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Die lieben Kleinen Kindergedichte

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Alt 01.08.2014, 16:41   #1
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard Seltsame Begegnung

Ich hab im Wald ein Loch entdeckt,
mausklein und ganz mit Moos bedeckt.
Daraus klang Lachen zart und fein,
was war das bloß, ich sah hinein.

Drin war es dunkel wie bei Nacht,
das hat mich neugierig gemacht.
Ich legte mich ganz still davor
und lauschte mit dem linken Ohr.

Da piekste etwas in mein Kinn,
sodass ich aufgesprungen bin.
Ich sah mich um, da stand ein Wicht
und jammerte: „Ach geh doch nicht.

Zu uns kommt leider nie Besuch,
auch du kennst uns nur aus dem Buch,
doch da du unser Loch entdeckt,
darfst du hinein, sei nicht verschreckt.“

„Mein kleiner Freund, was denkst du bloß,
ich bin ein Mensch und viel zu groß,
in dieses Loch pass ich nicht rein,
du bist ein Zwerg und winzig klein.“

Doch kichernd stupste er mich an:
„Bald bist auch du ein kleiner Mann,
ich hab dich grad ins Kinn gezwackt,
na spürst du schon, wie’s in dir knackt?

Du wirst nun klein, so klein wie ich,
nun komm mit mir, ich freue mich.“
Es donnerte zwei Mal, oh Graus
und ich war klein wie eine Maus.

„Nun komm und fasse meine Hand,
und dann geht’s los ins Zwergenland.
Wir sind sehr viele dort im Loch,
in das noch nie ein Menschlein kroch.“

Ich rutschte mit dem Zwerg hinab,
es ging mal sanft, mal steil bergab;
und, Kinder, könnt ihr das verstehn?
Ich konnt sogar im Dunkeln sehn.

Bald standen wir vorm Zwergenhaus,
die Zwerge sahen niedlich aus.
Sie stellten sich in Reih und Glied
und sangen ein Begrüßungslied.

„Schön, schön, schön, dass wir dich bei uns sehn,
Wir wohnen hier tagaus, tagein
und laden dich zum Spielen ein.
Schön, schön, schön, bald darfst du wieder gehn.“

Dann warf die Oma einen Fisch
zum Opa übern Küchentisch,
der Fisch, dem das sehr gut gefiel,
rief froh „Hurra, mein Lieblingsspiel!“

Schon landete der Kerl bei mir,
„Mach weiter“ rief das Schuppentier,
so warf ich es zum Großpapa,
von dort flog es zur Großmama.

Die fuhr mit ihm im Rollstuhl rum,
plumps, fiel die große Vase um,
es klirrte laut mit aller Macht,
doch alle haben nur gelacht.

Nun flog der Fisch von hier nach dort,
nach links, nach rechts, in einem fort,
der Papa hat ganz laut gekräht
und sich mit ihm im Kreis gedreht.

Dann warf er ihn zur Mama hin,
die ihn mit beiden Händen fing.
Sie gab ihm einen dicken Kuss,
weil Mama immer küssen muss.

Drauf rief der Fisch „Das Spiel ist aus!
Bringt jetzt den Menschen wieder raus.
Das Baby ist grad aufgewacht.
Hat dir das Spiel auch Spaß gemacht?“

„Oh ja“, sprach ich, „das war sehr schön,
dies Spiel hab ich noch nie gesehn.
Ich danke euch, und sag ade
und hoff, dass ich euch wiederseh.“

„Gut, dass du uns gefunden hast,
so oft du willst, sei unser Gast,
nun komm, wir führen dich hinaus
aus unserm schönen Zwergenhaus.“

Kaum, dass ich wieder oben stand,
stach mich der Wichtel in die Hand,
ich wuchs und wuchs und wuchs empor
und war bald groß so wie zuvor.

Ich dankte allen, sprach „bis bald“
und stapfte langsam aus dem Wald.
Die Zwerge riefen froh „Juchhu“
und winkten mir noch lange zu.
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«

Geändert von Sidgrani (16.08.2014 um 06:51 Uhr)
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Alt 02.08.2014, 07:39   #2
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Welch zauberhafte Geschichte, lieber Sid
Und wieder eine für die Kleinen und Großen... ich bin begeistert und bewundere neidlos Deine blühende Phantasie, Du bärtiges Beispiel für das Kind im Manne.
Ich kann mich gar nicht satt lesen und habs jetzt schon mindestens 4 mal gelesen. Dabei bleibts natürlich selten und nun muss ich ein wenig fummeln.
Siehste, das ist eben der Lauf der Welt: Mamas müssen immer küssen und Trüffelrüssler müssen ihren Zinken überall reinstecken.

S1 Z1:
durch Moos bedeckt...
bezieht sich auf den Wald, anstatt aufs Loch.
Vllt:
Einst hab ich was im Wald entdeckt:
Ein kleines Loch, von Moos bedeckt. (oder mit Moos bedeckt)
Nach 'Lachen' gehört mM nach ein Komma.
Am Ende der Z3 würd ich einen Punkt setzen
Z4:
Was war das bloß? Ich sah hinein.

S3:
Hier wechselst Du die Zeit.
Vorschlag:
Da piekste etwas meinen Hals,
erschrocken sprang ich auf und als
ich um mich sah, stand da ein Wicht.... usw

S6 Z1: ebenfalls Zeitwechsel.
Vllt:
Da lachte er mich schelmisch an...
Z3: falls Du meinen Vorschlag für den 'Hals' brauchen kannst, müsste es hier auch 'Hals' anstatt Kinn heißen.

S7 Z3: und sieh, es donnerte...
Das 'SIEH' ist ein wenig paradox, wenn es um Hörbares (Donner) geht.
Vllt:
Nach einem Donnerschlag, oh Graus,
war ich so klein wie eine Maus.

S16
Nach Z2 würd ich einen Punkt setzen.
Dann warf er ihn zur Mama hin,
die ihn mit beiden Händen fing.
Sie gab....

S 17:
Hier hast Du 2 'jetzt' zu knapp beisammen.
Was meinste, wenn Du anfangen würdest mit:
Da rief der Fisch.....

Vllt kannst Du in dieser Strophe bei den Satzzeichen ein wenig Ordnung schaffen.

Da rief der Fisch: "Das Spiel ist aus!
Bringt jetzt den Menschen wieder raus.
Das Baby ist grad aufgewacht.
Hat dir das Spiel auch Spaß gemacht?"

Letzte Strophe:
Vorm 'juchhu' fehlt das Anredezeichen.

OK, lieber Sid... das wars.

21 Strophen!!! Reife Leisung. Nirgends langweilig, noch nicht mal flach - an keiner einzigen Stelle!
Ich hab mich sehr gerne verzaubern lassen und Dein junges Publikum wird schlicht und einfach hingerissen sein von Deinem wunderbaren Märchen.

Ein schönes WE Dir und liebe Grüße von
Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (02.08.2014 um 08:07 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2014, 11:56   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Sid :)

Das ist bezaubernd

Ich habe Dein Gedicht gelesen und hatte dabei einen kleinen Film vor meinen Augen.

Wie bist Du nur auf diese Idee gekommen

Die Kleinen werden ihre helle Freude an dem Abenteuer haben. Der nächste Waldspaziergang wird unter dem Aspekt stehen in kleine Löcher zu gucken, um sich zwicken , zwacken zu lassen, damit man noch kleiner wird als wie ein Kind.

Das Zwergenfischwerfspiel, mit dem lebendigen Fisch ( na klar ) würde jedes Kind lieben. Mehrere Generationen der Familie werfen ja gerne


Ich bin hin und weg

Sehr sehr gerne gelesen
sy
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Alt 15.08.2014, 07:13   #4
momo
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Sidgrani,

ich bevorzuge nicht lange Gedichte, aber hier las ich gebannt und verzaubert bis zum Ende.
Juchhuuu! - Ein Gedicht, direkt aus meiner Märchen-Welt geschlüpft!
Jetzt fühle ich mich auf dem Insel richtig kuschelig. Danke dir!



LG momo

Geändert von momo (15.08.2014 um 11:47 Uhr)
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Alt 16.08.2014, 07:11   #5
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard

Liebe Lai,

dank deiner Schnüffelei ist dieses Gedicht nun bereit, im Kindergarten vorgelesen zu werden. Ich hatte erst befürchtet, es ist zu lang, aber wie ich sehe, kommt es gut an.

Liebe sy,

es freut mich, wenn meine Verse bei dir ein "Kopfkino" erzeugen konnten. Ja, wie kommt man auf solche Ideen? Ich weiß es nicht, sie sind plötzlich da. Vielleicht gehen die Kids in Zukunft ja wirklich etwas aufmerksamer durch den Wald und hoffen, das kleine Loch zu entdecken.

Liebe momo,

wie schön, dass ich ein wenig dazu beitragen kann, dass du dich bei uns wohlfühlst. Durchstöbere in Ruhe die schlummernden Gedichte, die im Dornröschenschlaf nur darauf warten, wachgeküsst zu werden.

Ich danke euch Dreien für eure netten und wohltuenden Worte.

Liebe Grüße
Sid
__________________
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