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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 23.05.2011, 09:19   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Ein heißer Tag

Die Sonne gellt, die Waberluft scheint zu gerinnen,
das helle Blau der Himmel tut den Augen weh.
Die welke Landschaft glüht, als wäre sie von Sinnen,
weiß lang nichts mehr von kühlem Regen oder Schnee.

Der ausgedörrte Tag hängt staubig in den Seilen,
und jeder trockne Blattrand schabt den andern wund.
Man will nur noch und kann sich dennoch nicht beeilen,
und beides aus dem gleichen lavaheißen Grund.

Die Dächer schrumpfen, und wie trocken ausgeweidet
von grellem Licht sinkt eine glutversehrte Welt
dem Abend zu, den sie wie einen Tod erleidet,
bis sie der Nacht in ihre Schattenarme fällt.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (24.05.2019 um 21:19 Uhr)
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Alt 26.05.2011, 19:00   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

ja, das ist wieder ein klangvoller, bildreicher, gut beobachteter und schön "verlyrter" KYKAL.

Man betrachtet heiße Tage unterschiedlich.
Urlauber, am Pool, am Meer, schwärmen und wünschen sich mind. 20 solcher Tage pro Jahr.

Die unendlich reichen und "oberflächlichen" Menschen leben 365 solcher Tage und denken sich nix dabei. Sie stehen ihnen zu.

Denker, Naturschützer und Bauern sehen es wie du. Die Nacht ist nach heißen Tagen ein Anker.

Ein Dichter aber, wie du es bist, zeigt es in Klangsprache, Bildern und Metaphern.
Die Schattenwelt hat ihre positive Seite. Sie schafft eine Erholungsphase. Sie verlängert den Weg zum Tag, wo der Regen fällt.
Ein ganz Feines.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.05.2011, 11:01   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Vielen Dank für deine freundlichen Zeilen! Ja, gerade dieser Übergang zwischen Tag und Nacht, Licht und Schatten, dieser Grenzbereich namens Dämmerung ist ein ganz besonderes Steckenpferd von mir - dazu gibt's von mir schon viele Gedichte!
Um mich nicht ständig zu wiederholen, hole ich nun schon weiter aus, z.B hier in einen sommerlichen Nachmittag, der glühend über den Fluren liegt. Am Ende mündet er aber - wie immer - wiederum in eine Dämmerung. Hach - ich kann wohl nicht ohne sein!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 27.05.2011, 18:25   #4
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo erich,

da kommt man ja schon beim lesen ins schwitzen!
ich hoffe , auch bei euch gabs mittlerweile etwas abkühlung!

ein paar peanuts zum nachgrübeln: die sonne gellt (ich kenne nur: ein gellender schrei, also "gellen" in zusammenhang mit irgendetwas, was geräusch oder ton erzeugt! kann licht "gellend" sein? ich weiß nicht so recht - vielleicht doch eher "gleißend" , "grell" oder "blendend"? )

fasziniert stelle ich fest: in anderen teilen des landes gibts gleich mehrere himmel! ("das helle Blau der Himmel ": logischer wäre wohl die einzahl - aber dem dichter und romantiker gestehe ich gerne auch mehrere äther zu...)

ab hier gefällts mir außerordentlich gut:

Der welke Tag hängt staubig in den Seilen,
und jeder Blattrand schabt den andern wund
.
( das ist sprachliches vanilleeis von feinsten - zergeht zart dahinschmelzend auf der zunge. )

ein kleines rätsel ist auch eingebaut: " Man will nur noch".... ( was? hör ich mich fragen)

die konklusio wird im abgesang kykalistisch sprachvollendet dargebracht:

Die Dächer schrumpfen, und wie ausgeweidet
von Lichtgewalt sinkt eine glutversehrte Welt
dem Abend zu, den sie wie einen Tod erleidet,
bis sie der Nacht in ihre Schattenarme fällt.



ahhhhh! mmmhhh! noch eine kugel nougateis mit mozartlikör...!

so macht die hitze aber wirkllich freude!

wir werden dich wegen deiner vorliebe für die späte tageszeit zum "dämmerdeutschdoyen" ( abgekürzt: ddd ) ernennen!

liebe grüße, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.05.2011, 12:00   #5
Erich Kykal
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Hi, larin!

Vielen Dank für den "Dämmerdeutschdoyen (ddd)"! Der Begriff kann sich - als Sprachzuckerl - durchaus mit meinen Zeilen messen, ebenso wie dein gekonnter und sehr schmeichelhafter Vergleich meiner Lyrik mit verschiedenen Milcheissorten!
- der rosa Smiley streckt in diesem Zusammenhang nicht die Zunge raus, nein, er schleckt versinnbildlichend wohlig dein wohlschmeckendes verbales Speiseeis!

Das mit dem Gellen ist ne Art Sprachexperiment von mir. Ich wollte einfach mal neu kombinieren und testen, welche Bilder es erzeugt. Der "gellende" Schrei wird vom Akustischen sozusagen ins direkt Sicht- und Fühlbare verschoben, indem ich die Sonne quasi "wie einen Schrei" sein lasse. Das wollte ich damit bezwecken.

"Man will nur noch und kann sich nicht beeilen! - hier war vielleicht der Bindestrich fehl am Platze! Beides - das Wollen und das Können - bezieht sich auf's Beeilen: Man will sich beeilen, um aus der Hitze zu kommen, um - mit was auch immer - rasch fertig zu sein, andererseits verhindert aber ebendiese Hitze jegliches Beeilen, weil man wohl bald kollabieren würde.

Ich hoffe, ich konnte alle Ungereimtheiten aufklären!
Vielen Dank und schönes Wochenende!

LG, eKy
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Alt 29.05.2011, 11:31   #6
Galapapa
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Hallo Erich,
dem herrlich formulierten Lob von larin kann ich mich nur anschließen.
Das "gellende" Sonnenlicht allerdings fand ich interessant, weil es den Eindruck greller Sonnenstrahlen eindrucksvoll überzeichnet. An solchen Tagen hat man doch tatsächlich manchmal den Eindruck, das grelle und gleißende Licht würde beinahe einen schrillen Ton erzeugen.
Mit den "Himmeln" habe ich jedoch auch ein kleines Problem, weil das bei mir kein sinnvolles Bild erzeugt.
Einzig denkbar wäre z.B. "der Himmel im Westen" gegenüber dem "Himmel im Osten. Beides kann sehr wohl recht unterschiedlich sein.
Mein Eis wäre Vanille auf starkem, kaltem Kaffee...
Gute Idee; morgen soll's hier über 30 Grad warm werden.
Herzliche Grüße mit feuchter Stirn!
galapapa
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Alt 30.05.2011, 08:42   #7
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Danke für deinen Beitrag! Die Himmel: Ich verwendete deshalb den - durchaus statthaften - Plural, weil er sich weicher und harmonischer in die Satzmelodie fügt, nichts weiter. Poetisch kann man ja sehr wohl "der Himmel" statt "des Himmels" sagen. Glaub ich.

Jedenfalls liest es sich so besser.

LG, eKy
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Alt 30.05.2011, 13:11   #8
Chavali
ADäquat
 
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Hallo Erich,

was soll ich sagen:
Du bist der Meister der Naturlyrik, hier mit einer Kleinigkeit menschlichen Empfindens vermischt (2. Strophe).

Dieses Gedicht gefällt mir wie (fast) alles von dir ausgezeichnet und so hänge ich den
Vorschreibern ein weiters Lob für dein Werk an.

Nur hier -
Zitat:
der Himmel
ich hätte doch eher des Himmels geschrieben

Zitat:
Poetisch kann man ja sehr wohl "der Himmel" statt "des Himmels" sagen. Glaub ich.
Nun, wenn du mehrere Himmel meinst, dann ja.
Aber das wäre wohl doch etwas sehr weit hergeholt. Nicht?


Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 01.06.2011, 08:44   #9
Erich Kykal
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Hi, Chavali!

Danke für deinen Zuspruch! Bezüglich "der Himmel" muss ich auf meine Antwort vor deinem Beitrag verweisen: In der Poesie ist es durchaus statthaft, "Die Himmel" statt "der Himmel" zu setzen. Wenn etwas keinen Plural im eigentlichen Sinne hat, wird diese Form zu einem reinen sprachlichen Instrument.
In diesem Falle fand ich es einfach klanglich und sprachmelodisch besser und runder, den Plural zu setzen.
Genaugenommen ist es ja jede Minute ein "anderer" Himmel, weil er sich ständig verändert in Wolkenlage, Form und Lichtstimmung. So betrachtet ist es sogar richtiger, von einer Vielzahl von Himmeln zu sprechen.

LG, eKy
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