Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 15.12.2009, 22:30   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard Dreiviertelterz

Noch ein Klassiker aus meiner Feder.
Entstanden November 2006.


Quälend in mir diese Frage:
Was bedeutet dieser Schmerz,
der mir zusetzt seit dem Tage,
spielend den Dreiviertelterz.

Pochend ist er, manchmal ziehend,
oft verschwunden, wieder da,
wie mit Messern, die da glühend,
schneidend, zerrend; Angst ist nah.

Mag nichts sagen, bleibe stumm,
doch die Stimme in mir schreit.
Ertrag allein Martyrium,
das Echo ist unendlich weit.

Erreicht mich nicht, bin fehlgeboren,
Kälte tötet meinen Mund,
Eis gefriert in meinen Ohren,
ich werd niemals mehr gesund.


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (16.12.2009 um 09:15 Uhr)
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2009, 23:06   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Chavali,
so muss sich ein Mensch fühlen, der eine unheilbare Krankheit zu "durchleben" hat, bzw. wenn er die Symptome erkennt und es sich selbst nicht eingestehen will. Die Angst führt in eine Sackgasse, kein Trost will ihn erreichen.
Das hast du ergreifend und packend (wie die Bedrohung selbst) verdichtet.

Aber:

Ich würde einige "end" herausnehmen - wie gesagt, ich. Es ist dein Klassiker und vor Kurzem rief ich erst: "Verändere nicht."
Auf uns Dichter ist eben kein Verlass - mal so, mal so.
Ich pfusche ein wenig 'rein - du kannst danach Überzeugungsarbeit leisten.




Quälend in mir diese Frage:
Was bedeutet dieser Schmerz,
der mir zusetzt seit dem Tage,
spielend im Dreiviertelterz.

Pochend ist er, manchmal ziehend,
oft verschwunden, wieder da,
wie mit Messern, die da glühend,
schneidend zerren; Angst ist nah.

Mag nichts sagen, bleibe stumm, (weil oben schon Frage steht)
doch die Stimme in mir schreit,
ertrag allein Martyrium,
(erlebe ein Martyrium,)
das Echo ist unendlich weit.

Erreicht mich nicht, bin fehlgeboren,
Kälte tötet meinen Mund,
Eis gefriert in meinen Ohren,
werd ich niemals mehr gesund?



[/QUOTE]

Oh, ganz schön eingemischt.
Das haben intensive Besprechungen manchmal zum Ergebnis.
Ich weiß, du kannst damit umgehen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2009, 08:55   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Liebe Dana,
Zitat:
Oh, ganz schön eingemischt.
So schlimm finde ich das gar nicht - es sieht nur so aus
Zitat:
Ich würde einige "end" herausnehmen -
Ja, vielleicht.
Ich fand jedoch, gerade die ...ends machen den Text so atemlos und intensiv.
Zitat:
schneidend zerren;
na dann schon eher schneiden zerrend
Zitat:
Mag nichts sagen, bleibe stumm, (weil oben schon Frage steht)
Du, da gehe ich mit. Durch die Dopplung des Wortes Frage ist deine Idee besser. Gekauft
Zitat:
Eis gefriert in meinen Ohren,
werd ich niemals mehr gesund?
Das wäre auch eine gute Möglichkeit, wobei ich den Abschluss eher als Tatsache stehen lassen würde, denn als Frage.
Zitat:
Die Angst führt in eine Sackgasse, kein Trost will ihn erreichen.
Das hast du ergreifend und packend (wie die Bedrohung selbst) verdichtet.
Hab herzlichen Dank mit der Beschäftigung mit dem Text, liebe Dana, für die Interpretation und die Vorschläge.


Liebe Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2010, 13:20   #4
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo chavali,
ich finde dieses thema sehr interessant - und in den ersten beiden strophen packst du mich als leser und ziehst mich mitten hinein in diese quälende stimmung. toll!
in strophe 3, vers 3 allerdings ändert sichs metrisch , was ich als störend für den lesefluss empfinde, mir gefiele es besser, wenn auch diese zeilen betont beginnen würden.
in strophe 1,2,4 enden die zeilen 1 und 3 mit weiblicher kadenz, in strophe 3 sind es aber männliche kadenzen - auch das holt mich aus dem fließen des klangs ein wenig heraus. irgendwie fehlt mir da die letzte silbe.

wie wärs denn z.b. damit:

Mag nichts sagen, stumm mich zeigen,
doch die Stimme in mir schreit:
Dulde dein Martyrium,
Echo bleibt unendlich weit.

Unerreicht, wie fehlgeboren
bin ich, kalt und tot mein Mund.
Eis gefriert in meinen Ohren,
werde niemals mehr gesund!


hoffe, dass du mit meinen anregungen etwas anfagen kannst!
liebe grüße, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2010, 19:31   #5
Medusa
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
Standard

Liebe Chavali,

nichts, rein gar nichts gegen Dein Gedicht: Inhaltlich ist es scheußlich schön und die (wohl) ausweglose Situation sehr deutlich und anrührend dargestellt.

Ein wenig holperts bei Lesen, aber das haben Dana und Larin schon sehr schön mit guten Beispielen erklärt.

Ich frage mich: Was ist ein (eine) "Dreiviertelterz" und was hat er (sie) mit Deinem Text zu tun ("im" - in dem - als Maskulinum im Text)? Ich hab mal meine Grauen Zellen aktiviert, sie rauchen schon :
  • Die Terz ist in der katholischen Liturgie ein Drittel des Stundengebetes; sie wurde früher sogar bei der Ankleidung des Papstes gebetet.
  • In der Musik ist es ein Dreiklang; es gibt mehrere, das habe ich aber vergessen .
  • Und dann gibt es noch eine Terz beim Fechten; es ist ein Stoß oder ein Hieb, der in drei Bewegungen ausgeführt wird (oder so ähnlich).
Bestimmt gibt es noch mehr Terze aus welchem Fachgebiet auch immer; ganz sicher passt keines zu Deinem Gedicht! Ich würd mir was anderes einfallen lassen , denn eine Dreiviertelterz gibt es meines Wissens nicht.

In der ersten Strophe missfällt mir "diese (V1)/dieser (V2)". Diese () Wiederholung kriegst Du ohne große Probleme weg.

Mein dickes Lob gilt dem Inhalt .
Herzliche Grüße,
Medusa.

Geändert von Medusa (07.01.2010 um 19:35 Uhr)
Medusa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.01.2010, 10:07   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Liebe larin,

deine Ideen zur Behebung der metrischen Unsauberkeiten sind sehr gut - einiges werde ich wohl davon verwenden.
Danke!
Zitat:
ich finde dieses thema sehr interessant - und in den ersten beiden strophen packst du mich als leser und ziehst mich mitten hinein in diese quälende stimmung. toll!
Das freut mich sehr!

Hi Blacky,


auch du siehst in dem Text gelegentliche Holperer - das muss doch weg zu kriegen sein.
Zitat:
das hier ist ein Werk, das man nicht einfach ignorieren kann. So schmerzvoll und zugleich ästhetisch.
Deine Meinung ist mir eine Freude, vielen Dank!

Liebe Medusa,
Zitat:
Ich frage mich: Was ist ein (eine) "Dreiviertelterz" und was hat er (sie) mit Deinem Text zu tun
Also: Mein/e Protagonist/in saß am Klavier. Beim Spiel desselben und beim Erreichen eines Musikklanges brach er/sie ab:
das bezeichne ich hier als Dreiviertelterz - es überkam ihn/sie dieser Schmerz.
Zitat:
Die Terz ist in der katholischen Liturgie ein Drittel des Stundengebetes; sie wurde früher sogar bei der Ankleidung des Papstes gebetet.
In der Musik ist es ein Dreiklang; es gibt mehrere, das habe ich aber vergessen .
Und dann gibt es noch eine Terz beim Fechten; es ist ein Stoß oder ein Hieb, der in drei Bewegungen ausgeführt wird (oder so ähnlich).
Bestimmt gibt es noch mehr Terze aus welchem Fachgebiet auch immer; ganz sicher passt keines zu Deinem Gedicht! Ich würd mir was anderes einfallen lassen , denn eine Dreiviertelterz gibt es meines Wissens nicht.
Das mag ja alles sein und vielen Dank auch für die Erklärungen,
aber hier eben soll es einen abgebrochenen Musikklang bedeuten, weißt du - so wie man innehält und etwas nicht zu Ende bringen kann.
Zitat:
nichts, rein gar nichts gegen Dein Gedicht: Inhaltlich ist es scheußlich schön und die (wohl) ausweglose Situation sehr deutlich und anrührend dargestellt.
Nun dann sag ich auch dir herzlichen Dank!


Dreiklängige Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 10:39 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg