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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 16.07.2009, 12:01   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Im Vorübergehen

Nach Ernte ruft das Korn.
Die Gerste senkt die Granne,
Der Hafer winkt nach vorn
und sprack sind auch die Gräser.

durch die der Grillen Bläser
in aller Hitzen Banne
zum Mittag und zum Abend rufen.

Der Roggen, unter Ochses Hufen,
läßt noch eine Flöte stehn
für nahen Herbstes Wind,

der jetzt noch Sommerkind.
Heut - im Vorübergehn -
hab ich die Flucht gesehn,
der wir anheimgegeben sind.

Wie Weizen: stumm und blind.

Geändert von Leier (16.07.2009 um 12:42 Uhr)
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Alt 16.07.2009, 12:35   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

liebe cyparis,

sommerstimmung - soweit das auge reicht!
das wort "sprack" kenne ich aber gar nicht , kannst dus mir mal erklären?
heißt das sowas wie prall, voll, reif?

"herbstes Wind" hat leider ein b verblasen- das lässt sich leicht wieder finden.

"ernters hufe" irritieren mich ein wenig - ich dachte bislang immer, die bauen ernten das getreide, pferde( so sie noch irgendwo gehalten werden) sind doch nur gehilfen. oder geht hier gar der teufel zu werke?

vielleicht ginge ja
zu Mittag und zu Abend bitten,
der Roggen , unter Ernters Schritten....
( wobei mich "Ernters" immer noch nicht ganz überzeugt - ich lese da zunächst immer irgendsowas wie ENTE...

na, vielleicht willst du die stelle noch mal überschlafen....


liebe grüße
aus sommerlicher hitze
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 16.07.2009, 12:47   #3
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
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Oh, larin!

Wenn ich Dich nicht hätte!
Die ärgsten Schnitzer hab ich beseitigt (inclusive ENTE - quak,quak!).
Ja:
"sprack" heißt genau das, was Du geschrieben hast.

Teuflische Pardon-Grüße
von
cyparis!
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Alt 16.07.2009, 13:10   #4
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
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liebe cyparis,

molto perfetto, delicioso - oder so ähnlich klingts italienisch!
kann jetzt nichts teuflisches mehr finden - wunderschönes sommerfeld zur erntezeit, vollkommen unkrautfrei.

liebe grüße,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 17.07.2009, 11:21   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe larin,

oijoijoi!
Hab Dank für den Uberschwang!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 18.07.2009, 12:34   #6
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 526
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Hallo cyparis

Deine Antiquitäten aus den Wörterbüchern haben einen gewissen Reiz. Gepaart mit deinem eigenen Sinn für Poesie ergibt dies Gedicht eine heimelig anmutende, augenblickliche Impression.

Ich bin im Jagsttal groß geworden und die gesamte Stimmung des Gedichtes ist mir nicht unbekannt.
wenn ich heute ab und zu wieder mal für einen Nachmittag dort spazieren geh, erinnere ich mich gut und gern an Eindrücke der Kindheit:

heiße Sommer, baden in der Jagst, auf dem Stroh- und Heuwagen, der von Pferden oder Kühen gezogen wurde ganz oben sitzen, beim Dreschen und Schlegeln zuschauen, in Schwaden von Spreu husten und niesen, und (von den Bauern nicht gern gesehen) Spuren im für mich damals "mannshohen" Getreidefeldern treten, Labyrinthe anlegen, jungen Mais schälen und genießen, vom Baum auf eine Beuge Strohballen springen, Falter fangen, Eidechsen und Nattern oder Schleichen in Steingärten mit geworfenen Kieselsteinchen ärgern; natürlich Kirschen klauen, beim Vespern auf dem Feld mit dem wenigsten Arbeitsaufwand die größten eingelegten Gurken und den weichen Speck vom Rauchfleisch abbekommen - all dieser Duft ist dann wieder parat...

deshalb kann ich, glaub ich, dein Gedicht hundertprozentig assoziieren!

So ein Erlebnispark Natur ist zwar noch zu finden, doch wer besucht ihn schon?
Man fährt vielleicht mit offenem Autofenster dran vorbei, doch nimmt das Auge und die Nase wenig davon wahr.


Blaugold
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Alt 20.07.2009, 12:24   #7
ruhelos
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Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
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hallo cyparis,

ein wunderschönes Sommerbild präsentierst du hier deinen Lesern. Sowohl der Stiel als auch die von dir geschaffene Szene findet mein Gefallen. Ganz besonders findet der strophenübergreifende Reim bei mir Anklang, so wird der Leser sanft in die nächste Strophe getragen. Auch für mich gehört das Bild des reifen Getreides zu den schönsten des Sommers. Schade, dass nun der Sichelschnitt naht, seufz.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 29.07.2009, 06:46   #8
Leier
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Lieber Blaugold,

mir wird ganz wehmütig zumute bei Deiner Schilderung. In meiner Jugendzeit gab es noch keine Mähdrescher, nur einenn Dreschschuppen für das ganze Dorf, in dem eine riesige Dreschmaschine stand,die in den Mähtagen und -nächten ununterbrochen arbeitete. Das Schlapfen der riesigen Riemen hab ich heut noch im Ohr.
Auch alles Andere, was Du schilderst ... ach, Heimweh!
Hab Dank!

Liebe ruhelos,

die ersten Felder sind abgeerntet (Weizen), Hafer und Gerste haben nur noch Tage vor sich.
Ich sehe es täglich wirklich im Vorübergehn, wenn ich mit meiner Mutter und ihrem Hund den obligaten Spaziergang mache.
Im Grunde bin ich froh, daß ich blind und stumm bin, denn ein gnädiges Schicksal verrät mir nicht, wann Schnitter Tod zu mir kommt.
Hab auch Du Dank!

Liebe Grüße Euch
von
cyparis
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Alt 29.07.2009, 12:03   #9
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo cyparis,

deine Antwort stimmt mich sehr betroffen. Ich hoffe, du bleibst uns hier noch lange erhalten. Dein Gedicht finde ich sehr ansprechend und ich finde es großartig, wie eine blinde Person, so treffend das Bild wiedergeben kann, welches uns der Sommer jetzt schenkt. Z. Z. bastele ich an einem Gedicht, dass sich mit dem gleichen Thema beschäftigt.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
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Geändert von ruhelos (29.07.2009 um 12:22 Uhr)
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Alt 29.07.2009, 21:09   #10
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe Cypi,
oh, wie mir dein Sommerbild gefällt.
Auch ich assoziiere damit Kindheitserinnerungen, wobei ich gleichzeitig an meine Lehrerin denken muss.
Auf Schulwanderungen (Hand in Hand und mit Gesang) inspirierte sie uns, die Natur zu betrachten.
Durch Kornfelder (bei uns riesengroß) wehte nicht nur Wind. Er machte Wellen, die ein Kornfeld zum Meer machten.
Hafer waren Frauenhaare, die der Wind kämmte.
Sie ließ uns mit geschlossenen Augen "Lieder" hören.



Dein Gedicht trägt eine leichte, aber schöne, Melancholie. Die Ernte haucht das Vorübergehen an, obwohl es gerade angekommen ist.
Du hast dein "Vorübergehen" wunderbar verdichtet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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