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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 26.02.2018, 18:05   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Schwindende Kreise

Es fühlt sich an wie lang dahingegangen,
wenn ich zuweilen im Verschämten wühle,
im Bodensatz bewältigter Gefühle,
die meine Selbstbeherrschung nie bezwangen:

Ein Stern, vom Himmel einst herabgefangen,
zutiefst ersehntes Glück, die süße Schwüle
zu lang verkrustet in entrückter Kühle -
kein Atemholen mehr, kein Hingelangen!

Zu spät dafür, sich anders zu besinnen,
der letzte Zug ist lange abgefahren.
Kein Sehnen mehr, von vorne zu beginnen,

was unaufhörlich auf der Seele lastet
und abgeschmackt verkümmerte in Jahren.
Die Kreise schwinden und das Leben fastet.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 01.03.2018, 17:10   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Nanu, lieber Erich,

noch keine Rückmeldung?
Dabei ist das so ein schönes Sonett!

Gekonnt wie immer verdichtest du hier ein Dilemma:
Die Erkenntnis, im Leben etwas versäumt zu haben - ob gewollt oder ungewollt -
und die daraus schlussfolgende Einsicht:
Es ist zu spät.
Warum auch immer. Alter, Krankheit, fehlende Motivation....

Gern gelesen!
LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.03.2018, 17:45   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Chavi!

Danke, dass du dich dieses "Kleinods" erbarmt hast!

War irgendwie nicht lang genug an der Forenoberfläche und versank eher unentdeckt.

Ja, du hast meine Intention erfasst! Ich fürchte, diese Art von Einsicht wird uns in den (noch?) kommenden Jahren öfter ins Haus stehen!
Ich fürchte, man gewöhnt sich daran ...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 01.03.2018, 17:51   #4
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Dieses wundervolle Sonett, dass gleichzeitig von einem intimen wie auch dezenten Wehmutston erfüllt ist, habe ich ebenfalls ganz übersehen - dieses Forum ist einfach viel zu produktiv...

Es ist für mich ein Liebesgedicht... eine verlorene, ferne Liebe, die doch noch, durch alle Sinterschichten hindurch ins Heute hinein strahlt.

Als schönste Zeile empfinde ich, "ein Stern, vom Himmel einst herabgefangen" und der literarisch aufregendste Moment des Gedichtes ist der jähe Wechsel im Sprechduktus zu "der letzte Zug ist lange abgefahren". Da scheint der Alltags-Jargon vom alten Dr. Benn plötzlich durch...

Sehr sehr gerne gelesen!
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Alt 01.03.2018, 18:27   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Sufnus!

Richtig erkannt: An dieser Stelle am Übergang von Quartetten zu Terzetten wollte ich eine besonders deutliche lyrische Zäsur setzen, die einen aus dem beinah eher weich romantisierten Duktus der bisherigen Betrachtungen quasi herausreißt - so als gäbe sich dasLyrIch an dieser Stelle selber einen Ruck, um sich zusammenzureißen und der nüchternen wie ernüchternden Einsicht zu stellen, dass manche Chancen eben NIE mehr wiederkommen!

Und was immer das gewesen sein mag, ist wohl für jeden etwas anderes - es KANN natürlich auch eine leichthin verschenkte Liebe sein: Aus, vorbei!

Vielen Dank für die probaten Einlassungen!

LG, eKy
__________________
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