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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 24.04.2018, 10:26   #1
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard Nach dem Sturm



Ein Mann blickt suchend übers Meer,
die Wogen sind noch nicht geglättet.
Sein Atem geht unendlich schwer:
Er fürchtet, sie sei nicht gerettet,
die Barke, die die Rundfahrt fuhr.

Am Hafen war nicht abzusehen,
dass rasend schnell ein Sturm entfacht
und sich die Winde plötzlich drehen
zerstörerisch mit aller Macht.
Er blickt voll Angst auf seine Uhr.

Vor Stunden schon lief sie hinaus
und direkt in das Sturmgebraus!
Warum nur kehrt sie nicht zurück?
Die Welle bringt ein kleines Stück
des Bootes mit. Ist es die Spur
nach der er lang schon ausgespäht?

Wie oft auch noch der Seewind weht,
noch immer steht er starr und stumm -
sein Rücken schon gebeugt und krumm -
erfüllt sich seinen letzten Schwur.
Obwohl er weiß, es ist zu spät.




__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 24.04.2018, 12:45   #2
Sebastian
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Beiträge: 573
Standard

Ich finde die Verbindung der Thematiken hier wirklich sehr gelungen. Ich finde das hier geschilderte Bild spiegelt die Trauerarbeit und die Trauerphasen sehr gut wieder obwohl ich diese Mischung aus Hoffnung und Resignation weniger mit der Trauer eines Todesfalls als mehr mit der Trauer über eine gescheiterte Beziehung assoziieren würde. Andererseits spricht die Eindeutigkeit am Ende wieder für einen Todesfall und die "Hoffnung" davor kann sich dabei auch als Selbstbetrug, Selbstbeschwichtigung entpuppen. Und dieses nicht zusammenpassen aber auf den zweiten Blick doch ist auch sehr schön durch die Reimstruktur umgesetzt, besonders die strophenübergreifenden Reime, die sich mir erst beim zweiten lesen erschlossen haben.
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Alt 24.04.2018, 21:20   #3
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Hallo Sebastian,

über deine Rückmeldung freue ich mich besonders, auch, weil sie sehr interessant abgefasst wurde.
Du hast dir die richtigen Gedanken darüber gemacht und die Zusammenhänge benannt,
und das finde ich total schön.

Danke dir dafür!

LG Chavali
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Alt 25.04.2018, 18:27   #4
waterwoman
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Ort: in Meeresnähe
Beiträge: 804
Standard

Hallo Chavali,

das ist eine Erzählung in Versen. Gefällt mir sehr gut.
Vielleicht gar eine Ballade?

Ein Mensch will die Hoffnung nicht aufgeben, obwohl es keine mehr gibt.
Das gesteht er sich nicht ein, er hofft auf ein Wunder, das erhält ihn am Leben.

Sehr gern gelesen!

Gruß
ww
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Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß.
Wilhelm Busch
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Alt 25.04.2018, 20:31   #5
juli
Gast
 
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Standard

Liebe Chavali,

Es liest sich wie eine Ballade. Ein Seefahrerabschied.


Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen


Ein Mann blickt suchend übers Meer,
die Wogen sind noch nicht geglättet.
Sein Atem geht unendlich schwer:
Er fürchtet, sie sei nicht gerettet,
die Barke, die die Rundfahrt fuhr.

Am Hafen war nicht abzusehen,
dass rasend schnell ein Sturm entfacht
und sich die Winde plötzlich drehen
zerstörerisch mit aller Macht.
Er blickt voll Angst auf seine Uhr. Die Zeile finde sehr schön

Vor Stunden schon lief sie hinaus
und direkt in das Sturmgebraus! direkt hinein ins Sturmgebraus! das wäre meine Idee
Warum nur kehrt sie nicht zurück?
Die Welle bringt ein kleines Stück
des Bootes mit. Ist es die Spur - ( hier ein Abschluss oder vielleicht ein "?" am Ende.
nach der er lang schon ausgespäht? <<< diese Zeile würde ich weglassen

Wie oft auch noch der Seewind weht,
noch immer steht er starr und stumm -
sein Rücken schon gebeugt und krumm -
erfüllt sich seinen letzten Schwur.
Obwohl er weiß, es ist zu spät. <<<< statt dieser Zeile:"Obwohl er weiß, es denkt es "nur" dann hast wie oben den gleichen Reim

Aber ich habe viel verändert...




Sehr intensiv, und klar gedacht. Meine Vorschläge sind nur meine Spielereien, weil ich das Gedicht so gut finde. Inhaltlich.

Ich habe den II Teil auch schon gelesen und ich würde die Beiden zusammenfügen. Ein Sehnsuchtsmeergedicht voller Hoffnung


Ein Mann blickt suchend übers Meer,
die Wogen sind noch nicht geglättet.
Sein Atem geht unendlich schwer:
Er fürchtet, sie sei nicht gerettet,
die Barke, die die Rundfahrt fuhr.

Am Hafen war nicht abzusehen,
dass rasend schnell ein Sturm entfacht
und sich die Winde plötzlich drehen
zerstörerisch mit aller Macht.
Er blickt voll Angst auf seine Uhr.

Vor Stunden schon lief sie hinaus
direkt hinein ins Sturmgebraus!
Warum nur kehrt sie nicht zurück?
Die Welle bringt ein kleines Stück
des Bootes mit. Ist es die Spur ?

Wie oft auch noch der Seewind weht,
noch immer steht er starr und stumm -
sein Rücken schon gebeugt und krumm -
erfüllt sich seinen letzten Schwur.
Obwohl er weiß, er denkt es nur -


Großartig!


Sehr gerne gelesen von sy

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Alt 26.04.2018, 10:51   #6
Chavali
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Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Hallo waterwoman,
Zitat:
das ist eine Erzählung in Versen. Gefällt mir sehr gut.
Vielleicht gar eine Ballade?
Ja, annähernd schon. Wiki sagt:
Zitat:
Zitat von wiki
In der deutschsprachigen Literatur wird seit dem 18. Jahrhundert ein mehrstrophiges,
erzählendes Gedicht als Ballade bezeichnet.

Freut mich, dass es dir gefällt, danke für dein feedback.


Liebe sy,
Zitat:
nach der er lang schon ausgespäht? <<< diese Zeile würde ich weglassen
warum denn das? Das ist doch für die dann folgende Strophe eine Schlüsselzeile.
Denn wie sonst soll man erklären, dass nach Stunden schon der Rücken gebeugt ist?
Das soll eine Zeit- oder Denkpause darstellen.
Zitat:
direkt hinein ins Sturmgebraus! das wäre meine Idee
eine Zeile weiter oben steht: hinein. Dann hätte ich 1x hinein und 1x hinaus? Och nöööö
Zitat:
Obwohl er weiß, es ist zu spät. <<<< statt dieser Zeile:"Obwohl er weiß, es denkt es "nur" dann hast wie oben den gleichen Reim
Hm? Das verstehe ich jetzt grad nicht
Zitat:
Aber ich habe viel verändert..
naja, aber nix, was ich gebrauchen könnte.
Zitat:
Es liest sich wie eine Ballade.
Es ist eine - siehe wiki.

Zitat:
Ich habe den II Teil auch schon gelesen und ich würde die Beiden zusammenfügen.
Das könnte man machen, warum nicht. Aber wenn ich das wollte, hätte ich es schon
Zitat:
Meine Vorschläge sind nur meine Spielereien, weil ich das Gedicht so gut finde. Inhaltlich.
Ok, dann muss ich das ja nicht ernst nehmen

Liebe sy, ungewöhnlich für dich, diese Überlegungen und Veränderungsvorschläge.
Ich nehme es mal als Zeichen, dass dir meine Ballade ausnehmend gut gefällt...

Danke dir


Euch beiden liebe Grüße
Chavali








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