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Alt 05.01.2016, 10:10   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ein Frosthauch über Köln

Das Jahr ist jung, der Morgen kalt,
die Feste sind gefeiert.
Die Zukunft zeigt sich als Gestalt
in dunkles Grau verschleiert.

Die Gegenwart macht angst und bang,
darüber mag sich freuen,
wer liebt der Sturmrsirenen Klang -
ich mag es nur bereuen.

Nach Köln am Rheine zieht ein Schiff,
beladen mit drei Kronen.
Am Bahnhof gellt ein schriller Pfiff,
am Himmel kreisen Drohnen.

Der Dom steht unberührt und wacht,
als könnt ihm nichts geschehen
in dieser heillos dunklen Nacht,
in der die Winde drehen.

Die Jugend, die an Halloween
vor Monstern sich verneigte,
erlebt, dass das, was Unschuld schien,
sein wahr Gesicht nicht zeigte.

O ja, hier spricht ein Pessimist,
denn viele, die von hören,
die haben Teufels Arsch geküsst
und wolln gern Rache schwören.

Das Jahr ist jung, ich fühl mich alt
und weiss nicht mehr, wo wehren.
Die Zukunft wird mich, hoffentlich bald,
den Frühling wieder lehren.
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Alt 16.01.2016, 19:18   #2
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

wie eine schaurige Ballade klingt es, Wolo- und ja, der wechselnde 4 er, 3er Rhytmus gefällt. Wir wollen hoffen, dass du nicht recht behältst, aber in der Tat sieht es so aus, wenn die Regierung nicht Stärke zeigt.

feilen würde ich sein wahr Gesicht, vielleicht "doch ihr Gesicht...
das hoffentlich springt aus der schönen Metrik...
Ja, doch, gerne gelesen, weil es gut geschrieben ist.
Grüße von Agneta
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Alt 17.01.2016, 08:29   #3
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
Das Jahr ist jung, der Morgen kalt,
die Feste sind gefeiert.
Die Zukunft zeigt sich als Gestalt
in dunkles Grau verschleiert.

Die Gegenwart macht angst und bang,
darüber mag sich freuen,
wer liebt der Sturmrsirenen Klang -
ich mag es nur bereuen.

Nach Köln am Rheine zieht ein Schiff,
beladen mit drei Kronen.
Am Bahnhof gellt ein schriller Pfiff,
am Himmel kreisen Drohnen.

Der Dom steht unberührt und wacht,
als könnt ihm nichts geschehen
in dieser heillos dunklen Nacht,
in der die Winde drehen.

Die Jugend, die an Halloween
vor Monstern sich verneigte,
erlebt, dass das, was Unschuld schien,
sein wahr Gesicht nicht zeigte. - "sein wahres Ich (Selbst)" - "sein Angesicht"? - uns seine Fratze (Maske) zeigte? -
O ja, hier spricht ein Pessimist,
denn viele, die von hören, - die es hören?
die haben Teufels Arsch geküsst
und wolln gern Rache schwören.

Das Jahr ist jung, ich fühl mich alt
und weiss nicht mehr, wo wehren.
Die Zukunft wird mich, hoffentlich bald, - Die Zunkunft wird - ich hoffe bald -?
mich Frühling wieder lehren.
Lieber Wolo,

Gefällt mir sehr!! Besonders diese betroffen machende Resignation, die aus den Zeilen spricht, besonders aus der letzten Strophe, man mag den leisen Hoffnungsschimmer in den letzten beiden Versen nicht recht glauben.
Das "hoffentlich" stört mich hier auch. Eigentlich hätte mir hier "hoff' ich halt" auch gefallen, aber irgendwie ist es doch zu flapsig?

Sehr gerne gelesen und gegrübelt!

Lieben Gruß
charis
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.01.2016, 17:16   #4
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Ein Frosthauch über Köln

Hallo Wolo,

wenn schon zur Jahreswende solche schrecklich Dinge geschehen,
wie soll es dann weitergehen?

Dann noch beinah täglich Terroranschläge - da kann man schon zum Pessimisten werden.

Trotz allem bin ich (noch) ein hoffnungsvoller Pessimist.

Gern gelesen und nachvollzogen!

Liebe Grüße

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.01.2016, 07:15   #5
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Agneta
Danke für die aufmunternden Worte!

Hallo charis
Danke für deine Vorschläge!

Hallo wüstenvogel
Danke für deine ambivalente Sicht!

Schönen Tag allerseits
wolo
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Alt 21.01.2016, 10:06   #6
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo wolo,
Auch wenn hier, oder gerade weil hier ein Pessimist redet, finde ich deine Zeilen klar und deutlich. Ich gehöre eher zu den Optimisten, aber ich zweifele, ob die Regierung das jetzt in den Griff bekommt. Naivität bringt nichts, und ein Zulassen von Gewalttaten bringt Verunsicherung. Die die Kriminell sind, können weitermachen und die die nach allzugroßer Härte schreien und sich Rechts halten werden mehr. Bei deinem Gedicht nicke ich zustimmend, und ich hoffe, wie du in der letzten S., das der Frühling wiederkehrt.

Zu deinem Gedicht, in dem jedes Wort gut überlegt wurde, wurde ja schon einiges gesagt, da kann ich nicht weiterhelfen.

Ein Gedicht, das mit feiner Schärfe poetisch die Sachlage schildert.

Liebe Grüße aus dem verschneiten Schleswig - Holstein sy


Geändert von juli (21.01.2016 um 10:44 Uhr)
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Alt 21.01.2016, 17:00   #7
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo syranie
Auch dir danke ich fürs Lesen und deine Bemerkungen.
Schönen Abend!
wolo
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