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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 04.01.2011, 20:16   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
Standard Trugbildwinter

Trugbildwinter


Die weißen Felder liegen leerer da
Als das Papier, auf dem sich Worte formen,
Beschreiben und zerbrechen unter Normen,
Die – weit entfernt und doch erschütternd nah –

Das Leben hart umfassend fast verbogen:
Sie fesseln. Sie erdrosseln. Immerdar.
Die Luft ist eisig und der Blick glasklar.
Noch selten wurde so gekonnt gelogen:

Der blaue Himmel! Und die Sonne scheint!
Es müsste alles gut sein, voller Frieden,
Zusammen fest gefügt und tief vereint.

Die Wirklichkeit ist oft total verschieden
Von dem, was man von ihr zu sehen meint:
Man hätte die Entdeckung gern vermieden.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 05.01.2011, 14:28   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, walther!

Gut geschrieben, nur in S2Z3 hab ich ein Problem:

"Blick glasklar" - durch Aufeinanderfolgen von "ck" und "g" muss der Leser hier eine ungute Pause machen, einen Holperer setzen, sozusagen, der den Lesefluss nachhaltig stört.
Wie wäre es an dieser Stelle mit:
"Die Luft ist eisig und der Blick ist klar" - das liest sich flüssig durch, und das 2. "ist" in derselben Zeile bleibt unauffällig.

Dein Satzbau ist gradezu fulminant - in den ersten beiden Strophen (der Satz mit den Normen) aber fast schon zu verschachtelt und ausufernd. Dennoch Hut ab - gute Sprachhabung!
Besonders die Struktur der Conclusio - die beiden Dreizeiler zuletzt (Sonett?) hat einen guten, schwungvollen Duktus! Das ist wieder ausnehmend erstklassig, sowohl sprachlich wie inhaltlich!

Noch was: S1 Zeile 1,2 und 3:

"liegen leerer da" - ist das sprachlich gut? Ist der annähernde Stabreim(lie-lee) da nicht etwas zuviel des Guten? Alternativvorschlag: "liegen blosser da!

Und dann: "als das Papier, bevor sich Worte formen" - denn sonst wäre das Blatt ja vielleicht gar nicht mehr so leer, wie es - gleich den Feldern - sein soll...

"Beschreiben und zerbrechen..." - hier führt einen deine Vornallesgroßschreibe-Attitüde gehörig in die Irre! Man erkennt kaum, dass sich diese Zeile auf die Worte bezieht. Man liest es eher wie auf "Felder" bezogen, was einen dann ratlos zurücklässt: Beschreiben - ja, was denn nun!?
Da wäre eine normale Groß- und Kleinschreibung viel verdeutlichender! Aber da bleibe ich bei dir wohl ein Prediger in der Wüste....

(Bei Z4 wäre vielleicht noch anzudenken, die Bindestriche durch Kommata zu ersetzen, wodurch die Zeile nicht so lang erschiene und besser ins Schriftbild passen würde - das ist aber bloß kosmetisch.)

Sehr gern gelesen und beackert!

Lg, eKy
__________________
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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