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Alt 23.01.2015, 14:43   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Betroffenheit

Betroffenheit


Es gibt Wähnen. Es gibt echtes Wissen.
Und die, die viel parlieren, postskribieren,
Die überall zuviel des Worts verlieren:
Schön wär es, sie würden sich verpissen.

Nun, die Welt ist nicht nur da beschissen.
Sie ist es, wenn die Bomben explodieren,
Und ist es, wenn nach Geld die Haie gieren.
Oben schweigt man still und tut beflissen.

Höre ich da Widersprüche? Klatschen?
Senken sich die Blicke vor die Füße?
Sehe ich, wie Hände sich betatschen,

Verlegen, weil man Schuld hat? Auch ich büße:
Man redet drüber, so als Teil vom Ratschen
Und so wie ein „Wie geht’s?“-Ersatz statt Grüße.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt

Geändert von Walther (23.01.2015 um 18:57 Uhr)
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Alt 23.01.2015, 18:41   #2
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Betroffenheit

Hallo Walter,

ein Gedicht, das einen nachdenklich und "betroffen" zurücklässt.

Wir alle machen viele Worte, denen viel zu selten Taten folgen.

Reden (und schreiben) ist oft Blech,
Tun ist Gold!

"Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht."
(Brecht, An die Nachgeborenen)

Sehr gern gelesen

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2015, 09:41   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

hi Wüstenvogel,

danke für die freundliche zusprache. man muß sich dabei immer selbst an die nase fassen. das habe ich versucht zu tun.

lg w.
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Alt 26.01.2015, 22:00   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Walther!

Die Peanuts:


Es gibt Wähnen. Es gibt echtes Wissen. Betonter Auftakt. Altern: "Es gibt ein Wähnen und ein echtes Wissen."
Und die, die viel parlieren, postskribieren,
Die überall zuviel des Worts verlieren:
Schön wär es, sie würden sich verpissen. Betonter Auftakt. Mit unbetontem Auftakt gelesen Senkungsprall "es, sie". Altern. mit unbetont gelesenem Auftakt: "Schön wär es wohl, sie würden sich verpissen."

Nun, die Welt ist nicht nur da beschissen. Betonter Auftakt. Altern.: "Die Welt ist nicht nur dieserhalb beschissen."
Sie ist es, wenn die Bomben explodieren,
Und ist es, wenn nach Geld die Haie gieren. Empfehlung: "Sie ist es,..."
Oben schweigt man still und tut beflissen. Betonter Auftakt. Altern.: "Und oben ..."

Höre ich da Widersprüche? Klatschen? Betont. Altern.: "Ich höre doch nicht etwa Widersprüche?"
Senken sich die Blicke vor die Füße? Betont. Altern.: "Und senken sich da Blicke vor die Füße?"
Sehe ich, wie Hände sich betatschen, Betont. Altern.: "Und seh ich gar, wie ..."

Verlegen, weil man Schuld hat? Auch ich büße:
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Und so wie ein „Wie geht’s?“-Ersatz statt Grüße.


Der Einbau der betonten Auftakte in das Sonett ist, wiewohl er einem Muster folgt, dem Lesegenuss eher hinderlich und stört den Duktus nachhaltig. Wenn schon, dann entweder ganz mit unbetonten oder ganz mit betonten Auftakten - dieser Mischmasch wirkt sperrig und bemüht.

Der Reim "Klatschen(betatschen) - Ratschen" ist nicht wirklich sauber, da ersterer Begriff mit kurzem, letzterer mit langem "a" gesprochen wird.

Müsste es in der letzten Zeile nicht "statt Grüßen" heißen?

Ein interessantes Experiment - leider für mich danebengegangen, was die gemischten Auftakte anbelangt.

Sprachlich gibt es auch ein paar "gewagte" Stellen. zB "so als Teil vom Ratschen" ist wohl eher kein gehobenes Deutsch.

Das "postskribieren" gehört m.E. in Vorlesungen an der Uni oder ans Ende von Briefen, nicht in die Gefilde lyrischer Sprachfindung. Wozu der zusätzliche Reim? Die Zeile würde ich mit "parlieren" beenden - und fertig!

Gern gelesen! Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2015, 16:44   #5
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

lb eKy,

du kannst dir denken, daß ich das anders sehe als du. sonst hätte ich den text anders verfaßt.

der metrenwechsel folgt einem konzept. das taktschema ist:

s1: trochäus - jambus - jambus - trochäus
s2: trochäus - jambus - jambus - trochäus
s3: trochäus - trochäus - trochäus
s4: jambus - jambus - jambus

metrenwechsel und inhalt spielen zusammen.

wir reden so viel davon, wie schlecht die welt (geworden) ist, daß uns die energie abhanden kommt, etwas dagegen zu tun.

danke für deine textkritik!

lg w.
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