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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 17.05.2016, 09:37   #1
juli
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Standard Abstrakt


Abstrakt


Durch einen Rahmen ist dein Sinn gestiegen,
der ohne Leinwand steht vor einer Weite
und Wiesen zeigt an seiner Sonnenseite,
bereit für Freiheit und Gedankenfliegen.

So muss dein Pinselstrich sich nicht verbiegen,
du malst das erste Bild und nicht das zweite,
die Farben leuchten bunt in voller Breite,
und die Palette bleibt am Boden liegen.

Mit Obsession verwischst du die Konturen,
und Farben gehen mit dir auf die Reise.
Gefunden werden keine festen Spuren -

vielleicht fühlst du dich frei und ungebunden?
Die Hürden im Gehirn verschwinden leise,
denn du hast gelbes Sonnenlicht gefunden.




die erste Fassung

Abstrakt

Im Juli bist du aus dem Bild gestiegen,
verlassen steht der Rahmen in der Weite
und zeigt die Wiesen an der Sonnenseite,
bereit für Freiheit und Gedankenfliegen,

dann braucht dein Pinselstrich sich nicht verbiegen,
du malst das "Erste" Bild und nie das "Zweite",
die Farben leuchten bunt in voller Breite,
Verkleckstes läßt du auf dem Weißen liegen.

Mit Obsession verwischst du die Konturen,
und Farben gehen mit dir auf die Reise.
Gefunden werden keine festen Spuren -

vielleicht fühlst du dich frei und ungebunden?
Die Hürden im Gehirn verschwinden leise,
denn du hast gelbes Sonnenlicht gefunden.



Geändert von juli (27.05.2016 um 08:48 Uhr)
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Alt 17.05.2016, 18:25   #2
ginTon
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Hi Syranie,

dieses Sonett gefällt mir wirklich gut. Interessantes Thema "Abstrakt" und
der Umgang in der bildenden Kunst mit diesem Thema. Auch fomal gefällt mir
die Ausgestaltung. Die Quartette behandeln den Malvorgang an sich, etwas
Objektives auf das Bild oder den Prozess gerichtetes und die Terzette die
Auflösung des Malers in seinen Prozessen, also eher etwas Subjektives. Mit-
unter hätte man die Quartette verbinden können >> Gedankenfliegen, dann..?

gerne gelesen, gefällt mir...LG gin
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 17.05.2016, 21:43   #3
Erich Kykal
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Hi Sy!

Ein schönes Sonett, wirklich lyrisch und wortgewandt.

Einzig der Aussage kann ich nicht ganz folgen: WER genau ist "aus dem Bild gestiegen"?
Danach sollte das Bild eigentlich noch im Rahmen sein, bloß eben ohne den "Herausgestiegenen".
Wenn aber die ganze Leinwand raushüpft, müsste es heißen "aus dem Rahmen gestiegen", nicht aus dem Bild, denn Bild und Rahmen sind zweierlei. Beides zusammen als "Bild" zu bezeichnen, ist hier verwirrend und irreführend! Aber wenn das Bild aus dem Rahmen gesprungen ist, WER ist dann aus dem Bild selbst gestiegen? Und wann passierte das eine, wann das andere?

Nun steht also der leere Rahmen und fängt eine reale Lanschaft ein (Liegt das Bild ohne den Herausgestiegenen daneben?). WER malt nun das "Erste, nie das Zweite"? (Sollte mit "das Erste" dieser reale Ausschnitt im Rahmen gemeint sein, mit "das Zweite" ein gemaltes - abstrahiertes Abbild? - Falls ja, erneut die Frage: WER malt?)
Ist mit "dem Weißen" die Leinwand gemeint, die aus dem Rahmen stieg? Wenn ja, WER stieg dann in S1 aus der Leinwand? Wer abstrahiert nun - und im Rahmen, also quasi in der Luft, oder auf der Leinwand, die am Boden liegt?

Du siehst, logisch denkend bekomme ich da keinen roten Faden rein. Hilf mir bitte: Was ist der Zusammenhang? Welche Vorstellung liegt den Zeilen zugrunde?

So wie es sich liest, passiert für mich Folgendes:

Eine Person (Maler?) steigt aus einer Leinwand, aus einem Bild. Dieser wird vom Dichter nun im Text angesprochen/beschrieben. Gleichzeitig trennt sich irgendwie die Leinwand vom Rahmen, der nun leer ist und ein Stück echte Landschaft einfängt. Die Person (oder der Rahmen?) malen nun immer "das Erste, nie das Zweite", also das Echte, nicht die Kopie aus Farben, dem "Verklecksten" auf der Leinwand.
Gleichzeitig abstrahiert der Maler/Rahmen die Landschaft, verwischt, tauscht Farben, entfesselt so das ans Reale gebundene Denken. Im leeren Rahmen oder im Bild, das WO liegt? Wie das alles gehen soll - keine Ahnung. Alles ein wenig kryptisch, ein wenig schizo - als würden Rahmen/Maler/Bild im Text beliebig die Plätze tauschen und mal für das eine, mal für das andere stehen!


Sehr gern - aber grübelnd - gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.05.2016 um 21:56 Uhr)
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Alt 19.05.2016, 09:05   #4
juli
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Zitat:
Zitat von ginTon Beitrag anzeigen
Hi Syranie,
Die Quartette behandeln den Malvorgang an sich, etwas
Objektives auf das Bild oder den Prozess gerichtetes und die Terzette die
Auflösung des Malers in seinen Prozessen, also eher etwas Subjektives. Mit-
unter hätte man die Quartette verbinden können >> ?

LG gin
Hi ginTon,

Ich freue mich, daß du mir schreibst, so kann man das Gedicht auch verstehen, und das es dir gefällt.
Für deine Erdnuss bedanke ich mich, das "dann" finde ich klasse.

Liebe Grüße sy


Hallo eKy,


Deine Gedanken und Fragen sind wertvoll. Das Thema "Abstakt" fand ich aufregend, weil ich manche abstrakten Bilder toll finde. Ich habe auch schon einigen Malern über die Schulter geschaut. Ebenso habe ich Kindern über die Schulter geschaut. Ihre Lust am Malen gefiel mir sehr. Alleine der Vorgang und die Improvisationen waren für mich ein Stück Freiheit!

Ich wollte ein surreales Gedankenbild erschaffen.

Dieses wollte ich in diesem Gedicht rüberbringen. Anscheinend ist es nur zum Teil gelungen.

Hier sollte ein Maler durch einen Rahmen, der in der Landschaft steht, durchsteigen. Er verläßt sein altes Leben, die Gradlinigkeit, das Genaue und gibt sich den Farben hin.

Das sollte das Sonett aufzeigen. Anscheinend habe ich die Leinwand vergessen.

Auch kann ich mir vorstellen, das ein Mensch aus seinem gewohnten Leben aussteigt, und ein anderes, freieres Leben führt.

Danke für dein Lob, "lyrisch und wortgewandt".

eKy vielleicht taufe ich das Gedicht einfach in

" Der Maler steigt aus seinem Bild" ?

" Aus dem Rahmen steigen"?

" Der Maler steigt aus dem Rahmen" ? um.

Damit wäre auch der Lebensrahmen gemeint. Das wäre eine Information mehr.

Ich freue mich über Euch Beide.

Liebe Grüße sy

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Alt 19.05.2016, 19:04   #5
Erich Kykal
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Hi Sy!

Die Missverständnisse beginnen in Z1 mit dem "aus dem Bild gestiegen" - das ist die falsche Phrase, wenn der Maler eigentlich durch einen leeren Rehmen steigen soll, denn solch ein leerer Rahmen IST nun mal KEIN Bild!

Ich würde es in etwa so formulieren - wenn ich darf:

Durch einen Rahmen ist dein Sinn gestiegen,
der ohne Leinwand steht vor einer Weite
und Wiesen zeigt an seiner Sonnenseite,
bereit für Freiheit und Gedankenfliegen.

So muss dein Pinselstrich sich nicht verbiegen,
du siehst das erste Bild und nicht das zweite,
die Farben leuchten bunt in voller Breite,
und die Palette bleibt am Boden liegen.

Mit Obsession verwischst du die Konturen,
und Farben gehen mit dir auf die Reise.
Gefunden werden keine festen Spuren -

vielleicht fühlst du dich frei und ungebunden?
Die Hürden im Gehirn verschwinden leise,
denn du hast gelbes Sonnenlicht gefunden.


Ein paar subtile Änderungen, und schon wird das Bild vor Augen klarer. In S3Z1 habe ich noch einen Rechtschreibfehler entdeckt: Dein "verwischt" braucht noch ein "s" vor dem "t", da es sich an eine 2. Person (du) richtet.

Nicht ganz klar ist mir der Hinweis auf "gelbes" Sonnenlicht am Ende - hat es damit eine besondere Bewandtnis (Hommage an van Gogh? Er hatte ein besonderes Verhältnis zu Gelb: Sonnenblumen, Korn, farbige Himmel, Nachtbeleuchtung ... - vor allem als Komplementärkontrast mit Blau), ansonsten klänge etwas wie "wahres Sonnenlicht" sicher lyrischer an jener Stelle.

Ein schönes Gedicht - da macht das Bearbeiten Spass! Nimm, was dir brauchbar erscheint.


LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.05.2016 um 18:41 Uhr)
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Alt 20.05.2016, 08:34   #6
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Hallo eKy,

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.



Ich wollte ja das beschreiben: Hier sollte ein Maler durch einen Rahmen, der in der Landschaft steht, durchsteigen. Er verläßt sein altes Leben, die Gradlinigkeit, das Genaue und gibt sich den Farben hin.

Das sollte das Sonett aufzeigen. Anscheinend habe ich die Leinwand vergessen.


Durch deine Veränderungen finde ich meinen Sinn genau in dem Gedicht wieder, deswegen habe ich es auch so übernommen, beim nächsten Gedicht grübele ich um so mehr wie mein Sinn und mein Ergebnis zusammenkommen.

Das erste Gedicht mag ich aber auch, ich lasse es hier stehen, es ist kryptisch, aber es läßt den Leser die Gedanken schweifen, so er/ sie das möchte.

"gelbes" Sonnenlicht ist mir wichtig, weil es eine Hommage an Schleswig - Holstein ist. Hier blühen gerade die Rapsfelder, sie strahlen und tauchen ganze Landschaften in ein Meer von gelb! Auch macht die Farbe gute Laune, und Derjenige der hier durch den Rahmen steigt, im Sinne er ändert sich und wird freier, genießt das Leben mit Hoffnung und neuer Farbe


Danke das du nochmals hierher zurückgekommen bist. Deine, wie du sagst wenigen Änderungen sind im meinem Sinne, ich weiß du bist schlau und es ist dein Kopf, aber es spornt mich an, genauer zu denken und zu schreiben.

Liebe Grüße aus Schleswig - Holstein sy
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Alt 20.05.2016, 18:42   #7
Erich Kykal
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Hi Sy!

Ich muss noch mal lästig sein: Ich habe einen (eigenen) Tippfehler in S2Z4 entdeckt: Das "bleib" braucht noch ein "t".

Du müsstest das ganz oben ausbessern, da komm ich natürlich nicht ran!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 20.05.2016, 20:43   #8
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Hallo eKy,

Den Fehlerteufel habe ich verscheucht. Alles gut! Danke

Liebe Grüße sy

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Alt 22.05.2016, 05:21   #9
Lailany
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Lieber wilder Engel,
ein zauberhaftes und wahrhaft typisches Sy-Gedicht.
Phantasievoll, fröhlich, hell und herrlich abstrakt. Oh, ich mag es! Es vermittelt Freiheit und Lebenslust.

Ich hab die Kommis nur sehr flüchtig, die beiden Versionen dafür umso aufmerksamer gelesen und verglichen.

In S2Z2:
du malst das erste Bild und nicht das zweite...
würde ich unbedingt behalten. Es ist ausdrucksstärker als "sieht".


S3Z3:
Was hältst du von
dein Künstlerblick folgt keinen festen Spuren...

Die Aussage deiner Zeile vermittelt mir keinen Bezug, sie ist vage, verwaschen und ich weiß nicht, wo mich die Dichterin hinführen möchte.

Künstler sind unkonventionell und folgen nur ihrer Inspiration. Von daher meine ich, dass mein Vorschlag sich sehr gut in den Text fügen würde. Dein Baby - deine Entscheidung.

Alles in allem: Ein wunderbar buntes und gelungenes Sonett.

LG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
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Alt 22.05.2016, 10:10   #10
Erich Kykal
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Hi, Lai!

Ich habe das "malst" deshalb geändert, weil es für den roten Faden, das Bild, das Sy beim Leser bilden wollte, zu missverständlich ist: In einen leeren Rahmen kann man kein Bild "malen", sehr wohl aber durch ihn hindurch eines "sehen".
Hätte sie geschrieben: "malst im Geiste" oder so, dann wäre klar gewesen, wie es gemeint ist, aber das ging sich wohl metrisch nicht aus.

Ich pflichte dir lyrisch wie klanglich bei, aber in diesem Falle war das schönere Wort leider das kontraproduktivere für den roten Faden ...

LG, eKy
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