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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 18.05.2014, 13:40   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Fridolins Antisonette: Den Sonettisten ins Stammbuch

Es greifen Sonettisten gern zur Feder,
um ihre Dichtkunst aller Welt zu zeigen.
Ich aber kann dazu nicht länger schweigen
und ziehe gegen diese Kerls vom Leder.

Sie wirken wie einst Pauker am Katheder.
Muss ich mich immer noch davor verneigen?
Im Gegenteil, sie solln sich heimwärts geigen,
in vierzehn Zeilen dichten kann doch jeder.

Zum Beispiel lyrisch ein Gebirge falten,
die Himmel malen in den Abendgluten..
Indessen Welten per Sonett zu fluten,
das bleibt den Sonettisten vorbehalten.

Es gilt mir solch Niveau als unerreichbar,
denn Sonettisten sind mir unvergleichbar.
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2014, 19:26   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard Dem Antisonettisten ins Gewissen

Moin Fridolin,

mein lieber Mann, so haben wir aber nicht gewettet! Das geht ja nun mal gar nicht und schreit geradezu nach einer verdienten Retourkutsche:


Als Sonettist zwingt es mich immer wieder
die Feder zu ergreifen, denn im Magen
rumoren vierzehn Verse mir seit Tagen,
dort hüpfen sie im Wahn schon auf und nieder.

So werden alle meine Liebeslieder
nur noch in der Sonettform vorgetragen
und platzt mir ob der Dummheit mal der Kragen,
dann zwinge ich sie ins Sonettenmieder.

So schreibe ich euch Antisonettisten
mit diesen vierzehn Zeilen ins Gewissen,
wacht endlich auf, ihr kleinen Reimergeister!

Ihr seid auf Lyrikbühnen nur Statisten
und taugt gerade noch für die Kulissen
im tiefen Schatten der Sonette Meister.

Ich hoffe, das war jetzt klar und deutlich und wir haben uns verstanden.

Obwohl mir dein vermaledeites Sonett sehr gut gefallen hat.


Gerne gelesen und irgendwie kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2014, 20:17   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

WIDER DIE SONETTFLUT

Frei nach dem bekannten Gedicht von Robert Gernhardt
»Materialien zu einer Kritik der bekanntesten
Gedichtform italienischen Ursprungs«

Noch immer schreiben Dichter gern Sonette,
in denen sie Natur und Mensch besingen,
verzopfte Verse, die im Gleichklang schwingen,
erträglich nur mit einer Schmerztablette.

Sie dichten in Tenzonen um die Wette,
noch mehr bekackten Stuss zustand zu bringen,
den schlappen Geist in das Korsett zu zwingen,
bemühen sie sich selbst auf der Toilette.

Den Sonettisten mangelt es an Dichtung.
Wenn Vierzehnzeiler hemmungslos entweichen,
Sonette gar im Badewasser laichen,

dann gleicht das ungebremster Stuhlverrichtung.
Ich werd »Sonett« aus meinem Wortschatz streichen.
Denn für Sonette gibt’s nur eins: Vernichtung!

Geändert von Friedhelm Götz (06.01.2016 um 06:57 Uhr)
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Alt 18.05.2014, 23:44   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Fridolin!

SO NETT warst du ja noch nie...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2014, 06:06   #5
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

.
Da haben wir's, es schwellen unsren Hähnen
die Dichterkämme, büschelweise fliegen
schon Federn bis nach Usedom und Rügen!
Es ist ein Bild, da kommen mir die Tränen

vom Gackern, überflüssig zu erwähnen:
Wenn weder Fridolin noch Faldi siegen
und alle zwei gerupft am Boden liegen,
bringt all das gar so Nette mich zum Gähnen.

So nette Kerle gehn mir trotz Gemecker
und Reimgeklecker unter Mordsgetöse,
weil kecker, nur gemäßigt auf den Wecker.

Nun kann ich aber meine Zahnfriseuse
nicht länger warten lassen, zieh den Stecker
und widme meinen Helden ein Soböse.

.

Geändert von Claudi (19.05.2014 um 06:28 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2014, 13:36   #6
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Euch folgen Männer mit dem Leichenwagen,
die gerne eure Knochen bleichen lassen,
auf dass sie gleichen jenen leichenblassen,
die im Morast dem tiefen, weichen, lagen.

Die sehr nach Sonettistenleichen streben,
sie sammeln auch am Teich und Strande Leichen.
Man sieht sie über alle Lande streichen,
es scheint, dass sie von Todesstreichen leben.

Wo sorglos sich die Sonettreichen laben,
der Schnitter lässt kein Haar von Falder wallen,
auch Claudi, Erich und der Walther fallen
anheim dem Fraße gierger Leichenraben.

Zum Himmel auf. Ihr klagt, die Leiter wankt?
Ich halt sie fest, dass sie auch weiter langt.
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Alt 19.05.2014, 18:14   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Fridolin!

O du grimmer Schüttelscherge!!!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 20.05.2014, 07:55   #8
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Fridolin und alle anderen,

in einem Thema gleich fünf tolle Sonette verarbeiten zu müssen, ist schon eine Aufgabe. Deshalb beschränke ich mich auf das Hauptthema.
Und das ist wunderbar umgesetzt und nimmt die Sonettisten gekonnt auf die Schippe.
Man kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl die oben Genannten das sicherlich auch anders sehen können, doch das Augenzwinkern ist zwischen den Zeilen nicht zu übersehen.
Und das verleiht dem vorliegenden Sonett einen liebevollen Charme.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2014, 19:55   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Et tu, Narvik?
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 30.11.2014, 07:08   #10
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Was ich immer schon mal sagen wollte: Sonettisten ins Stammbuch (Shake-Sonett)

Was in Sonetten Dichter schlau erdachten,
das führt der tristen Wörterlatte wegen,
selbst wenn sie die verschämt in Watte legen,
oft in Tenzonen nur zu Dauerschlachten.

Mir ist schon klar, die Kerls ersinnen Späße!
Wie zäh sie doch beim Worteleimen raufen,
dass Verse nicht so drög in Reimen laufen.
Ach, wenn der Witz nur, den sie spinnen, säße!

Einst wird auch mich der ewge Schlummer decken,
drum will ich mich hier nun als Schlemmer ducken,
ein gutes Fläschchen noch zum Dämmer schlucken
und mich an Schüttelreimen dummer schlecken.

Ich will die letzten Jährchen schlau genießen,
vor Sonettisten meine Augen schließen.
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
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