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Alt 19.07.2014, 15:45   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Die Todsündengedichte



Hochmut (Todsünde Nr. 1)

Du schaust auf alle hernieder,
dein Blick ist eitel und stolz!
Doch wisse: Dummheit und Hoffart
entstehen auf moderndem Holz.

Dein Dünkel ist unerträglich,
wie sind wir doch darin so gleich!
Das kleine Gehirn unbeweglich,
es spielt dir so manchen Streich.

Du bist mit dir selbst zufrieden,
erkennst nicht des Lasters Gefahr!
Am Ende wirst du gemieden,
bist einsam wie Greisenhaar.




Geiz (Todsünde Nr.2)


Der Geizhals zählt täglich sein kostbares Geld
mit gierigen Augen in ärmlicher Kammer.
Um ihn und sein Leben ist's traurig bestellt,
er hat nichts davon, ist ein Bild voller Jammer.

Er kann es nicht teilen, hat niemals genug.
In Kargheit verlebt er die lastenden Tage,
er bechert nur Wasser zum trockenen Brot.
Die Seinen verkümmern in Sorgen und Not.

Bisher siegte Habgier wohl über den Tod,
er raffte und schaffte die Taler herbei,
doch nun sieht er schwächelnd das Morgenrot:
ein Atemzug nur noch - und dann ist er frei.



Neid (Todsünde Nr.3)


Sie geben sich locker und sind doch verkrampft
in ihrem ureignen Begehren,
pro domo die Wahrheit wird einfach zerstampft,
wobei sie die Lügen vermehren.

Sie schleimen und flöten aus sicherem Loch
und scheinen dich ganz zu verstehen.
Sie lächeln dich an und würden dich doch
am liebsten von hinten nur sehen.

Denn eitel sind sie wie nichts auf der Welt
und wähnen sich vorrangig vorne,
der Neid zerfrisst sie und hat sie gefällt
und sticht und bestärkt sie im Zorne.



Zorn (Todsünde Nr.4)


Er frisst sich durch sämtliche Stände und Schichten,
lässt schorfige Wunden und Narben zurück.
Er kann nicht auf seine Vergeltung verzichten,
braucht täglich vom Kuchen der Rachsucht ein Stück.

Die Wut ist gewaltig und raubt den Verstand,
gräbt schwelende Löcher im Hort der Vernunft.
Sie quillt aus der Tiefe wie schwärender Brand,
ein rasender Dämon der dunkelsten Zunft.

Der Zorn lässt den Menschen bedenkenlos sein,
die Normen und Regeln, sie sind ihm egal!
Er zürnt und verhärtet zu fühllosem Stein,
so muss er zerstören und hat keine Wahl.



Wollust (Todsünde Nr.5)

In heißen Gelüsten wälzen sie sich
und geben dem Drängen nach,
wann immer sie wollen, lagern sie sich
in jedwedes Schlafgemach.

Gefühle der Demut verströmen sie nicht,
auch keine Bedenken und Scham,
die Triebe beherrschen, das wollen sie nicht
und steigern sich in ihren Wahn.

Sie ziehen so ruchlos und frevelnd ins Land,
die Keuschheit ist ihnen fremd,
und lästerlich greifen sie nach der Vision,
die gar keinen Anstand kennt.

Verlogen erscheint diese Eigenschaft,
die ach so Moralisches predigt,
doch trunken sich badet in teuerstem Wein.
Das Volk ist vom Durste geschädigt.



Völlerei (Todsünde Nr.6)

Endlos und maßlos stopfen sie sich
haltlos die gierigen Bäuche voll.
Selbstsucht und Wahnsinn treiben sie an,
und die größte Wampe hat der Kaplan.

Der Völlerei wird maßlos gefrönt!
Kein Gedanke wird daran verschwendet,
dass eine Welt stirbt an Elend und Harm,
durch Fresssucht sind sie geblendet.

Jene, die haben, geben nichts ab,
wichtiger ist ihr höchsteignes Befinden,
gierig erraffend, was habhaft erscheint,
hören sie nicht, wenn ein Hungerkind weint.

Überfluss ist heute hoch angesagt
in dieser modernen, gefräßigen Welt!
Kaufen und Horten bringt noch mehr Geld,
soziales Verhalten ist da nicht gefragt.




Trägheit (Todsünde Nr.7)


Träge und ehrlos zerfließen die Tage,
Arbeit und Mühe als Fremdwort begriffen;
Faulheit und Feigheit - für sie keine Frage,
Würde und Stolz sind schon lange vergriffen.

Trauriges Leben, behäbig und dumm,
Wille getrübt, ohne Tatkraft und Mut!
Helfende Hand und das Wort bleiben stumm,
selbst wenn sie könnten, bleibt kalt faules Blut.

Schwermut des Hirnes wird sie zerfressen,
Wegesgefährten, sie wenden sich ab;
mit ihnen stirbt, was sie einstmals besessen
und finden die Ruhe, die letzte, im Grab.




edit:


Diese Gedichte sind aus 2008.

Ich habe sie, leicht überarbeitet, hier noch einmal im Ganzen eingestellt,
um einen Vergleich zu schaffen.

Wenn ich dachte, sie sind ganz gut gelungen, schaue sich Erich Kykals Version an
als Sonettzyklus

Dagegen kann wohl kaum jemand mithalten.












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Geändert von Chavali (25.07.2014 um 21:15 Uhr) Grund: Ideenverarbeitung
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Alt 19.07.2014, 17:57   #2
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Danke nochmal für die lobende Erwähnung hier!

Deine Gedichte - ich entsinne mich ihrer noch - haben allerdings damals durchaus dazu beigetragen, dass ich mich überhaupt mit dieser Thematik befasste. Auslöser war - neben spätmittelalterlichen Bildwerken - sicher der Thriller "Sieben", aber deine und andere Gedichte dazu hier in den Foren ließen über Jahre in mir den Gedanken reifen, mich mal selbst da dranzuwagen.

Nun zu deinen Werken:

Hochmut (Todsünde Nr. 1)

Du schaust auf andre hernieder, Für Takt und Sprache sauberer: "alle" statt "andre".
dein Blick ist eitel und stolz!
Doch wisse: Dummheit und Hoffart
entstehen auf mürbendem Holz. "moderndem" wäre klarer. Gibt es den Begriff "mürbend" überhaupt? "Mürbe" ja, aber so?

Dein Dünkel ist unerträglich,
wir sind doch alle gleich! Betonter Beginn bei sonst unbetonten Auftakten. Korrektur: "wie sind wir doch darin so gleich!"
Das kleine Gehirn unbeweglich,
es spielt dir so manchen Streich.

Du bist mit dir selbst zufrieden,
erkennst nicht des Lasters Gefahr!
Am Ende wirst du gemieden,
bist einsam im Greisenhaar. Wäre ein "wie" statt des "im" hier nicht eleganter?


Später mehr zu den anderen Gedichten.

Sehr gern (wieder) gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 19.07.2014, 18:36   #3
ginTon
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Hi chavilein,,

manno, du hättest mal die werke einzeln einstellen sollen. so fange ich dann
auch mit dem ersten werk an, dies da lautet: hochmut

inhaltlich finde ich den stoff sehr interessant. ich habe, denke ich, auch ein zwei stellen gefunden, die mir so nicht ganz klar werden und werde dir diese erläutern.


Zitat:
Du schaust auf andre hernieder,
dein Blick ist eitel und stolz!
Doch wisse: Dummheit und Hoffart
entstehen auf mürbendem Holz.
"andre" finde ich im gegensatz zu erich kykal sehr gut, da "alle" impliziert, dass ein hochmütiger auf wirklich alle herab schaut, was ich mir schwerlich vorstellen kann. ich bin auch, wie erich, über die letzte zeile gestolpert, da ich nur den begriff "zermürben" oder "moderndem" kenne. es könnte sich aber auch um einen neologismus handeln, deswegen?


Zitat:
Dein Dünkel ist unerträglich,
wir sind doch alle gleich!
Das kleine Gehirn unbeweglich,
es spielt dir so manchen Streich.
diese strophe finde ich sehr gut. kleines gehirn lese ich als metapher für kleingeistigkeit, ohne die größe des gehirns anspielen zu wollen, die ja, so denke ich durchschn. bei jedem in etwa gleich ist..natürlich denkt derjenige, welcher sich auch gedanken über andere macht in einem größeren rahmen, fraglich also, ob der ausdruck so präzise gewählt ist, dass dies interpretierbar ist, was du ausdrücken möchtest.

vllt hast du auch das kleinhirn gemeint? "dein kleinhirn macht dich unbeweglich"


Zitat:
Du bist mit dir selbst zufrieden,
erkennst nicht des Lasters Gefahr!
Am Ende wirst du gemieden,
bist einsam im Greisenhaar.
auch diese strophe gefällt mir..persönlich würde ich weder zu "im" noch "wie" tendieren, sondern "trägst"... "bist einsam, trägst..." oder "mit"...

finde das Werk sehr schön ...liebe Grüße ginnie
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Geändert von ginTon (19.07.2014 um 18:39 Uhr)
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Alt 19.07.2014, 19:33   #4
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

In S1Z4 fehlt nach der Änderung (Danke!) eine Leerstelle.

LG, eKy
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Alt 20.07.2014, 10:07   #5
Chavali
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Hi ginnie,
Zitat:
manno, du hättest mal die werke einzeln einstellen sollen.
waren sie schon einmal.
Jetzt habe ich sie überarbeitet wieder neu eingstellt, um einen Vergleich zu Erichs Todsünden
zu haben und eventuelle Verbesserungen vorzunehmen, was ich auch schon getan habe.
Bin aber für weiteres immer offen. Von daher freue ich und bedanke mich über dein Gefallen und deine Ideen



Hi Erich,

deine Vorschläge habe ich, wie du schon sehen konntest, 1:1 übernommen,
auch die Leerstelle , die sicher beim Ändern entstanden ist.
Zitat:
Deine Gedichte - ich entsinne mich ihrer noch - haben allerdings damals durchaus dazu beigetragen, dass ich mich überhaupt mit dieser Thematik befasste
Das finde ich sehr interessant und macht mich auch ein bisschen stolz,
denn es hat dich zumindest das Thema beeindruckt

Ich hoffe nun, dass du Zeit und Lust hast, auch die anderen noch ein wenig unter die Lupe zu nehmen
Zitat:
Sehr gern (wieder) gelesen!
Danke dir



Liebe Grüße euch beiden,
Chavali

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Alt 20.07.2014, 13:05   #6
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HI, Chavi!

Nun zum 2. Gedicht:

Geiz (Todsünde Nr.2)

Der Geizhals zählt täglich sein kostbares Geld Die ersten drei Zeilen hatten eine Silbe zuviel. So fließt es weicher.
mit gierigen Augen in ärmlicher Kammer.
Um ihn und sein Leben ist's traurig bestellt,
er hat nichts davon, ist ein Bild voller Jammer.

Er kann sich nicht trennen, er stellt nicht in Frage, In dieser Str. waren die Zeilen um eine Silbe zu kurz.
er bechert nur Wasser zum trockenen Brot.
In Kargheit verlebt er die lastenden Tage,
die Seinen verkümmern in Sorgen und Not.

Bisher siegte Habgier wohl über den Tod,
er raffte und schaffte die Taler herbei,
doch nun sieht er schwächelnd das Morgenrot:
ein Atemzug nur noch - und dann ist er frei. So folgt der Text der dritten Str. deutlicher dem logischen Faden.

In S2 habe ich die Zeilen so umgestellt, dass nun ein entsprechendes Reimschema vorliegt.

Sehr gern gelesen und beklugfummelt!

LG, eKy
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Alt 20.07.2014, 15:34   #7
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Hi eKy,

Zitat:
Sehr gern gelesen und beklugfummelt!
Danke für Gedicht Nr.2!

Habe alles übernommen - bis auf einen Punkt und ein Komma in S2,
weil ich eine Zeile beendet haben wollte

LG Chavali
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Alt 20.07.2014, 16:15   #8
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Nun fehlen zwei Leerzeilen Abstand zum dritten Gedicht, das ich der Einfachheit halber gleich behandle:

Neid (Todsünde Nr.3)

Sie geben sich locker und sind doch verkrampft
in ihrem ureignen Begehren, Silbe zu wenig.
pro domo die Wahrheit wird einfach zerstampft,
wobei sie die Lügen vermehren.

Sie schleimen und flöten aus sicherem Loch
und scheinen dich ganz zu verstehen.
Sie lächeln dich an und würden dich doch
am liebsten von hinten nur sehen. Silbe zu wenig.

Denn eitel sind sie wie nichts auf der Welt Dein Einstieg war hier betont.
und wähnen sich vorrangig vorne,
der Neid zerfrisst sie und hat sie gefällt
und sticht und bestärkt sie im Zorne.


Der in S1 festgelegte Rhythmus der Kadenzen ist m-w-m-w. Ich habe die anderen beiden Strophen dem angeglichen, wodurch die Str. nun synchron takten.

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 20.07.2014, 19:24   #9
ginTon
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Hallo chavilein,,

Ich glaube du willst hier so eine Art Kettenkommentar erreichen, oder?

Ich habe mir mal das zweite Gedicht der Reihe angeschaut und finde es sehr gut.

Zitat:
Geiz (Todsünde Nr.2)

Der Geizhals zählt täglich sein kostbares Geld
mit gierigen Augen in ärmlicher Kammer.
Um ihn und sein Leben ist's traurig bestellt,
er hat nichts davon, ist ein Bild voller Jammer.

Er kann nicht teilen, hat niemals genug.
In Kargheit verlebt er die lastenden Tage,
er bechert nur Wasser zum trockenen Brot.
Die Seinen verkümmern in Sorgen und Not.

Bisher siegte Habgier wohl über den Tod,
er raffte und schaffte die Taler herbei,
doch nun sieht er schwächelnd das Morgenrot:
ein Atemzug nur noch - und dann ist er frei.
Das ungewöhnliche Reimmuster hat mir besonders gefallen, also mit den zwei eingemischten Waisen und dem Haufenreim.

Vllt hätte man die letzte Zeile, obwohl das Metrum denke ich stimmt, anders
schreiben können, da ich ein wenig hakte beim Lesen, bin mir aber nicht sicher, also mitunter so lassen... dies fiel mir dazu ein "ein Atemzug noch und er ist endlich frei"

schöner Text, auch inhaltlich. liebe Grüße ginnie
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Alt 21.07.2014, 11:11   #10
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Immer schön der Reihe nach!

Zorn (Todsünde Nr.4)

Er frisst sich durch sämtliche Stände und Schichten, Silbe zu wenig.
lässt schorfige Wunden und Narben zurück.
Er kann nicht auf seine Vergeltung verzichten, Silbe zu wenig.
braucht täglich vom Kuchen der Rachsucht ein Stück. Melodischer. "Bricht sich" möglicherweise Hebungsprall.

Die Wut ist gewaltig und raubt den Verstand, Verständlicher. Gibt es "tauben" in dieser Form überhaupt?
gräbt schwelende Löcher im Hort der Vernunft. Silbe zuviel.
Sie quillt aus der Tiefe wie schwärender Brand Silbe zuviel.
ein rasender Dämon der dunkelsten Zunft. Deine Zeile zu lang und schräg.

Der Zorn lässt den Menschen bedenkenlos sein, So ruckelt's nicht.
die Normen und Regeln, sie sind ihm egal! So hast du unbetonten Auftakt.
Er zürnt und verhärtet zu fühllosem Stein, Silbe zu wenig.
so muss er zerstören und hat keine Wahl. Heber zu wenig.


Sehr gern gelesen und bearbeitet!


Wollust (Todsünde Nr.5)

In heißen Gelüsten wälzen sie sich
und geben dem Drängen nach,
wann immer sie wollen, lagern sie sich
in jedwedes Schlafgemach.

Gefühle der Demut verströmen sie nicht, Betonter Auftakt, Silbe zu wenig.
auch keine Bedenken und Scham,
die Triebe beherrschen, das wollen sie nicht Betonter Auftakt, Silbe zu wenig.
und steigern sich in ihren Wahn.

Sie ziehen so ruchlos und frevelnd ins Land, Betonter Auftakt.
die Keuschheit ist ihnen fremd, Betonter Auftakt.
und lästerlich greifen sie nach der Vision,
die gar keinen Anstand kennt. Silbe zu wenig.

Verlogen erscheint diese Eigenschaft, Silbe zu wenig. ("Institution" ist was anderes!)
die ach so Moralisches predigt, Vermeidung von Doppel-"die" und Hebungsprall mit betontem Auftakt.
doch trunken sich badet in teuerstem Wein. Silbe zu wenig.
Das Volk ist vom Durste geschädigt. Unlogisch: Wasser schädigt nicht.


Sehr gern gelesen und bearbeitet.

LG, eKy

PS:
Nachtrag zu "Geiz" - S2Z1: "er kann es nicht teilen,..." Bitte einfügen, sonst Silbe zu wenig im Sprachfluss. Danke!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.07.2014 um 11:37 Uhr)
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