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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 29.07.2017, 13:17   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Erster Abschied

So seltsam war dies Auseinandertreiben
in Umstands Fängen und so schwer gelitten;
so plötzlich warst du mir davon geglitten,
wo ich doch hoffte auf ein langes Bleiben.

Wir konnten kaum schon unsre Namen schreiben,
mein bester Freund – Vertrauter, der inmitten
der Welt der Großen, ihren Riesenschritten
ein Gleicher war, mit mir sich dran zu reiben,

um aus den unscheinbaren Spänen täglich
uns magisch neue Welten zu erbauen!
Doch jäh warst du mir fern, im Ungenauen

verblasster Gründe, die wir nicht verstanden.
Ein letzter Blick aus einem Fenster, kläglich -
so kamst du meinem Leben einst abhanden.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.07.2017, 18:17   #2
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

direkt in der ersten Zeile schon fängt einen das Gedicht, der Prot, der hilflos ausgeliefert scheint und so unsagbar verletzlich.
Man unterschätzt allgemein gewaltig, wie nah es Kindern geht, ihre ersten Freunde zu verlieren. Dies geschieht aber eben oft durch Umzug der Eltern.
Mir ging es damals so, als ich fünf war. Wir zogen in ein anderes Dorf, nicht weit weg, aber für ein Kind eben nicht mehr erreichbar. Meine geliebten Sandkastenfreunde Jürgen und Doris und Renate waren damit für mich unrreichbar.

Schwer in einem neuen Umfeld, wo alle ihre langjährigen Beziehungen haben, wieder Fuß zu fassen. Mit Renate war ich noch bis in Studienzeiten befreundet, Jürgen aber habe ich verloren.
So vertraut wurde ich in dem neuen Umfeld mit niemandem mehr, es fehlten einfach die Erinnerungen, die gemeinsamen Erlebnisse, die die anderen hatten und die ich nicht mt ihnen hatte.Da viele Häuser dort neu gebaut wurden, fand ich im Laufe der Zeit dann doch wieder Freunde. Es war aber nicht vergleichbar mit den anderen.
Ich verstehe den Prot also gut, lieber Erich.

LG von Koko
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Alt 29.07.2017, 18:26   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hey eKy,

Schön wieder etwas von dir zu lesen. Es ist wie immer von besonderer Güte.

Das Thema handelt davon, dass sich Zwei die sich nahe standen und sehr vertraut warenund sich wieder innerlich voneinander entfernen. Die Umstände können Vielerlei sein. Das ist nicht das Wichtige in diesem Sonett, sondern die immer noch währende Wehmut, die aus dem letzten Satz herausklingt.

So ist es mit den Abschieden im Leben. Du schreibst so schön: "wir konnten unsre Namen schreiben". Ein schönes, klares Bild für Verstehen. Innigkeit und Zweisamkeit."Die unscheinbaren Spänen", ein Hochgenuß! Sowas fällt dir ein.

Wie immer wenn ich bei dir lese, bin ich überrascht, weil deine Sprache so besonders ist. Auch auf die Gefahr hin, dir immer zu sagen, dass ich deine Gedichte wunderschön finde, und damit als die immer Lobende zu sein... was solls ich meine es so.

Sehr gerne gelesen von sy

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Alt 30.07.2017, 03:06   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Koko, Sy!

Koko hat es richtig gedeutet. Es handelt davon, wie ein Kind, das kaum schon seinen Namen schreiben kann (also so etwa zwischen 5 und 7 und damit der Welt der Großen ausgeliefert), seinen ersten besten Freund verliert, etwa durch Umzug.

Dir, liebe Sy, danke ich für dein blumiges Lob für mein Dichten, das deine Begeisterung verrät, über die ich mich sehr freue!

LG euch beiden,

eKy
__________________
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