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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 20.11.2015, 21:32   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Du Rose ...

Ist deine Form, von Menschenhand erzogen,
der rote Spiegel seiner Wesensglut,
ein Dufterwachen, das ihm Wunder tut?
Um alle Absicht weiß er sich betrogen,

der dich beschnitt in seinem hohen Drange,
ein Ding zu schaffen, das nur wohlgefällt.
Du hast dich tiefer in die Welt gestellt,
weit größer als die sterblichen Belange

all jener, die dich zu verstehen suchen,
um letztlich nur an einem Dorn zu enden.
So mag ein blutend Herz auch deiner fluchen -

am Ende birgst du es in deiner Hut:
Wo Blütenblätter zärtlich sich verschwenden,
wird alles leichter - und wird endlich gut.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.11.2015 um 21:39 Uhr)
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Alt 21.11.2015, 01:35   #2
Laie
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Hallo eKy,

ein tolles Sonett über die Rose als Gegenstand der Züchtung sowie als Symbol für die Liebe, für etwas höheres. Toll gedichtet!


Gruß,
Laie
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Alt 21.11.2015, 02:39   #3
Lailany
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Kia ora Eky,

huch, wie schön...

Mir scheints, dieses Mal hast du deine Intention verschleiert. Auch nach wiederholtem Lesen fand ich keine eindeutige Interpretation. Das ist aber kein Maßstab und auch nix Neues, denn der Ratefuchs war ich noch nie. Was mich aber nicht davon abhält, es immer wieder zu versuchen.

Rose: Meinst du die Blume?
Ist der Text die Würdigung einer Dame?
Vllt einer ganz bestimmten Dame? Einer Poetin? Mit dem Namen Rose hab ich eine Rose Ausländer aufgespürt, eine Poetin, die mit dem jungen Rilke korrespondiert haben soll.
Ist das der Schlüssel zu deinem Text?

Ok, es steht in Natur. Also die Rose.
Aber schon in Z 1 stellst du das auf den Kopf mit dem Wort erzogen. Würdest du die Blume meinen, hättst du gezogen verwendet, was gerade bei der Rosenzucht ein gängiger Ausdruck ist.
Tippfehler? Falls doch, dieser Fiesling hier lenkt ja den ganzen Text in eine andere Richtung.
Solch Unachtsamkeit trau ich dir aber nicht zu.
Da es also die Rose nicht sein kann, dann besingst du hier eine zweibeinige Rose. Warum aber in Natur?

Nun, meine Grübeleien haben mich nicht weitergebracht.

Ich lass es gut sein und warte gespannt auf deine Antwort.

Vorher küre ich aber noch die Zeile, die mich hin- und wegschmelzen lässt:
wo Blütenblätter zärtlich sich verschwenden....

Wunderschön.

Sehr gern gelesen und besenft.

HG von Lai

PS:
Nun ist mir Laie zuvorgekommen und hats kurz und bündig gelöst.
Die ersten 6 Zeilen beschreiben die Rose, 7 und 8 sind Überleitung zur Rose als Symbol der Liebe.
Fein durchdacht!
Jetzt machts auch für mich Sinn.
HG von Lai (extrem langsam heut....)
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (21.11.2015 um 03:00 Uhr)
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Alt 21.11.2015, 10:09   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Laie, Lai!

Der Text geht vom Beschreibenden über in das Symbol der Liebe, spendet zuletzt aber auch Trost durch Schönheit und Duft. Laie hat es gut analysiert.

Ich habe hier versucht, Rilke's Rosengedichten nachzueifern - ich hoffe, ihm wenigstens annähernd nahe gekommen zu sein! :-[

Nur als Beispiel:

Rose, oh reiner Widerspruch, Lust,
niemandes Schlaf zu sein unter soviel
Lidern.


Oder dies:

Rose, du thronende, denen im Altertume
warst du ein Kelch mit einfachem Rand.
Uns aber bist du die volle zahllose Blume,
der unerschöpfliche Gegenstand.

In deinem Reichtum scheinst du wie Kleidung um Kleidung
um einen Leib aus nichts als Glanz;
aber dein einzelnes Blatt ist zugleich die Vermeidung
und die Verleugnung jedes Gewands.

Seit Jahrhunderten ruft uns dein Duft
seine süßesten Namen herüber;
plötzlich liegt er wie Ruhm in der Luft.

Dennoch, wir wissen ihn nicht zu nennen, zu raten ...
Und Erinnerung geht zu ihm über,
die wir von rufbaren Stunden erbaten.



Dieses Sonett (mit teils betonten Auftakten und überlangen Zeilen) ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie sehr Rilke der Sprachmelodie verpflichtet war. Er kümmerte sich nicht um Regeln, wenn sie seiner lyrischen Vision entgegenstanden!

Und erst dies hier, mein persönlicher Lieblingstext zu diesem Thema:

Das Rosen-Innere

Wo ist zu diesem Inneren
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über vor Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.



Vielen Dank für euer Lob - es freut mich sehr!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Geändert von Erich Kykal (21.11.2015 um 10:13 Uhr)
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Alt 21.11.2015, 12:03   #5
Laie
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Hallo eKy,

Rilkes Art ist natürlich unnachahmlich. Dein Rosengedicht ist in deiner Art und Weise geschrieben und wunderbar gelungen. Mir gefällt es richtig gut!


Gruß,
Laie
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Alt 21.11.2015, 16:32   #6
Erich Kykal
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Hi, Laie!

Aufrichtigen Dank für das schöne Lob!

LG, eKy
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Alt 21.11.2015, 19:50   #7
juli
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Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy :)

Die Rose als Blume und als Symbol der Liebe hast du poetisch beschrieben. Einfach nur schön! Ich habe auch die anderen Gedichte, die du gepostet hast gelesen, und die finde ich auch sehr gelungen. Ich kann dich verstehen, daß du Rilke nacheifern will. Aber du hast deinen eigenen Stil! Ich lese den sehr gerne und wiederhole mich auch gerne.

Wunderbar!

Liebe Grüße sy
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Alt 22.11.2015, 01:35   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, sy!

Hab Dank für die entzückende Wiederholung!

LG, eKy
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Alt 22.11.2015, 07:12   #9
charis
/ Bil-ly /
 
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Gefällt mir gut, lieber Eky, obwohl mir hier deine gewaltige Wortmacht fast zu stark für dieses zarte Wesen erscheint.

Die Geister, die ich rief....

Es zeigt sehr schön, wie etwas, das der Mensch scheinbar veredelt und gezähmt hat, sich seiner Kontrolle entzieht, vielleicht auch das Archaische bewahrt, ein Geheimnis, das er nie wirklich durchschauen kann.

Mir scheint in der ersten Strophe stimmt etwas nicht - Menschenhand - seine?

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (22.11.2015 um 08:44 Uhr)
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Alt 22.11.2015, 10:07   #10
Erich Kykal
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Hi, Charis!

"seine" - des Menschen. Es gibt nur einen indirekten Bezug auf "Menschenhand". Jenes Wort führt den Menschen als Erschaffer oder zumindest Veredler ein, auf den in Z2 dann Bezug genommen wird.
Der Zusammenhang ergibt sich hier eher aus dem Inhaltlichen, nicht direkt aus der Grammatik.

Vielen Dank für den Zuspruch! - "gewaltige, zu starke Wortmacht" (verschämt kicher!), das klingt schon beinah einschüchternd! Ich habe mich nur bemüht, das Ding, das ich beschreibe, mit allem zu sehen, was mich ausmacht.

LG, eKy
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