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Alt 04.11.2009, 17:11   #1
Motti
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 04.11.2009
Ort: In meiner eigenen Welt...
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Unglücklich Unschuldig...

Da saß ich nun in diesem Gerichtssaal und sah in dieses Gesicht, des Menschen, der mich meiner Kindheit beraubte.
Er sieht mich an und grinst, so wie damals, als ich dachte, er sei ein netter Kerl, dem ich hätte vertrauen können, ohne Sorge um meine körperliche Unversehrtheit haben zu müssen. Ich hatte geglaubt, dass er niemals zu etwas derartigen in der Lage sei. Nie hätte ich damit gerechnet, dass gerade ER mich so verletzen könnte.

Doch wie ich nun sehe, wurde ich eines besseren belehrt und ich habe gemerkt, dass man nicht jeden Menschen blind trauen sollte und man auch mächtig auf die Schnauze fallen kann, wenn man aufhört sich Sorgen, um sich selbst zu machen und nur noch damit beschäftigt ist, die Welt um sich herum in Ordnung zu bringen, wie es einem nur möglich war.

Oft genug hatte ich gehört und gelesen, dass solch schreckliche Dinge auf dieser Welt geschehen und ich war über jedes Schicksal traurig, dessen ich mir bewusst wurde.

Irgendwann begann ich zu begreifen, was es wohl für einen Menschen bedeutet, geschlagen und auf andere Weise verletzt werden...

Nun eines Tages, kam es dazu, dass ich ihm doch lediglich helfen wollte und dafür den sprichwörtlichen Arschtritt bekam, um es wirklich mal noch nett auszudrücken.
Ich bot ihm meine Hilfe an, als er erschöpft auf der Strasse stand und ich sah, wie er mit den so schwer bepackten Kisten kämpfte, die er mit sich herumschleppte.
Natürlich war er glücklich Hilfe zu bekommen und nahm sie dankbar an.
So weit, so gut.

Ich half ihm also und als wir schließlich im Haus waren, ging er fort und bat mich noch zu warten.
Was ich auch tat, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, ich meine, warum hätte ich dies auch tun sollen?

Sekunden später hörte ich ein Krachen und Schreien und ich machte mir Sorgen, dass ihm etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte.

Als ich die Treppe empor stieg, sah ich einen völlig leeren Raum, den ich noch nie betreten hatte, da ich dort nichts zu suchen hatte, wie er es mir beibrachte. Doch was hätte ich machen sollen? Wir waren allein, keiner war da, der ihm noch hätte helfen können, also musste ich diesen Raum doch betreten, oder etwa nicht?

Nein ich hätte es nicht tun dürfen! Es war doch verboten! Er hatte immer gesagt, dass ich meine gerechte Strafe erhalten würde, wenn ich ohne Erlaubnis diesen Raum jemals betreten sollte! Tja und so kam es dann schließlich auch...
Er stand auf, riss seinen schwarzen Ledergürtel aus der Hose und wickelte ihn sich um seine rechte Hand, die er dann zu einer Faust ballte, und begann auf mich einzudreschen.

Ich hatte riesige Angst und die Schmerzen waren unerträglich!

Ich bemühte mich meine Tränen zurückzuhalten, doch was sollte ich tun? Immerhin war ich doch noch ein kleines Kind, das nicht wirklich Recht von Unrecht und Schuld von Unschuld unterscheiden konnte.

Als er bemerkte, dass ich so ziemlich am gesamten Körper blutete, und bereits Blaue Flecken bekam, hörte er auf mich zu schlagen und brachte mich zu Bett.
Gott sei Dank!

Oder etwa doch nicht?

Er kam nach kurzer Zeit wieder und legte sich zu mir. Er streichelte mich und flüsterte mir ins Ohr, wie glücklich er sei, dass ich bei ihm wäre, und wir unter uns seien.
War das ein dummer Scherz?
Erst schlug er mich grün und blau und dann erzählt er mir doch tatsächlich, „wie lieb“ er mich doch hat?!
Ich konnte es nicht fassen…

Nun ja, ich habe das Gefühl gehabt zu erfrieren, so kalt waren seine Hände, solche Angst hatte ich vor ihm und dem was er tat, was er tun könnte, was er tun würde...
Ihm schien das Alles vollkommen egal zu sein, er zog mich an seinen Körper, sodass ich mit dem Rücken an seinem Bauch lag. So lagen wir da, und zuerst regte sich niemand von uns, doch dann, fing er ein kleinen wenig an zu zittern.
Ich hatte solch große Angst, dass ich nicht bemerkt hatte, wie er sich und auch mir die Hose, und sogar, dass Unterhöschen auszog.

Warum habe ich es nicht bemerkt? Wieso war ich so dumm, und hielt still? Weshalb, ließ ich alles Weitere zu?
Alles weitere? Sicher fragen sich jetzt einige, was das wohl gewesen sei.
Nun, wie soll ich das nur in Worte fassen? Wie soll ich es euch begreiflich machen, wenn ich selbst es doch nicht einmal richtig begreife?

Ich kann es nicht....

Das Einzige was ich euch sagen kann ist, dass es furchtbar weh tat und ich mich noch niemals so unendlich dreckig fühlte und es auch niemals wieder fühlen will!

Nie wird es weggehen. Es wird nicht reichen zu reden und zu schreiben, es wird bleiben, ob ich nun will, oder nicht....

Tja und das Urteil?
Freispruch...

Aber wieso bekomme ICH lebenslänglich?

Und wieso ist sich niemand, oder gerade ER sich nicht bewusst, dass es schlimmer sein wird, als ein Leben hinter Gefängnismauern zu verbringen?

Unschuldig: Er, ja. Ich, nicht?
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Ganz liebe Grüße,
die Motti.

Geändert von Motti (06.11.2009 um 13:42 Uhr)
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Alt 04.11.2009, 22:09   #2
a.c.larin
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo motti,

deine geschichte macht sehr betroffen! sie klingt authentisch, so oder so ähnlich könnte jemand erzählen, der zum opfer von gewalt und missbrauch geworden ist. ( vorausgesetzt, das er/sie überhaupt imstande wäre , zu erzählen!)

mitunter dauert es jahre , ja sogar jahrzehnte, bis verletzende, beschämende inhalte genannt werden können. und dass die täter oft frei kommmen, aus "mangel an beweisen" , das stimmt leider, leider auch...

nicht gerne gelesen, aber für (traurig) wahr befunden,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 04.11.2009, 22:12   #3
Motti
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Registriert seit: 04.11.2009
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Danke dir...

Tja was soll ich sagen, schreiben und lesen ist eben nicht das Gleiche...

Ist eben alles nicht so einfach.
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Ganz liebe Grüße,
die Motti.
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Alt 06.11.2009, 05:53   #4
Pedro
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Benutzerbild von Pedro
 
Registriert seit: 31.10.2009
Ort: Freiburg
Beiträge: 151
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Morgen Motti,

du beschreibst eine Realität, die sich leider immer wieder ereignet. Ich denke, man kann nicht oft genug daran erinnern.

Gruß

Pedro


P.S.: Die Kommata vor "und" solltest du streichen.
währe -wäre
lies - ließ
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>Die Kritiker nehmen eine Kartoffel, schneiden sie zurecht, bis sie die Form einer Birne hat, dann beißen sie hinein und sagen: „Schmeckt gar nicht wie Birne.“< (Max Frisch)

Geändert von Pedro (07.11.2009 um 15:58 Uhr)
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Alt 06.11.2009, 13:44   #5
Motti
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ich danke dir, Pedro.
Ja ich weis, dass ich leider die Relität beschreibe und ich denke auch, dass man nicht oft genug darauf aufmerksam machen kann.


P.S: Habe es verbessert. Danke.
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Ganz liebe Grüße,
die Motti.
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