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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 18.03.2009, 18:40   #1
a.c.larin
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hallo erich,
allen tempelflüchtern zum trotz:
mir ist "ich fliehe die tempel "auch sehr gebräuchlich - aber ich glaube, dieser streit bringt nichts , weil sprache nichts starres ist, sondern im fluss befindlich und "gebräuchlichkeiten" ändern sich.
als ich noch ein kleines volksschulmädi war, hätte die frau lehrerin die hände überm kopf zusammengeschlagen, wäre irgendwo einmal "der radio" und "der benzin" gestanden ( damals: eindutig : das !) . heute sind beide formen erlaubt und stehen sogar im duden! ( mir reißt's trotzdem fast die ohr'n runter, wenn ich "der radio" höre. Aua! Aber , wie gesagt : tempora mutantur!)

und was die neue- neuere-allerneueste, sowie die besondes ganz neue rechts- und linksschreibung schon verändert hat, wollen ja auch noch nicht alle wahrhaben.

also: bitte nicht die schönen gedichte zerpflücken! sie sind wie die blumen.
genießt sie!

liebe grüße
von larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 18.03.2009, 18:57   #2
Leier
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"Ich fliehe die Tempel"

ist heute wohl ungebräuchlich, weil die Schönheit, Vielfältigkeit und Ausdruckskraft unserer Sprache unterzugehen droht.
Selbstverständlich ändern sich die Z E I T E N. Auch unsere Sprache ändert sich.
Sprunghaft. Leider. Eine etymologische Entwicklung sehe ich nicht.
Aber dies als Enschuldigung für die Verschlampung und Verluderung unserer schönen Sprache anzuführen, ist unverzeihlich (bei vielen "Dichtern").

Wer sich an schöner Sprache berauschen will, lese Bergengruen, Kusenberg und Kykal, Erebus und larin.

In diesem Sinne sende ich Grüße
an
larin und Erich Kykal.

cyparis

(Den Alltag jetzt fliehend)

Geändert von Leier (18.03.2009 um 18:58 Uhr)
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Alt 18.03.2009, 19:27   #3
a.c.larin
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liebe cyparis,
ich würd's auch nicht entschuldigen, ich stellte es nur fest.
aus täglicher praxis weiß ich, was kinder heutzutage schon nicht mehr an wörtern kennen, zum beispiel das wort "pfütze" ( 3.klasse, grundschule, heute!).
die tempelflüchtigen erschrecken mich da schon gar nicht mehr-
erleb' täglich noch viel schlimmeres!

dank für lob - werd' darob
ganz nervös und rosarot-
sapperlot!
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Alt 20.03.2009, 13:32   #4
Erich Kykal
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Ja, das ist mir in meiner Praxis auch schon oft aufgefallen. Grade heute schickte ich eine 13jährige ins "Parterre", worauf sie verschämt stehenblieb. Ich fragte, was los sei, und sie druckste: "Äh, was ist denn "Parterre"?"
Traurig, nicht?
So viel Reichtum geht verloren, weil die modernen Massenmedien unsere Sprachformen stetig simplifizieren und internationalisieren, weil der allerblödeste Big Brother-Gucker auch noch mitkommen will, wenn seine Muttersprache gelallt wird. Mittlerweile habe ich schon in mehreren Werbespots krude Fallfehler festgestellt, die offenbar keinem weiter aufzufallen scheinen!
Die Proletarisierung der Sprachnormen ist sehr bedauerlich. Ich schätze, mindestens 60% der Hauptschulabgänger würden eins meiner komplexeren Gedichte nicht mal nach dem dritten Durchlesen verstehen!
Auf türkischdeutsch fluchen und "Fickdeimutta" brüllen, dazu reicht's gerade noch. Seufz...

Nun, ich halte dieses Gedicht für einen meiner größeren "Würfe", wenn man so will. Und ich bin sprachlich ausreichend beschlagen, um zu wissen, was möglich und korrekt ist, und was nicht. Mögen jene, die mich dereinst lesen, glauben, dass auch unsere Zeit noch reich an Sprachvariationen und Ausdrucksmöglichkeiten war.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (02.12.2009 um 13:12 Uhr)
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Alt 20.03.2009, 15:26   #5
ReinART
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Hallo Erich
wie Du weißt, trifft nicht jedes Deiner Gedichte, meinen Geschmack- viele aber schon !
Und natürlich ist es absolut richtig zu schreiben: ich fliehe den Tempel.
Wahrscheinlich würde ich es nicht so schreiben, da dies nicht zu der von Gedichten passen würde, wie ich sie schreibe, aber bei Deinen Gedichten ist es sozusagen eine innere Gesetzmäßigkeit, dass solche Blüten treiben und larin hat recht, dass man sie nicht zerpflücken sollte. Du begießt sie weiterhin fleißig und beackerst den Garten alten deutschen Sprachguts, wie ein Gärtner, der es nie anders gelernt hat.
Lieben Gruß
reinhard
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Alt 20.03.2009, 16:15   #6
a.c.larin
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@ reinART!

....."nie anders gelernt hat..." klingt mir ein wenig spitz im ohr.
wie wär's da zum beispiel mit : nie anders haben wollte, weil es im eigenen ohr schöner so klang?
als ich anfing gedichte zu schreiben, war "freirhythmisch" total in, war mega , super, hyper - und was weiß ich , was nicht noch alles!
mich hat's wenig gekümmert - und mich kümmert's auch jetzt noch ziemlich wenig. ich glaube, dass jeder seine eigene sprache, seinen eigenen stil hat, lebt und weiterentwickelt. ich wiederum kann den meisten "freien" gedichten nichts abgewinnen - das konnte ich aber schon als 20-jährige nicht! hat mir einfach nicht getaugt.
als ich vor 20 jahren ins neue haus zog, waren schwarze, graue , glatte möbel
ursupermodern - ich wollte sie trotzdem nicht. ich wollte und bevorzuge auch noch heute : braune, erdfarbene , geschwungene formen.
wieso gibt es immer wieder welche, die anderen vorschreiben wollen, was zu gefallen hat? geben sie gedankenfreiheit, sire!

@ erich,
kollege, das reizende schimpfwort ist kein privileg der hauptschule mehr, das können in wien auch schon schulneulinge! und was den unterschied. deutschsprachige kinder- kinder mit migrationshintergrund anlangt, gibt es auch noch andere beispiele.
hier ist eins ( vor drei tagen passiert) :
englischstunde: wir sprechen über "furniture" - entsprechendes bildmaterial an der tafel. ich frage nach, wie man denn zu all dem sagen könnte (auf deutsch). endlich meldet sich ein ( deutschsprachiges) mädchen und sagt "wohnsachen". ich freu mich schon riesig, das es ihr überhaupt möglich ist, einen oberbegriff zu erkennen ( sie ist oft sehr schwerfällig im denken) daraufhin sagt ein türkischsprachiges kind "möbel".
mitunter lassen die "neuen" österreicher mehr hoffen al die "alten".....

wie auch immer: um es mit den worten deines ( und meines) lieblingsdichters zu sagen, du "schufst uns tempel im gehör...."

liebe grüße
larin
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Alt 20.03.2009, 16:36   #7
ReinART
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Liebe Larin
ich glaube, dass Du meinen Kommentar total falsch verstanden hast. Ich kenne Erich nun schon sehr lange aus den Foren und es ist gut, dass es so viele unterschiedliche Formen des Gedichteschreibens gibt. Ich mag Erichs Stil und bewundere die Art, wie er zu formulieren vermag. Es ist aber nicht die Art, wie ich gerne schreibe würde- habe dennoch einiges von ihm gelernt.
Erich selbst beruft sich selbst darauf, in alter, gediegener Tradition zu schreiben und der Vergleich mit einem Gärtner, war nicht böse gemeint.
Mich interessiert es überhaupt nicht, welche Möbel Du im Hause hast. Kann aber so schon sagen, da möchte ich nicht lebendig begraben sein.
Also Lady larin: Versuche Kommentare bitte etwas dezidierter zu lesen
Gruß
reinhard
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Alt 22.03.2009, 15:58   #8
a.c.larin
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lieber reinART,
fassen wir's also kurz zusammen:
wir mögen beide die art, wie erich schreibt - möglicherwiese aus unterschiedlichen gründen, ich hab dich falsch verstanden , du hast mich falsch verstanden (könnte man das wort "falsch" durch "anders" ersetzen?) du schreibst,wie du schreibst, ich schreib, wie ich schreib, für beides gibt es gute gründe , ich lebe in möbeln, die dich nicht eschlagen sollten ( diese ungehörigkeit würde ich meinen möbeln sowieso nie erlauben!) und
was noch-?
Ah ja : Die Sprache ist die Quelle allen Missverständnisses!
(frage am rande: worum kämpfen wir da eigentlich ?)

es lebe das leben der wunder!

liebe grüße
larin
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Alt 27.03.2009, 14:50   #9
Erich Kykal
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Ach, ihr Lieben, streitet euch doch nicht!

Soll ein jeder meine Zeilen so auslegen, wie er denkt. Ist wie bei abstrakter Kunst: Jedesmal beim Betrachten entdeckt man neue Details, Farbnuancen, thematische Zusammenhänge oder Deutungsmöglichkeiten.
Kein Grund für Heftigkeiten!

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.03.2009, 20:04   #10
a.c.larin
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lieber erich,
wir streiten doch gar nicht! wir haben einander nur missverstanden!
was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass 80prozent der kommunikation über kanäle läuft, die nonverbal sind - hier also gar nicht platz greifen können. und mit 20 prozent restkommunikation noch so vieles zustande zu bringen, wie es in diesem forum möglich ist, das ist doch schon ein kleines wunder -oder etwas nicht?

und "heftig" war das noch gar nicht , weder von mir noch von meinem gegenüber - da kenne ich noch ganz andere gangarten (leider)
noch einmal : es lebe das leben der wunder!
(und über den plunder wundern wir uns halt ganz einfach so!)

larin, für gewöhnlich
immer ganz versöhnlich!
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