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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 26.10.2009, 17:51   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
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Standard Dunkle Kindheit

Sie kommen heute wieder, um mich anzufassen,
und um mit Fingern, Zungen, klammen, blassen,
in mir zu wühlen und noch andere Dinge mehr,
und dabei stöhnen sie mir lüstern zu, wie sehr
sie mich doch lieben, und wie wunderschön
ich sei, dergleichen sie noch nie zuvor gesehn..

Der kalten Mutter geben sie danach ihr Geld,
in ein paar Stunden hat sie es versoffen.
Sie sagt, so geht es eben zu in dieser Welt:
Die Dummen glauben und die Narren hoffen!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (28.10.2009 um 15:05 Uhr)
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Alt 28.10.2009, 15:58   #2
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 09.02.2009
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Beiträge: 1.011
Standard

hm, das finde ich grenzwertig,
es sei denn, du kannst es mit konkreten erfahrungen - an dir oder jemand bekanntem - konkret belegen.
sonst fände ich es zu aufgesetzt.
sprachlich - wie eigentlich immer - von großer güte!
liebe grüße
norbert
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Alt 29.10.2009, 07:51   #3
Erich Kykal
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Hi, norb!

Grenzwertig??? Mein lieber Norbert, grade ein klarer Verstand sollte wissen, zu welchen Abgründen die menschliche Seele fähig ist, grade wenn Armut oder Suchtproblematik die sogenannte bürgerliche Moral aufweichen.
Zudem machen mittelalterliche Gesellschafts- und Wertestrukturen in vielen Ländern Kinder zu einem "Eigentum" ihrer Eltern, mit dem sie nach Belieben verfahren dürfen. Leicht kann man sich und den Kindern einreden, dass sie es "für die Familie" tun!
Überbevölkerung mindert in manchen Regionen zudem den Wert des Individuums auf ein für uns nicht nachvollziehbares Mindestmaß, was dazu beiträgt, dass manche sich nicht viel dabei denken, wenn sie die eigenen Kinder - auch aus egoistischen Gründen - prostituieren!
Aber all dies ist nicht zwingend notwendig: Als Lehrer habe ich in 20 Jahres so einiges bei UNS erlebt, und glaub mir - die Dunkelziffer beträgt ein Vielfaches!
Also sprich mir bitte nicht von grenzwertig, nur weil man solche "Nestbeschmutzung" nicht gerne hört: Sie ist leider eine Tatsache!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.10.2009, 09:10   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Lieber Erich Kykal,


es ist grausig, weil es so wahr ist.
Ich habe - nach Jahren noch - einen Bericht über die bettelarme Unterschicht in Indien vor Augen, der solches Handeln schilderte (ohne Bewertung, streng sachlich). Daß Indien nur als Exempel gilt, ist leider verifizierbar.
Ja, hier bei uns wird rasch "Netzbeschmutzer" geschrieen. Das mag vom schlechten Gewissen herrühren, denn vielen gilt der Angriff als beste Verteidigung.
Dein Gedicht hat viele Empfindungen in mir wieder aufgerührt.

Über Deinen Stil muss ich kein Wort verlieren.

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 29.10.2009, 09:18   #5
Erich Kykal
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Hi, cypi!

Ja, eins meiner selteneren sozialkritischen Werke. Weil du es ansprichst: Dieses Gedicht entstand tatsächlich im Anschluss an eine Doku über Kinderarbeit und eben auch Prostitution in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Nicht zuletzt der widerliche Sextourismus grade aus unseren "abendländisch kultivierten" Reihen macht einen sauren Nachgeschmack, den man am liebsten weit von sich weisen würde - wenn man es denn könnte!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 09.06.2011, 08:25   #6
Thomas
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Hallo Erich,

das Gedicht von dir, welches ich beim Stöbern im Forum gefunden habe, zwingt den Leser sehr eindringlich, sich mit dem armen Kind zu identifizieren und die beiden Schlusszeilen, die du die Mutter sprechen lässt, verstärken die Hoffnungslosigkeit der Situation. Das Gedicht ist sehr wirkungsvoll und deshalb gut. Gerade weil es einem im Magen liegen muss! Es unterscheidet sich sehr von den Gedichten (ich habe bisher nur einige gelesen), die ich von dir gelesen habe.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 13.06.2011, 17:44   #7
Dana
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Lieber eKy,

die bitterste aller Realitäten und zu alles Zeiten grausam wahr.

Ein gutes Gedicht, das einen stummen Aufschrei auslöst.

Ein längerer Kommentar ist nicht möglich - das Entsetzen wühlt schmerzhaft auf.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 15.06.2011, 08:37   #8
Erich Kykal
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Hi, Thomas und Dana!

Solche Zeilen gibt es nicht viele bei mir, aber irgendetwas in mir wollte es mal beschreiben: Diese Lethargie der Armut, die Ausweglosigkeit des Verrats durch die Menschen, die man eigentlich liebt und denen man vertraut.
Wie zerschmettert muss die Welt solcher Menschen sein!

Wo das Allzumenschliche sich an Wehrlosen "austobt", wird es zum Verbrechen.
Es zeigt dieser Sextourismus auch das immer noch rassistische Weltbild vieler "Abendländer": Hier beherrscht man sich, ist Gutmensch und liebender Vater, aber "dort" leben ja nur "Ausländer", nicht mal so richtige Menschen - die kann "Mann" ganz nach Belieben benutzen, ohne sich ein schlechtes Gewissen zu machen - sind ja nur Arme, Farbige, Ungebildete, Wertlose, Rechtlose...
Das fügt sich doch wunderbar, oder?
Man tut denen ja eigentlich sogar Gutes: Sie bekommen gutes Geld dafür. Ha- diese Heuchler reden sich wahrscheinlich noch ein, sie wären die reinsten Entwicklungshelfer! Traurig - aber leider nur allzu menschlich!

Traurige Grüße, eKy
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