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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge

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Alt 02.04.2017, 19:57   #1
Hans Beislschmidt
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Standard Schauspielerschicksal (Teil 1)

Schauspielerschicksal (Teil 1)

Früher waren sie Gladiator, Terminator, Imperator - mit kühnem Kinn und stolzem Blick.
Heute, nach Karriereknick, welch Missgeschick, für solche Rollen viel zu dick.
Anstelle Muskeln ist der Bauch verdichtet, volles Haar gelichtet und ein Doppelkinn gesichtet.
Der Leinwandstar und Frauenschwarm ist oft genug noch altersarm und was vom Siegertyp
noch übrig blieb, sind Altersflecken, Rettungsringe, alles Dinge zum Erschrecken.
Selbst Brad Pitt macht nicht mehr mit – zu viel Pommes Frites - und das will schon was heißen,
denn der konnt’ wirklich mal was reißen, hatte Weiber noch und nöcher zum Verschleißen.
Hatte Schlösser, Rösser, Jachten, Villen, derentwillen Richter lachten und alles seiner Ex vermachten.
Doch wenn der Bauch nicht mehr so flach, switcht man einfach ins Charakterfach, wird im
Thriller Killer oder Detektiv, weil’s als Hero nicht mehr lief – ach, ein guter Rat ist Psychopath,
so richtig irre und der Blick so kirre, wie Kinski, Hopkins, Perkins ... Gut, das war jetzt erste Wahl
- zur Not geht’s auch mit Axel Prahl. Der ist zwar nur ein Kommissar, doch wenn Hollywood
nicht will und man nicht mobil - tut’s auch ZDF und ARD, das macht per se ein hübsches
Sümmchen übers Jahr, auch wenn man nicht beim Oscar war. Es sei denn, man heißt Hallervorden,
wohnt im Norden, dann braucht man nicht zu morden, kann schielen und dementen Opa spielen.

Schauspielerschicksal (Teil 2)

Bei den Akteuren kann man schwören, wenn sie hager von Gestalt - und mager,
Gesicht zerfurcht durch Falten, dann sind die guten Alten erst richtig
abgelagert und gereift. Wie ein Burgunder und man begreift, dass wie durch ein
Wunder sie jetzt erst auf der Höhe ihres Schaffens sind.
Zum Beispiel bei Al Pacino, de Niro und Marino muss man sagen, dass sie an guten
Tagen den Teufel oder Mafiaboss so herrlich spielen, dass man mit den Gefühlen
Partei ergreift für diese Bösen, die uns vom süßen Brei erlösen. Gerechtigkeit,
Moral wird auf die Dauer auch zur Qual. Und wer wollte nicht schön böse sein,
voller Rache und gemein? King Lear, Mac Beth und Nero sind doch besser
als ein Tanztorrero.
Manch Mime wird auch Regisseur, wenn er auf Dirty Harry mit dem ollen Larry
keinen Bock mehr hat. Das Magazin verbraucht, der Qualm verraucht und siehe da
– er kann’s sogar mit 80 noch, der alte Recke - kommt nach jedem Gong aus
seiner Ecke und hält den Daumen hoch.


.Poetry Slam
__________________
chorch chorch

Geändert von Hans Beislschmidt (03.04.2017 um 16:56 Uhr)
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Alt 03.04.2017, 12:02   #2
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Du "chorch" mal nur, lieber Hans!


Erst vorgestern hab ich mir gedacht: wow, der Christoph Waltz hat zwar erst spät so richtig Karriere gemacht, aber auch klar, denn der ist mit zunehmendem Alter immer attraktiver geworden (nicht nur charakterlich!). Es geht also auch andersrum.

Aber ich kann trotzdem gut nachfühlen, was dein Text beschreibt - man ist ja irgendwie auch im Alltag selbst sein eigner Star und hat so seine bevorzugten "Bühnen"...und man muss erkennen, dass man auf manchen nicht mehr so wirklich überzeugen kann, wenn man eine gewisse Altersgrenze überschritten hat.

Da tröstet ungemein, dass man für Leistungen im Charakterfach ohnehin nachhaltiger bewundert wird UND dass auch den Brad Pitts der Zahn der Zeit (und ihrer Lebensumstände) irgendwann sichtlich zusetzt. Die kochen eben auch alle nur mit Wasser. Jawoll!

Beruhigte, liebe Grüße,


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Alt 03.04.2017, 16:55   #3
Hans Beislschmidt
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Hey Fee,
wie wahr - der Christoph Waltz ... ich gönn ihm diesen späten Ruhm.
Und ja, man reflektiert natürlich mit den Jahren auch sich selbst. Bestes Beispiel: Der Pate. In diesen drei Teilen war es ein großes glück, dass alle Darsteller ihre Rollen bis zum Schluss spielen konnten. Und vor allem bei dem großartigen Al Pacino ist man quasi mit gealtert, was ja auch irgendwie seinen Charme hat.
Gruß vom Hans
__________________
chorch chorch
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