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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 19.02.2013, 14:05   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Alles, was du weißt

Was sich so herrlich Weltgeschichte nennt,
ist nur das stolze Buch der kalten Sieger!
Das Zucken seiner Beute hat den Tiger
noch nie geschert, und was darniederbrennt,

erleuchtet nur das Antlitz der Heroen,
die sich am Überwundenen ergötzen,
egal, wie sehr sie Lebendes verletzen
im heißen Atem ihrer Flammenlohen!

Denn Leser, was du Weltgeschichte heißt,
belügt dich mit dem Glanz erhabner Lieder -
der Lebende schreibt seine Wahrheit nieder.

Die Bücher der Besiegten, er zerreißt
sie, niemals hallt ihr Anderswissen wider -
die Hälfte nur ist alles, was du weißt!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.02.2013, 10:03   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.907
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Servus Erich,

was ist schon Wahrheit?

Die Wahrheit ist immer relativ, denn sie spiegelt immer nur den Standpunkt des Betrachters wieder.

Für die einen sieht sie so aus, für den anderen wieder ganz anders.

Manchmal ist es eine Frage der Moral und Ethik, manchmal aber auch der persönlichen Interessen.

Und die Toten können ihre Wahrheit nicht mehr aufschreiben.
Sie aber sind die einzige Wahrheit und letztendlich ist es egal, wie ihr Tod zustande gekommen ist.

Die Weltgeschichte, man muss nicht alle Daten kennen, aber ist trotzdem ein menschliches Zeugnis, auch wenn sie nicht in allen Dingen korrekt erhalten geblieben ist. Aber immerhin gibt sie einen groben Überblick über die Dinge und es besteht trotzdem eine Chance, aus ihr zu lernen.
Woraus sollte der Mensch auch sonst lernen?

Alles Wissen ist natürlich nur ein Halbwissen, aber auch das ist besser als nichts. Ich glaube, ohne dieses Halbwissen wäre die Welt noch schlimmer, als sie ohnehin schon ist.

Aber was wollen wir machen?
Wir können uns nur an die Dinge halten, wie sie überliefert wurden, bzw. um im Ton deines Gedichtes zu bleiben, wie sie überliefert werden sollte.

Manipulationen sind immer möglich. Deshalb bleibt die Interpretation der Geschichte auch immer eine ganz individuelle Angelegenheit.

Man kann leider immer nur hinter die eigenen Kulissen schauen...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 23.02.2013, 12:25   #3
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Meine Intention war ja, auf die Tatsache an sich hinzuweisen. Ein Werturteil über die Geschichtsschreibung an sich wollte ich gar nicht konstatieren. Ich wollte nur, dass man sich die selektive Wahrnehmung der jeweiligen Autoren bewusst macht und verinnerlicht. Zuviele Leute glauben bis heute unbewusst oder unreflektiert: Was in "offiziellen" Büchern geschrieben steht, MÜSSE der Wahrheit entsprechen und sei stets wertfrei und neutral recherchiert. Gerade das stimmt nun mal nicht, und dessen sollte man stets eingedenk sein, wenn man die Geschichten der Geschichte studiert.

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy
__________________
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Alt 25.02.2013, 20:48   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

der Hinweis auf Halbwahrheiten (meist ist es noch weniger) ist dir in einem sehr guten Sonett mehr als gelungen.

Trennt man sich ein wenig von der geschriebenen Geschichte über Kriege, Kriegszwänge, Friedensträger und Scheinfriedensträger und betrachtet den Lauf der aktuellen Geschichte, dann mag man sich die Geschichtsbücher der Zukunft gar nicht vorstellen. Darin müssen Wahrheiten direkt geachtelt werden. Es sei denn es kommt zu einem Wandel, wo uns die Wahrheit dann direkt erschlägt. Dann werden wieder unsere Kinder und Enkel fragen, ob wir denn blind und taub gewesen wärn.

Insgesamt betrachtet sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fast eine "heilige Dreieinigkeit" mit beständiger "Durchschlagskraft" gegen das zutrauliche Volk.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.02.2013, 10:04   #5
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!

So streng wie du würde ich es gar nicht formulieren. Etwas mehr als halb wahr ist das meiste schon. Dennoch bleibt vieles von persönlichen Ansichten und Meinungen der Autoren eingefärbt, selbst, wenn sie sich lauter um Objektivität bemühen. Gewisse Formulierungen, Betonungen, Ausschmückungen und Auslassungen passieren sogar unbewusst und lenken dann ebenso die Meinungsbildung des Lesers. Dessen sollte man stets eingedenk sein: DIE Geschichte gibt es nicht - es gibt IMMER nur Geschichten!

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy
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