Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 10.03.2018, 15:37   #1
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Auf einen jung verstorbenen Dichter

Auf einen jung verstorbenen Dichter

Dein Zeichen auf dem Weg zum Wort

entsagt dem zeitversehrten Laut

und pflanzt im leiseren Verreisen



sich durchs Vergessen weiter fort.

Und was dem Bleiben anvertraut,

wird sich als unzerstört erweisen



vorm nie gehörten Klang der Welt,

bis unsre Zeit den Atem hält

und still zu Geist zerfällt.

Geändert von Sufnus (11.03.2018 um 17:11 Uhr)
  Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2018, 18:03   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Sufnus!

Ich genieße wie immer deine gehobene Sprachhabung und die klangvolle Wortfindung.

Zweierlei fiel mir unangenehm auf:

1) Die für mich unschön wirkende Wiederholung in S1Z2: "-lauten Laut". Und was soll dieses Adjektiv-Konglomerat "zeitlich-laut" überhaupt bedeuten? Klingt auch nicht gut. Ich würde dort ein anderes Wort einsetzen, zB. "aufgebauschten", "aufgeregten", "ungeschlachten" oder so.

2) Die zu unbetont dünne und phonetisch fleischlos ins Nichts verlaufende Schlußzeile mit nur drei Hebern.
Wie wäre es dort mit: "und ebenfalls zu Geist zerfällt." ?


Sehr gern gelesen! Erinnert mich an meine eigene Hommage an einen gewissen Wolf von Kalckreuth.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2018, 18:26   #3
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Hi Sufnus,

ein sehr schönes Gedicht! Gefällt mir richtig gut und ich hab's gern gelesen

Ich verstehe unter zeitlich-laut einfach die Beschreibung unserer Zeit, die nunmal oft laut und schnelllebig ist. Der zeitlich-laute Laut klingt jedoch auch in meinen Ohren nicht wirklich gut. Mein Vorschlag wäre hier "zeitlich-schriller Laut". Aber das ist wirklich nur ein Vorschlag

Für den letzten Vers sieht meine Meinung wie Erichs aus: Vier Heber fände ich besser, vor allem da der Vers aufgrund des Endreims eindeutig zu den beiden Versen davor gehört, und die Dreihebigkeit irgendwie zu einem Bruch führt.

Gruß,
Laie

P.S.: Mich würde wirklich interessieren, wem hier die Ehre zuteilwird Es gibt ja einige jung gestorbene Dichter.
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2018, 22:13   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Sufnuns,

Mit Genuss gelesen. Das ist eine Sprachmelodie die klingt.

Auch ich möchte wissen, für wen diese Worte sind.

Liebe Grüße sy

  Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2018, 17:10   #5
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Vielen Dank, Ihr Lieben fürs Lesen, Reflektieren, Kommentieren!
Der zeitlich-laute Laut ist wirklich etwas dick aufgetragen... könnt Ihr Euch vorstellen, wie ich mich in die Schlacht gestürzt hätte, wäre ich bei jemand anderem auf diese Formulierung gestoßen? Also: Weg mit dem Doppel-Laut & ein Extra-Dankeschön an eKy & den Laien für die Anregungen!

... aber der Dreiheber bleibt!!! (beim Weltzerfall ist einfach eine Hebung mitdraufgegangen... )

....

Achso... und der Dichter: Grundsätzlich darf sich natürlich gerne jeder einen eigenen Besungenen auf das Gedicht reimen (Kalckreuth wäre sicher eine exzellente Wahl), weshalb auch extra kein Name genannt wurde. Aber in erster Linie habe ich persönlich an Walter Calé gedacht...
  Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2018, 17:39   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Hi Sufnus,
Zitat:
Zitat von Sufnus
... aber der Dreiheber bleibt!!!
ich finds gut, dass du die letzte Zeile dreihebig lässt.
Ich kenne das auch, mir wird das auch desöfteren eingeredet, *dass da ne Hebung* fehlt.
Als ob man das nicht wüsste oder bemerkte - machmal möchte man das einfach so
und manchmal macht gerade dieses fehlende Teil die abgerundete Sprachmelodie aus

Sehr schön, deine Hommage an einen Dichter!

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2018, 17:41   #7
Eisenvorhang
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Sufnus,

bombenteil - bitte die Dreihebigkeit nicht ändern.

Fügt sich perfekt.

Vlg Ev
  Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2018, 19:13   #8
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Merci vielmals, Chav & EV!!!
Ich finde die Möglichkeit, zur selben Sache ganz unterschiedlicher ästhetischer Meinung zu sein, immer extrem anregend - und bin deshalb froh, dass eKy & Laie im Falle dieses Gedichts für ein regelmäßigeres Metrum plädieren und mir, syranie, Chavali & EV die Abweichung offenbar schlüssiger im Ohr klingt. Und natürlich haben alle Diskutanten recht, weshalb die ästhetische "Wahrheit" eben auch nicht per Mehrheitsentscheid zu finden ist; es gibt hier eben weitaus mehr Wahrheiten als Leser.
  Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Für einen Wimpernchlag Felix Ein neuer Morgen 0 19.01.2018 18:19
Dichter, macht dichter! a.c.larin Stammtisch 2 26.12.2011 14:43
An einen Ort Walther Liebesträume 0 10.11.2010 16:11
Der Einen Erich Kykal Liebesträume 2 11.05.2010 07:46
Nur die Guten sterben jung Corazon Feuilleton 2 06.12.2009 16:28


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 16:41 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg