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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 05.02.2012, 11:47   #1
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Ein Winterlied

Verstummte Bäume
im eisigen Winterhauch
schreit eine Krähe

weißer, rauer Reif
über den braunen Wiesen
der Himmel tiefblau

erstarrte Bäche
in gefrorener Landschaft
pfeift nur noch der Wind

alles Leben hofft
auf den Beginn des Frühlings
und sein mildes Lied.

Geändert von wüstenvogel (05.02.2012 um 17:25 Uhr) Grund: Anregung von GinTon und Chavali - liest sich wirklich flüssiger! Vielen Dank!
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Alt 05.02.2012, 15:20   #2
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard

hallo wüstenvogel,,

in diesem Zusammenhang finde ich es gar nicht schlecht, also den Krähenschrei

Was hältst du von: alles, außer die Substantive, klein zu schreiben und die Zäsuren zu eliminieren, damit es in einem Fluss gelesen werden kann,
Zitat:
verstummte Bäume
im eisigen Winterhauch
schreit eine Krähe

weißer rauer Reif
über den braunen Wiesen
am Himmel und tief

erstarrte Bäche
in gefrorener Landschaft
pfeift der kalte Wind

alles Leben hofft
auf den Beginn des Frühlings
und sein mildes Lied

gefällt mir gut ...liebe Grüße gin



PS: habe klitzekleine Änderungen vorgenommen, nur als Anregung
__________________
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 05.02.2012, 15:45   #3
Chavali
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Hallo wüstenvogel,
Zitat:
Zitat von ginTon
Was hältst du von: alles, außer die Substantive, klein zu schreiben und die Zäsuren zu eliminieren, damit es in einem Fluss gelesen werden kann,
ich stimme ginTon zu und würde sogar noch einen Schritt weiter gehen:
alles klein schreiben.
Die Praktik musste ich auch erst erlernen schön zu finden, jetzt aber gefällt mir das
bei manchen Texten sehr gut.

So würde auch dein Winterlied gewinnen:
verstummte bäume
im eisigen winterhauch
schreit eine Krähe

weißer rauer reif
über den braunen wiesen
am himmel und tief

erstarrte bäche
in gefrorener landschaft
pfeift der kalte wind

alles leben hofft
auf den beginn des frühlings
und sein mildes lied

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2012, 19:40   #4
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 446
Standard Ein Winterlied

Hallo, ihr beiden,

wie ihr sehen könnt, habe ich eure gemeinsame Anregung zum Teil umgesetzt.

Die Änderung in der 6. Zeile gefällt mir nicht so gut.
Die ersten drei Strophen sind so "gebaut", dass jeweils die erste und die zweite Zeile wie auch die zweite und die dritte Zeile einen gewissen Sinn-Zusammenhang ergeben:

Verstummte Bäume - im eisigen Winterhauch
im eisigen Winterhauch -schreit eine Krähe

weißer rauer Reif - über den braunen Wiesen
über den braunen Wiesen - der Himmel tiefblau

erstarrte Bäche - in gefrorener Landschaft
in gefrorener Landschaft - pfeift nur noch der Wind

Das verdanke ich dir, liebe Chavali, als du mein kleines Haiku im wahrsten Sinne des Wortes verbessert hast. Das hat mir so gut gefallen, dass ich es auch fast vollständig übernommen habe.


In der zweiten Strophe geht es (auch) um Farben - deswegen möchte ich das "tiefblau" beibehalten.


Leider möchte ich auch den Änderungsvorschlag in der dritten Strophe nicht umsetzen, denn dieses "pfeift nur noch der Wind" bezieht sich auf den Titel des Gedichts - die einzige "Musik" dieses Winters besteht höchstens
(nur noch) aus dem Pfeifen des Windes.

Zur Groß- und Kleinschreibung: Im Grunde bin ich auch für die Kleinschreibung, denn sie erleichtert so vieles. Über die Hälfte aller Rechtschreibfehler könnte man so ganz einfach "abschaffen".
Da ich aber als noch praktizierender Grundschullehrer den Kindern unsere teilweise sehr komplizierte Rechtschreibung irgendwie nahebringen muss
(ohne immer dahinterzustehen), habe ich für mich beschlossen, Substantive und Substantivierungen weiterhin groß zu schreiben.

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei euch bedanken, dass ihr meinen ersten Versuch, ein ganzes Gedicht in Haiku-Form zu schreiben, wo wohlwollend begleitet habt.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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Alt 07.02.2012, 23:13   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.909
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Hallo wüstenvogel,

ich habe mir jetzt diesen Text und das einzelne Haiku angeschaut und war echt am überlegen, wo ich denn nun meinen Kommentar anbringen sollte.

Nun ist die Entscheidung für diesen gefallen.
Vielleicht ist das hilfreicher.

Die erste Strophe erzeugt m. E. einen sehr schönen Nachhall und bleibt wie ein kleines Gefühl hängen.
Das ist ein schönes Haiku, das auch ganz alleine Bestand hat, denn es ist ja nur diese eine konkrete Szene aus der Natur und enthält seinen Gegenwartsbezug und erfüllt somit alle Kriterien für ein gelungenes Haiku.
Das gefällt mir wirklich ungemein.

Leider können die nächsten Strophen da nicht mehr ganz mithalten, sie fallen z. T. deutlich ab.

Die zweite Strophe könnte schon nicht mehr als eigenständiges Haiku durchgehen, weil mir da etwas fehlt.
Mag es das Verb sein oder an der ganzen Aussagekraft, für mich ist das das schwächste Glied in dieser Haikukette.

Die dritte Strophe ist wieder etwas stärker, auch hier könnte dieses Haiku wieder alleine stehen.
Allerdings ist es die gleiche "Bauart" wie in Strophe 1 und so klingt es wie eine Wiederholung derselben.

Die verstummten Bäume werden durch erstarrte Bäche ersetzt, der eisige Windhauch durch die gefrorene Landschaft und die Geräusche in der dritten Zeile wandeln sich vom Schreien der Krähe zum Pfeifen des Windes.
Da vermisse ich etwas die Originalität.
Als eigenständiges Haiku wäre sie wieder sehr schön.

In der letzten Strophe hingegen erstarkt das Bild wieder, vor allen Dingen auch in der Originalität.
Aber auch hier gilt wieder: Sie könnte nicht als eigenständiges Haiku bestehen.

Wahrscheinlich war das auch so nicht gedacht, sondern es sollte schon ein fortlaufendes Gedicht sein, dessen Strophen eben ins Gewand des "klassischen" Haikus gekleidet sind.

Wie gesagt, die erste Strophe besitzt uneingeschränkte Klasse. Die anderen sind auch nicht schlecht, aber im Gegensatz zu dieser habe ich da so meine kleinen o. a. Vorbehalte.

Vielleicht sollte man mal versuchen, einen sinnvoll zusammenhängenden Text mit Haikustrophen zu schreiben, von denen jede tatsächlich auch einzeln bestehen könnte.
Sozusagen gleichberechtigte Geschwister...

Fazit: Das ist nicht schlecht, aber so ganz überzeugen konnte mich das noch nicht.
Aber das ist nur meine Sicht der Dinge und damit auch sicherlich Geschmackssache.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2012, 19:41   #6
wüstenvogel
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Beiträge: 446
Standard Ein Winterlied

Hallo Falderwald,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

Zum größten Teil muss ich dir Recht geben. Ausgehend von dem ersten Haiku wollte ich einmal versuchen, ein ganzes Gedicht in diesen Formen zu schreiben.

Sicher sind die folgenden Strophen nicht so gut, so aussagekräftig wie die erste.
Wie du richtig vermutest, sollten die einzelnen Strophen keine eigenständigen Haikus bilden, sondern eben nur Strophen in einem Gedicht sein.

Die "verstummten Bäume", der Schrei der Krähe" und das "Pfeifen des Windes" zielen auf den Titel des Gedichts. Der Winter ist ja eine eher stille Jahreszeit und schenkt uns wenig Töne.

Es dürfte nicht einfach sein, einen ganzen Text zu schreiben, der aus Haikustrophen besteht, von denen jede einzeln für sich stehen könnte.
Das war allerdings auch nicht meine Absicht.

Das erste Haiku, das dir (und mir) am besten gefällt, ist mindestens genauso das Werk von Chavali wie von mir. Im Grunde hat es zwei Autoren.
Auf jeden Fall eine gelungene "Gemeinschaftsproduktion", finde ich.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
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