20:37   #4
a.c.larin
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liebe dana,
das misstrauen, dass ich dir schweigend nicht geheuer wär, teilst du mit meinem mann! wenn ich ihm zu still bin , setzt er sofort einen fragenden blick auf. meist hat er damit auch recht.

und doch: es gibt momente, die sollte man nicht zerreden und gespräche, die muss man an einem bestimmten punkt unterbrechen, weil sie sonst in die seltsamkeit entgleiten. an manchen tagen dienen worte nur zur verwirrung, nicht zur lösung. weiß auch nicht , woran das liegt.
doch immer dann ist es auch klüger, zu schweigen - einen tag später hat sich der verworrene zustand meist von selber bereinigt.
schweigen ist auch eine art und weise, respekt zu erweisen.
im begriff "sprachgewalt" - steckt eben eine art von "gewalt" darin - und die kann durchaus auch verheerend werden. woher käme sonst der "rufmord"?

der dichter karl heinrich waggerl meinte einmal:
"schweigen ist ein köstlicher genuss, aber man muss dazu einen gefährten haben. allein ist man nur stumm."

dieses beredte schweigen liebe ich am meisten und teile es gerne auch mit dir!
liebe grüße
larin
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Alt 09.06.2009, 20:58   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe larin,
das kann ich nicht schweigend hinnehmen.

der dichter karl heinrich waggerl meinte einmal:
"schweigen ist ein köstlicher genuss, aber man muss dazu einen gefährten haben. allein ist man nur stumm."


Vielleicht habe ich ein wenig zu salopp kommentiert.
Was Karl Heinrich Waggerl sagte, unterstreicht die Aussage deines Gedichtes besonders - und ganz bestimmt reihe ich mich mit meinem Verstehen darin ein.
Ein Gefährte für solche Genüsse ist pures Gold. Nicht immer trifft man sich gleichzeitig in dieser Stimmung, doch dann genügt es zu sagen, dass man der Stille bedarf, um verstanden zu werden.

Ich möchte dir nur sagen, dass ich richtig verstanden habe - bezog mich eigentlich "spaßig" auf Forumsgeschehen. Da möchte ich dich nicht schweigend erleben. Eine Pause mit Ansage ist immer ok, ganz so wie wir es hier praktizieren.

Liebe Grüße
Dana
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Alt 09.06.2009, 21:15   #6
a.c.larin
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liebe cyparis,
ich muss deinen kommentar zuerst übersehen haben - oder wir haben annähernd gleichzeitig gepostet.
danke für deine vielfältigen anregungen, ich habe die meisten davon übernommen.
das wort "vage" belasse ich , denn das vage ist für mich etwas ganz anderes als das seichte, das vage kann durchaus tiefe besitzen, aber eine, die nicht näher fassbar ist . vorschnelles zupacken reißt es aber aus dem größeren zusammenhang, das wäre so, als wollte man in der musik immer nur ganz "reine" dur-akkorde setzen. langweilig! musik lebt von spannung!

und das erkennen schien wirklich nur wie ein sieg , denn genau dieses (gewaltsam) zugreifen-wollende des erkenntnis-triebes zerstört das atmosphärische und damit auch den zauber, den das sein manchmal hat.
das zupacken wird somit zum phyrrus -sieg, ist wie wind, der in beutel gefüllt wurde....

ich dachte bei meinem conclusio nicht an irgendwelche politiker - ich hatte wirklich den eindruck, dass ich in meinen tagen des schweigens näher an etwas dran war( was auch immer das war) - wie hätte ich sonst so ein gedicht schreiben können, in 30 minuten?

über das "träger" werde ich noch nachdenken!

liebe grüße und danke für dein bemühen!
larin


liebe dana,
ich weiß jetzt nicht genau, wo wir uns vielleicht missverstanden hätten - ich denke ,wir sehen die sache doch ähnlich.
ich werd sicher nicht im forum verstummen ( vielleicht manchmal leiser sein ). ich dachte nur, ich sollte aufpassen: in den letzten drei monaten habe ich so viel geschrieben wie sonst nur in mehreren jahren! da muss man sich doch langsam die frage stellen, ob man nicht etwa nur blabla erzeugt, bei der menge?
betrachte mich immer auch mit einem argwöhnischen auge - man kann dem eigenen inneren schweinehund gar nicht früh genug auf die schliche bekommen!

liebe grüße
larin
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Geändert von a.c.larin (09.06.2009 um 21:22 Uhr)
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Alt 09.06.2009, 21:47   #7
Leier
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liebe larin,

da sehe ich einmal mehr, wie "falsch" ich lesen kann. Aber das kommt Deinem Gedicht zugute, daß es so vielfältig interpretierbar ist.
Ja, das "vage" ist ein sehr verführerisches Wort, weil es ja das "fast", "beinahe" , "unwägbar", "verschwommen" und noch Vielerlei beschreibt.

Ich habe ganz anders gelesen als Dana.
Aber ich freue mich natürlich sehr, daß Du mir meine Anmerkungen nicht übelgenommen hast.

Später mehr!


Lieben Gruß
von
cyparis!
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2009, 07:42   #8
a.c.larin
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liebe cyparis,

eigentlich kann man etwas , das "vage" ist, gar nicht "falsch" lesen.
vages ist vielschichtig und nicht genau bestimmbar - etwa den traumbildern gleich, die sich das unbewusste aus einer vielzahl von eindrücken zusammenfügt. intensive traumbilder sind zumeist symbole ( von "symbalein" = zusammenfallen), daher auch immer in unterschiedlicher richtung interpretierbar. das macht ja auch den reiz der sache aus.
über allzu eindeutiges würde man auch kaum nachdenken.
erst die "vagen" eindrücke erfordern unsere volle konzentration, weil jeder für sich erst herausfinden muss, wo in seiner eigenen inneren geographie er sie einordnen kann/ will.

deine anmerkungen waren sinnvolle weiterentwicklungen, für mich sogar anwendbar, daher: doppelten dank!
was hältst du denn von integer / statt "träger"?

larin
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Geändert von a.c.larin (11.06.2009 um 07:44 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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